Raubbau am Raubfisch
WWF: Mittelmeer-Schwertfisch am Rand des Kollapses / Verbot von Hai-Finning muss für alle Fangflotten gelten
Die großen Raubfische des Mittelmeers stehen unter Druck. Der WWF warnt vor einem Zusammenbruch des Schwertfischbestands und fordert 48 Fischereinationen auf seine jahrzehntelange Überfischung zu beenden, bevor es zu spät ist. Bis Montag entscheiden die ICCAT-Mitgliedsländer (Internationalen Kommission zur Erhaltung der Thunfischbestände) in Portugal über die Zukunft und Bewirtschaftung von Schwertfisch, Blauflossentunfisch und einiger Hai-Arten im Mittelmeer und Nordost-Atlantik.
„Die Folgen der Raubbau-Fischerei auf Schwertfisch sind unübersehbar: Die Fänge sind in den letzten zwanzig Jahren um die Hälfte eingebrochen. Weil der Bestand geschrumpft ist, werden mittlerweile zu viele Jungtiere gefangen, bevor sie sich überhaupt vermehren und zum Arterhalt beitragen konnten. Um diesem Teufelskreis zu entkommen, müssen Höchstfangmengen für Schwertfisch eingeführt werden", fordert WWF Fischerei-Expertin Catherine Zucco. Auch müsse man überprüfen, ob die vorgegebenen Mindestgrößen für gefangenen Fisch ausreichen, um eine Erholung des Bestandes zu unterstützen. Wissenschaftlern zufolge wird doppelt so viel Schwertfisch gefangen wie verträglich wäre. 70 Prozent des Fangs bestehe aus Jungtieren. Für 2015 wurden 10068 Tonnen gefangener Schwertfisch dokumentiert. Die EU-Flotte zieht drei Viertel des gesamten Fangs aus dem Mittelmeer, dabei melden Italien, Spanien und Griechenland die höchsten Fangmengen. Schwertfisch gilt als hochpreisiger Speisefisch, der in Deutschland meist als Schwertfisch-Steak angeboten verzehrt wird.
Auch über das Schicksal von Blau- und Makohai, die im Mittelmeerraum und Atlantik gezielt befischt werden, zeigt sich der WWF besorgt und fordert die Einführung von Fang-Limits. Spanien ist weltweit die drittgrößte Haifangnation, auch Portugal und Frankreich fischen auf Blauhai. Jährlich werden Fänge von 60-70.000 Tonnen Blauhai und 6-7.000 Tonnen Kurzflossen-Mako gemeldet. Höchstfangmengen sind bislang nicht festgelegt.
Der WWF fordert ICCAT auf, ein „Finning-Verbot“ durchzusetzen, das dann auch für Nicht-EU Staaten gültig ist. Die EU hatte diese Fischereipraxis, bei der lebendigen Haien die wertvollen Flossen abgeschnitten werden, 2013 verboten. ICCAT-Mitgliedsländer wie Brasilien und Taiwan sind daran bei ihren Fangfahrten im Mittelmeer und Nordatlantik bislang nicht gebunden. Haiflossen sind vor allem auf dem südost-asiatischen und asiatischen Markt begehrt. „Das Finning-Verbot muss für alle Fangschiffe gelten und die Einhaltung der bestehenden EU-Regeln muss besser kontrolliert werden“, fordert Catherine Zucco vom WWF. Problematisch sei auch, dass regelmäßig geschützte Haiarten wie Hammerhaie oder Weißspitzen-Hochseehaie als Beifang sterben.
Auch die Fischerei auf Blauflossentunfisch im Mittelmeerraum wird von ICCAT geregelt. Da sich der lange dramatisch überfischte Bestand derzeit wieder erholt, empfiehlt der WWF den geltenden Wiederaufbau-Plan umzusetzen, eine Gesamtfangmenge von 23.155 Tonnen Blauflossentun für 2017 festzulegen und das Vorsorgeprinzip beizubehalten.