Sohlerosion stoppen
Gesamtkonzept Elbe muss Zukunft der Elbe sichern
Anlässlich der am Montag in Magdeburg stattfindenden ersten Regionalkonferenz zum Gesamtkonzept Elbe begrüßt die Allianz der Umweltverbände und Bürgerinitiativen den begonnenen Prozess als wichtigen Schritt für einen nachhaltigen Umgang mit Deutschlands letztem freifließenden Strom, der Elbe.
Zugleich fordern die Verbände, dass im Gesamtkonzept Elbe die Weichen für eine zukunftsorientierte und nachhaltige Entwicklung der Elbe gestellt werden, die die wertvollen Ressourcen der Flusslandschaft auch für zukünftige Generationen wiederherstellt und erhält. Zusätzlich muss sich darin eine Antwort zur Sohleintiefung finden. Die schädliche Eintiefung muss gestoppt und die Sohle angehoben werden. Eine bloße Reduzierung der Erosionsrate sei langfristig nicht ausreichend, da dies keine Verbesserung der unhaltbaren Situation an der Elbe bedeute. Eine Antwort könne ein integriertes Maßnahmenpaket sein, das über die bisherige Geschiebezugabe hinausgeht. „Erste gezielte Vorhaben sind baldmöglichst umzusetzen, denn jede weitere Eintiefung erschwert zukünftige Lösungskonzepte“, sind sich die Verbände und Pro Elbe einig.
Seit vielen Jahren fordern Umweltverbände, Bürgerinitiativen und andere gesellschaftliche Institutionen ein naturverträgliches Gesamtkonzept, um die drängenden Probleme am Elbfluss zu bewältigen. „Der inzwischen von Bund und Ländern initiierte Prozess bietet das Potential, den jahrelangen ergebnislosen Dauerkonflikt um den Fluss zu lösen und so den Weg ebnen, um unter anderem die europäische Wasserrahmenrichtlinie endlich korrekt umzusetzen.“ so die Vertreter von BUND, NABU, WWF und der Bürgerinitiative Pro Elbe.
„Eines der größten Probleme für Naturschutz, Wasserhaushalt aber auch mit Auswirkungen auf die Schifffahrt ist die Tiefenerosion der Elbsohle. Sie ist vor allem eine Folge der Begradigung des Elblaufs, der Uferbefestigungen und der Buhnen. Langfristig betrachtet bedroht diese Entwicklung die gesamte Natur- und Kulturlandschaft des Elbetals wie z.B. das UNESCO-Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe und das UNESCO-Welterbe Dessau-Wörlitzer Gartenreich. Denn durch die Sohlerosion sinkt der Wasserspiegel der Elbe. Damit wird der Aue das Wasser entzogen, das sie für ihr Überleben dringend benötigt.“ erklärt Georg Rast, Gewässerexperte des WWF.
„Der Mensch profitiert maßgeblich von den ökologischen Leistungen der Flüsse und ihrer Auen. Dazu gehören beispielsweise die Selbstreinigung, der Hochwasserschutz, die Funktion als Nährstoffsenke sowie als Speicher von Klimagasen. Ein funktionierender Wasserhaushalt, also die Versorgung der Auen mit Wasser, und eine naturnahe Wasserstands-Abflussdynamik sind Voraussetzung dafür. Daher ist es die Aufgabe eines Gesamtkonzepts, das vorhandene Regelungssystem der Elbe so zu modifizieren, dass es nicht nur verkehrlichen sondern auch ökologischen Anforderungen gerecht wird.“ betont der NABU Elbe-Experte Yves Bloege.
BUND-Elbe Expertin Iris Brunar fordert ein Umdenken: „Bislang lag die Priorität im Umgang mit der Elbe auf ihrer Funktion als Wasserstraße, trotz der negativen Auswirkungen auf die Flusslandschaft und trotz zurückgehenden Transportvolumens per Schiff. In Zeiten des Klimawandels und der sich häufenden Extreme von Hoch- und Niedrigwasser muss neu nachgedacht werden. Das Gesamtkonzept Elbe bietet endlich eine Gelegenheit umzusteuern und ein nachhaltiges Miteinander von Mensch und Natur möglich zu machen.“
„Die Natur der Flusslandschaft Elbe bedeutet für jene die hier leben ein Stück Heimat und lockt immer mehr Menschen in die Region. Der Tourismus wuchs in den letzten Jahren mehr und mehr zu einer wirtschaftlichen Größe. Die Besucher entdecken Landschaften, Tiere und Pflanzen, die es anderswo nicht oder nur noch selten gibt. Um die Flusslandschaft in dieser Region zu erhalten, muss die Elbe wieder breiter werden und langsamer fließen.“ betont Angela Stephan, Sprecherin der Bürgerinitiative Pro Elbe.