Deutschlands „Wasserproblem“

WWF: Wasser wird weltweit immer knapper. / 780 Millionen Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser.

Trinkwasser aus Bergfluss Schweden © Staffan Widstrand WWF

Die Naturschutzorganisation WWF warnt anlässlich des Weltwassertags am 22. März vor einer gefährlichen Zuspitzung der globalen Wasserkrise. Laut WWF-Analysen könnte bis 2050 der weltweite Wasserbedarf nochmals um 55% ansteigen. Es drohten  ökologische, ökonomische und soziale Katastrophen, von denen auch Deutschland betroffen wäre. Über 780 Millionen Menschen haben laut WWF derzeit keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und 2,6 Milliarden Menschen lebten ohne grundlegende Sanitäreinrichtungen.

 

Eine wachsende Bevölkerung, steigender Konsum und der Klimawandel werden, so die WWF-Prognose, die Verfügbarkeit und Qualität von Wasser weiter verschlechtern. Zugleich gingen laut WWF die entscheidenden Wasser-Ökosysteme verloren: In den vergangenen 100 Jahren sind demnach weltweit über 50 Prozent der Flusssysteme, Moore und Seen verschwunden. Dementsprechend seien besonders Regierungen und Unternehmen in der Pflicht, nachhaltige Wassermanagementstrategien zu entwickeln und die Ressource gerecht aufzuteilen.

 

„Nicht nur in Entwicklungsländer und Wüstenregionen ist Wasserknappheit ein Problem. Für die Wasserkrise verantwortlich und zugleich von ihr betroffen sind wichtige deutsche Wirtschaftssektoren“, so WWF-Experte Philipp Wagnitz. „Egal ob Gemüse aus Spanien, Baumwolle aus Indien, Metalle aus Südafrika oder Phosphor aus China, auf all diese Produkte sind die Menschen und Unternehmen in Deutschland angewiesen. Zugleich sind diese Güter mit einem erheblichen Wasserbedarf und daher mit einem großen Risiko verbunden.“

 

So bezog die deutsche Wirtschaft aus dem wasserintensiven, südafrikanischen Bergbausektor 2015 rund 6,5 Mio Tonnen Steinkohle, Metalle und Erze im Wert von rund 1,9 Milliarden Euro. Im wasserarmen Pakistan hinterlässt Deutschland durch den Import von Baumwolle und Textilien jährlich durchschnittlich einen Wasser-Fußabdruck in Höhe von 5,46 Kubikkilometern. Das entspricht beinahe dem doppelten Volumen des Starnberger Sees. Und in Spanien droht sich „Europas Gemüsegarten“ Almeria durch teils illegale Bewässerung selbst auszutrocknen, wobei die Bundesrepublik von dort allein 2015 knapp 180.000 Tonnen Tomaten im Wert von rund 260 Mio. Euro bezog.

 

Verbraucher-Tipps 

Wir brauchen Wasser. Jeden Tag. Umgelegt auf die Einwohnerzahl hat jeder Deutsche einen täglichen Wasser-Fußabdruck von 5.288 Litern, was etwa 25 Badewannenfüllungen entspricht. Darin enthalten ist nicht nur der mit rund 120 Liter recht geringe, direkte Wasserverbrauch (waschen, duschen, trinken, putzen etc.) pro Person und Tag. Der Rest wird mit unserem indirekten Verbrauch belegt: Wasser, das  wir wegen unseres Konsums von Nahrung und Industriegütern benötigen und das häufig „importiert“ wurde.

 

Es braucht vor allem mündige Konsumenten. Die Verbraucher müssen bei den Unternehmen ein nachhaltiges Wassermanagement entlang der kompletten Lieferkette einfordern. Gemeinsam mit ihren Produzenten und Zuliefer-Betrieben müssen deutsche Unternehmen Antworten auf die lokalen Probleme im Flussgebiet vor Ort finden, aus denen sie Güter und Rohstoffe beziehen.

 

Auch ein bewusster und nachhaltiger Lebensstil kann bei der Wasserproblematik helfen. Daher: 

  • regionale und saisonale Produkte bevorzugen. 
  • weniger Fleisch essen. Rind- und Schweinefleisch gelten als besonders „durstige“ Güter. (Zum Vergleich: ein Burger benötigt in der Produktion 2400 Liter Wasser) 
  • während des Urlaubs in „Wasserrisiko-Regionen“ auf den eigenen Verbrauch achten.
  • zum Golf-Urlaub lieber in heimische Gefilde reisen. Für die Bewässerung eines 18-Loch-Golfplatzes werden etwa in Spanien jedes Jahr 700 000 Kubikmeter Wasser verbraucht. Damit ließe sich ein Jahr lang eine Stadt mit 15 000 Einwohnern mit Trinkwasser versorgen. 
  • Trinkwasser aus der Leitung gegenüber Wasserflaschen bevorzugen. Die Leitungswasserqualität ist in Deutschland flächendeckend sehr gut. Trinkwasser verbraucht in der Herstellung pro Liter 1000mal weniger Energie und Rohstoffe als in Flaschen abgefülltes Wasser. Wer das nicht möchte, sollte Wasser aus regionaler Produktion und in Mehrwegflaschen wählen.

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WWF Presse-Team