Zum Geburtstag viel Einfluss
Deutsches Umweltministerium wird 30 / WWF fordert stärkere Rolle in Regierung
Berlin - Das Bundesumweltministerium feiert runden Geburtstag. Vor 30 Jahren, am 6. Juni 1986 – als Reaktion auf den nur wenige Wochen zuvor erfolgten atomaren Unfall von Tschernobyl – wurde das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit aus der Taufe gehoben. Der WWF Deutschland zieht ein überwiegend positives Fazit aus drei Jahrzehnten Arbeit der Bundesbehörde, macht jedoch auf wachsende Herausforderungen und manchmal fehlende Durchsetzungsfähigkeit gegenüber anderen Ministerien aufmerksam.
„Nur wenige Ministerien haben die Geschichte Deutschlands in den vergangenen 30 Jahren im Inneren und Äußeren so geprägt. Das konnte 1986, als das BMU quasi als Verlegenheitsreaktion gegründet wurde, keiner absehen“, lobt Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz beim WWF Deutschland. „Wenn Deutschland heute in der Welt nicht nur mit Fußball und schnellen Autos assoziiert wird, sondern auch mit seinem Engagement für Umweltschutz, liegt das auch am Umweltministerium.“ Als Beispiele wichtiger Wegmarken nennt Heinrich die Rio-Konferenz von 1992 und die Klimagipfel von Kyoto und Paris, zu deren Erfolg das deutsche Umweltministerium maßgeblich beigetragen habe. Auf nationaler Ebene seien die Energiewende und der Atomausstieg hervorzuheben sowie die Sicherung des Naturerbes im Zuge der deutschen Einigung.
Für die Zukunft wünscht sich der WWF ein Wiedererstarken des Umweltministeriums. Leider wehe der Wind derzeit aus einer anderen Richtung. „Die Bedeutung des Umweltministeriums hat in den vergangenen Jahren spürbar nachgelassen, was sich auch in der glücklosen Zusammenlegung mit dem Bauressort ausdrückt. Das Thema Umweltschutz scheint seitdem nicht mehr wichtig genug, um alleine zu stehen.“ Die Herausforderungen im Natur- und Umweltschutz seien deutlich gewachsen. Dies müsse auch die Rolle des Ministeriums in der Regierung widerspiegeln. „Das Umweltministerium sitzt häufig zwischen den Stühlen. Am Ende setzen sich in der Regierung leider zu häufig die Verfechter kurzfristiger ökonomischer Interessen durch, insbesondere die einer nicht-nachhaltigen Landwirtschaft“, so Christoph Heinrich. Dies müsse sich im Interesse aller Menschen in Deutschland ändern.