Arktis: Mit Eisschmelze kommen die Killerwale
Die Eisschmelze im Nordpolarmeer hat in diesem Jahr wieder dramatische Ausmaße angenommen. Nach heute <link http: nsidc.org arcticseaicenews>veröffentlichten Zahlen schrumpfte die Eisfläche der Arktis auf 4,41 Millionen Quadratkilometer, das ist der viert-niedrigste Stand seit Beginn der Satellitenmessungen. Der durch den Klimawandel beschleunigte Rückgang des Meereises führt zu schwerwiegenden Veränderungen im arktischen Ozean. Fische in der Barentssee wandern nach Norden ab, bis zu 160 Kilometer pro Dekade. Auch neue Arten stoßen ins zunehmend eisfreie Terrain vor: In der Kanadischen und Norwegischen Arktis werden vermehrt Orcas gesichtet, die oft auch als Killerwale bezeichnet werden. „Wenn neue große Raubtiere wie Orcas einwandern, können sie das gesamte Ökosystem des arktischen Ozeans verändern“, warnt Dr. Sybille Klenzendorf vom WWF-Arktisprogramm. Die neuen Räuber machen Jagd auf andere Meeressäuger von Robben bis zum Grönlandwal. Killerwale kommen in fast allen Weltmeeren vor, sind aber für stark eisbedeckte Lebensräume nicht angepasst und meiden diese bisher. „Im Gegensatz zu arktischen Walen haben Orcas sehr große Rückenflossen, die in stark vereisten Gewässern hinderlich sind. Erst der Rückgang des Meereises ermöglicht den Killerwalen längere und weitere Beutezüge ins Polarmeer.“ Nicht nur Wissenschaftler und Umweltschützer, auch die Inuit zeigen sich besorgt, insbesondere weil Orcas dieselben Tiere jagen, die die Inuit mit Nahrung versorgen.
Für viele angestammte Arktisbewohner ist der Rückgang des Meereises bedrohlich. Zehntausende Walrösser strandeten im August in einer Massenansammlung an Alaskas Küste. Normalerweise nutzen die Kolosse das Packeis zum Rasten und gehen von dort auf Fischfang. Man geht davon aus, dass insbesondere Jungtiere in den Walrossmassen zu Tode getrampelt werden, wenn die Tiere aus Eismangel aufs Festland ausweichen. Auch Eisbären schmilzt mit dem Klimawandel der Lebensraum unter den Tatzen weg. Normalerweise jagen sie vom Packeis aus Robben, die in Eislöchern zum Atmen auftauchen. Allerdings trägt die schmelzende Eisdecke die Bären oft nicht mehr bis in die Jagdgründe. „Die Beutezüge werden immer kraftraubender, weil die Eisbären Langstrecken von bis zu 300 Kilometern schwimmend zurücklegen müssen. Auf dem Festland „gestrandete“ Eisbären, die nicht rechtzeitig mit dem im Sommer schmelzenden Meereis nach Norden wandern, müssen bis zum Winter hungern, da an Land nicht ausreichend Nahrungsquellen zur Verfügung stehen“, so WWF-Expertin Klenzendorf. Die Veränderungen durch den Klimawandel seien in der Arktis deutlich sichtbar und beunruhigend, nur ein verbindliches Klimaschutzziel zur Reduktion der Treibhausgase kann ihnen etwas entgegensetzen.