52.000 Stimmen gegen Lebensmittelverschwendung
Petitionsübergabe an Bundesregierung: WWF fordert „Aktionsplan gegen Lebensmittelverschwendung“ / UN-Nachhaltigkeitsziele: Bundesregierung will sich zu Halbierung der Verluste bekennen.
Die Umweltschutzorganisation WWF hat in Berlin eine Online-Petition gegen Lebensmittelverschwendung an Landwirtschaftsminister Schmidt übergeben. Stellvertretend für die über 52.000 Unterzeichner forderte Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz beim WWF Deutschland, bei dem Termin im Landwirtschaftsministerium von der Bundesregierung eine nationale Strategie gegen Lebensmittelverschwendung.
„Die Bundesregierung will sich morgen auf der UNO-Vollversammlung zu den globalen Nachhaltigkeitszielen verpflichten. Eines davon ist, die Lebensmittelverluste bis 2030 zu halbieren. Dieser politischen Willensbekundung müssen dann aber auch Taten folgen“, so Heinrich. „Es braucht noch vor Ende der aktuellen Legislaturperiode einen nationalen Aktionsplan, mit klaren Zielvorgaben, Zuständigkeiten und vor allem einer entsprechenden Finanzierung.“ Eine Forderung, die sich angesichts der aktuellen Haushaltsberatungen des Bundestages, auch an die stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der Koalitions-Parteien, Gitta Connemann (CDU) und Ute Vogt (SPD), richtet. Der WWF hatte den beiden Abgeordneten die Petition ebenfalls übergeben.
Bundesminister Christian Schmidt betonte im Gespräch mit Christoph Heinrich, dass es weder moralisch noch ethisch zu rechtfertigen sei, Ressourcen in einem so großen Umfang zu verschwenden. Die Initiative seines Ministeriums Zu gut für die Tonne! sei das Grundelement für eine nationale Strategie zur Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung. „Der Schwerpunkt der Aktivitäten lag bisher im Bereich der Privathaushalte. Ich will aber noch stärker als bisher alle übrigen Akteure entlang der Wertschöpfungskette einbeziehen“, betonte der Minister.
Insgesamt gehen in Deutschland laut einer WWF-Studie pro Jahr über 18 Mio. Tonnen Nahrungsmittel verloren. Dies entspricht fast einem Drittel des Nahrungsmittelverbrauchs der Bundesrepublik. Da rund 60 Prozent des Lebensmittelabfalls entlang der Wertschöpfungskette vom Produzenten bis hin zu Großverbrauchern wie Gastronomie und Kantinen anfallen, sei der Verschwendung mit Verbraucheraufklärung allein nicht beizukommen, so der WWF. Es bräuchte vielmehr eine ressortübergreifende Koordinierungsstelle, die gemeinsam mit Wirtschaft, Wissenschaft und Konsumenten herausfindet, warum Verluste anfallen, wie sie vermieden werden könnten und diesen Prozeß dann umsetzt.
Gitta Connemann (CDU)
Gitta Connemann (CDU): „Lebensmittelverschwendung geht uns alle an. Wer Lebensmittel wegwirft, verschwendet Nahrung, Energie und andere wertvolle Ressourcen. Den Preis dafür zahlen auch andere. Deshalb gehören alle Akteure an einen Tisch. Das BMEL hat dafür das Fundament mit der Initiative Zu gut für die Tonne! gesetzt. Darauf kann ein Nationaler Aktionsplan aufbauen.“
Ute Vogt (SPD)
Ute Vogt (SPD): „Angesichts der Welternährungslage ist unser nachlässiger Umgang mit Ressourcen beschämend“, erklärte Vogt anlässlich der Übergabe. „Die SPD-Bundestagsfraktion hat beantragt, dass im Bundeshaushalt die Mittel für die Initiative Zu gut für die Tonne! verdoppelt werden. Wir müssen damit erreichen, dass Unternehmen das Thema aktiv angehen.“