Naturschutzoffensive für Deutschland
Umweltministerium stellt Initiative für die Erhaltung der biologischen Vielfalt in Deutschland vor/ Umweltverbände: Zeit der Sonntagsreden ist vorbei
Anlässlich der Bekanntgabe einer neuen Initiative zum Schutz der biologischen Vielfalt durch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks fordert eine Allianz der großen deutschen Umweltverbände ein konsequentes Handeln der gesamten Bundesregierung. Nach Einschätzung von BUND, DNR, DUH, NABU und WWF können die selbstgesteckten Ziele der Bundesregierung zum Schutz der Biologischen Vielfalt in Deutschland bis 2020 nur noch erreicht werden, wenn massiv umgesteuert werde. Ziele, die bis spätestens 2015 hätten erreicht werden sollen, wurden zudem klar verfehlt. Die „Zeit der wohlklingenden Sonntagsreden“ sei vorbei. Zahlreiche Schutzgebiete, so die Kritik der Verbände, seien in einem schlechten Zustand, es gebe keine ausreichende Vernetzung und der Artenschwund in Deutschland sei weiterhin ungebremst dramatisch. Die angekündigte Umsetzungsinitiative wurde in einer gemeinsamen Erklärung der Umweltschutzorganisation als „dringend notwendiges Zeichen zur rechten Zeit“ bewertet. Bundesregierung und Länder müssten jetzt endlich dafür sorgen, dass die Nationale Strategie zur Biologischen Vielfalt (NBS) mit Leben gefüllt und umgesetzt werde. Ausdrücklich begrüßt wurde, dass Hendricks mit der Forderung nach einer grundlegenden Neuausrichtung der Agrarsubventionen eine längst überfällige Diskussion angestoßen habe.
Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger forderte vor allem Verbesserungen beim Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000: „Die Natura 2000-Schutzgebiete sind größtenteils in einem schlechten Zustand. Bei einer Vielzahl von ihnen fehlen festgeschriebene Schutzziele und ausreichende Managementpläne. Es mangelt außerdem an Wanderkorridoren, damit ein Austausch von Arten zwischen den Gebieten möglich ist. Erforderlich ist außerdem eine bundesweite Biotopverbundplanung, für deren Umsetzung alle zuständigen Bundesministerien gemeinsam verantwortlich sein müssen.“
DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner ergänzt: „Die NBS ist eine Regierungsstrategie, zu deren Umsetzung alle Bundesministerien beitragen müssen. Alle Planungen und Gesetze der Bundesregierung müssen auf ihre Verträglichkeit für die biologische Vielfalt als Grundlage allen Lebens hin überprüft werden, wie wir bereits zum Beginn der UN-Dekade zur Biologischen Vielfalt 2010 gefordert haben. Jetzt zu deren Halbzeit nach fünf Jahren und Fortschritten nur in wenigen Bereichen ist es höchste Zeit, dass die gesamte Bundesregierung ihre Verantwortung für die Umsetzung wahrnimmt.“
DNR-Vizepräsident Leif Miller hebt die internationale Verantwortung Deutschlands hervor, die es ebenso zu berücksichtigen gelte: „Als Mitunterzeichner der 2030-Agenda für Nachhaltige Entwicklung ist Deutschland aufgefordert, den Schutz der biologischen Vielfalt zu gewährleisten. Wir können es uns nicht leisten, im eigenen Land zu versagen, wenn wir gleichzeitig den Erhalt der globalen Ökosysteme einfordern.“
NABU-Präsident Olaf Tschimpke betont die entscheidende Bedeutung einer verantwortlichen Landnutzungspolitik: „Die nicht-nachhaltige Landnutzung ist das Hauptproblem im Natur- und Umweltschutz. Ich bin froh, dass Ministerin Hendricks mit der Abschaffung der Agrarsubventionen klar Ross und Reiter benennt. Das Bundeslandwirtschaftsministerium ist nun gefordert, eine Neuausrichtung der Agrarförderung nach dem Prinzip ‚Geld gegen Leistung‘ aktiv zu unterstützen.“
WWF-Vorstand Christoph Heinrich fordert einen massiven Ausbau der Investitionen für Biologische Vielfalt seitens des Bundes und der Länder. Schließlich belegt eine vom BMUB selbst in Auftrag gegebene Studie, dass zur Wiederherstellung und zum Erhalt wichtiger Ökosysteme in Deutschland jährlich rund drei Milliarden Euro notwendig wären. „Investitionen in unsere Biodiversität lohnen sich letztlich für alle Bürger, denn sie sichern uns Leistungen der Natur, die umgerechnet einen Mehrwert von neun Milliarden Euro haben. Dazu zählen etwa die Bereitstellung von sauberem Wasser, positive Klimawirkungen und vielfältige Erholungslandschaften.“