Klimawandel erreicht Supermärkte

Klimawandel erreicht Supermärkte

Kaffeeanbau in Brasilien © iStock / Getty Images
Kaffeeanbau in Brasilien © iStock / Getty Images

Der Klimawandel wirbelt bekannte Temperatur- und Niederschlags-muster durcheinander und Extremwetter wird häufiger. Die Folgen können für Bauern zunehmend existenzbedrohend sein – insbesondere in Übersee. Doch die Folgen von Ernteausfällen machen sich nun auch schon in deutschen Supermärkten bemerkbar. Am Beispiel von Kaffee, Bananen, Orangen und Haselnüssen hat der WWF einige beliebte Genussmittel unter die Lupe genommen, die in ihren Erzeugerländern wie Brasilien und Vietnam mit zu den wichtigsten Exportgütern zählen.

 

„Höhere Temperaturen fördern in vielen Regionen die Verdunstung, oftmals geht das einher mit verstärkten Dürreperioden. Zudem erwarten wir auch extremeren Starkregen mit Überflutungen. Das kann die Ausbreitung von Pflanzenschädlingen begünstigen. Bereits heute führt all das zu Ernteausfällen bei vielen Agrarrohstoffen und wird in Zukunft deutlich häufiger vorkommen“, sagt Thilo Pommerening, Klimaschutzexperte des WWF Deutschland. „Die aktuellen Dürren in Brasilien und Kalifornien geben uns einen Vorgeschmack auf die Zukunft, wenn die Folgen des Klimawandels noch spürbarer werden.“

 

Mit der Fallsammlung wolle der WWF darauf hinweisen, was der Menschheit blühe, sollte ihr keine deutliche Minderung der Treibhausgasemissionen gelingen. Die betroffenen Länder sollten zudem bei der Anpassung an den Klimawandel unterstützt werden. Seien die Folgen - höhere Preise, schlechtere Qualität - hierzulande noch zu verschmerzen, könnten sie in den Anbauländern für Landwirte und Farmarbeiter dramatisch sein.

 

Die Hälfte des weltweiten Kaffeeanbaus findet in Brasilien und Vietnam statt und ist dort ein wichtiger Wirtschaftszweig. Als weltweit zweitgrößter Kaffee-Importeur bezieht Deutschland die Hälfte seines Rohkaffee-Bedarfs aus diesen beiden Ländern. Dort kam es in den letzten Jahrzehnten aufgrund zunehmender Wasserknappheit bereits zu drastischen Ernteeinbußen. Vietnam gehört zu den am meisten vom Klimawandel betroffenen Ländern der Welt. Brasilien könnte aufgrund des Klimawandels bis 2070 rund ein Drittel der aktuell für den Kaffeeanbau geeigneten Gebiete verlieren, global gesehen könnte bis Mitte des Jahrhunderts sogar die Hälfte der bisherigen Kaffeeanbauflächen unbrauchbar werden.

 

Auch Bananen, das meist angebaute Obst der Welt, leiden stark. Wärmere Temperaturen, Stürme und Überflutungen begünstigen die großflächige Ausbreitung gefährlicher Bakterien und Pilzen, deren Bekämpfung sehr teuer ist. In Kolumbien, dem drittgrößten Exportland, könnten bis 2060 etwa 60% der heute für den Bananenanbau geeigneten Flächen durch den Klimawandel unbrauchbar werden.

 

Die Orangenernte wiederum ist durch Trockenheit bedroht. Die Hälfte des weltweit konsumierten Orangensafts kommt aus Brasilien, 80% der dort produzieren Orangen werden im Bundesstaat São Paulo angebaut. Inzwischen ist teilweise intensive Bewässerung notwendig, die in den 1960er und 1970er Jahren noch nicht nötig war. Die Anbaugebiete verschieben sich aufgrund des Klimawandels in den Süden des Bundesstaates. Auch die wichtigen Anbaugebiete in Kalifornien und Florida werden stets mehr betroffen sein – sei es durch Wassermangel oder aber auch durch den Anstieg des Meeresspiegels.

 

Im Falle von Haselnüssen dominiert die Türkei den Weltmarkt mit einem Anteil von über 70% an der weltweiten Produktion. Starke Ernteausfälle führten 2014 dazu, dass sich der Weltmarktpreis mehr als verdoppelte und viele deutsche Supermärkte in der Vorweihnachtszeit keine Haselnüsse anbieten konnten. Das türkische Umweltministerium rechnet für die gesamte türkische Landwirtschaft mit einer Verlagerung von Anbaugebieten und Ernteeinbußen – und in der Folge mit einem Wohlstandsrückgang für das Land.

 

„Bislang konzentriert sich die Wissenschaft noch auf einzelne ausgewählte Lebensmittel. Die Auswirkungen des Klimawandels auf die globale Nahrungsmittelversorgung insgesamt sind noch nicht gesamtheitlich erforscht. Das müssen wir dringend anpacken“, sagt Pommerening.

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