Indonesien geht in Rauch auf
WWF-Bericht: Brände vernichten mind. 1,7 Mio. Hektar Wald / Schwere Folgen für Klimaschutz, Gesundheit, Umwelt und Wirtschaft
Die diesjährigen Waldbrände in Indonesien zählen zu den schlimmsten, die das Land in den letzten Jahrzehnten erlebt hat. <link http: www.wwf.de fileadmin fm-wwf publikationen-pdf wwf-information_-_feuer_in_indonesien.pdf _blank external-link>Dieses Fazit zieht der WWF in einem aktuellen Bericht. Mindestens 1,7 Millionen Hektar Wald seien seit Juni bislang in dem südostasiatischen Staat vernichtet worden, was etwas mehr als der Fläche Thüringens entspricht. Die Konsequenzen für den Klimaschutz seien fatal: Allein die Feuer hätten Treibhausgasemissionen von rund 1,7 Milliarden Tonnen produziert – fast das Doppelte des gesamten jährlichen Ausstoßes Deutschlands. Als Folge sei Indonesien nach China, den USA und Indien nun das Land mit den vierthöchsten CO2-Emissionen der Erde. Kurz vor der Klimakonferenz in Paris stehe die Regierung international unter Druck.
„Die Waldbrände in Indonesien sind eine menschengemachte Umweltkatastrophe“, so Yougha von Laer, Referentin für Wald und Klima beim WWF Deutschland. „Die wiederkehrenden Feuer entwickeln sich zu einer immer größeren Bedrohung für Mensch und Natur und das weit über die Grenzen des Landes hinaus.“
Die Folgen für den Artenschutz lassen sich nach Angaben des WWF noch nicht beziffern. Fest stehe jedoch, dass ein großer Teil der Feuer in Lebensräumen bedrohter Tierarten wie Orang-Utan, Asiatischem Elefant, Tiger und Nashorn wüteten. In der Provinz Kalimantan auf der Insel Borneo seien die Habitate der Orang-Utans schwer betroffen, darunter auch viele Nationalparks. Die Population der Menschenaffen wird auf Borneo auf weniger als 50.000 Individuen geschätzt. Auch die direkten gesundheitlichen Schäden für Menschen seien immens. Über 40 Millionen Personen waren dem Rauch in Indonesien ausgesetzt, über eine halbe Million erlitten schwere Atemwegserkrankungen, mindestens zehn Menschen starben.
Die Ursachen für die zunehmenden Waldbrände seien in Indonesien selbst, aber auch in der Entwicklung globaler Märkte zu finden. Rohstoffe wie Zellstoff, Palmöl oder Kautschuk, für deren Produktion auf riesigen Plantagen die indonesischen Wälder weichen müssten, seien weltweite Handelsprodukte und ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für den Inselstaat. Rund 30 Prozent der Brände in 2015 sind laut WWF auf Zellstoff- und Holzplantagen entdeckt worden, weitere zehn Prozent in Palmölkonzessionen. In der Landwirtschaft werde Feuer illegal eingesetzt, um bereits genutzte Flächen von Pflanzenresten zu befreien, aber auch um neue Gebiete für den Anbau zu gewinnen. Diese Brände gerieten dann häufig außer Kontrolle.
Hinter den Brandstiftern steckten häufig Großkonzerne wie etwa Asia Pulp and Paper (APP), einer der weltgrößten Papier- und Zellstoffproduzenten, oder der Palmöl-Gigant Wilmar. „Allein auf der Insel Sumatra befanden sich 39 Prozent aller Brände auf Konzessionen von APP“, kritisiert Yougha von Laer. „Die indonesische Regierung muss endlich an der Wurzel des Problems ansetzen und die Schuldigen bestrafen.“ Haupthindernis für eine effektive Kontrolle der Brände und die Verfolgung der Verursacher seien das schwache Justizsystem und die grassierende Korruption. Sanktionen gegen Plantagenbetreiber gebe es kaum.
Wichtig für die Vermeidung zukünftiger Brände sei auch ein verbesserter Landnutzungsplan. Unklare Besitzverhältnisse und Vorschriften führten häufig zu Konflikten, die sich dann in Brandschatzungen äußerten. Das Ziel müsse darin bestehen, ein gesundes Gleichgewicht zwischen Land- und Forstwirtschaft, besiedelten Flächen und Naturschutzgebieten zu erreichen. Bislang erschwerten die mangelhafte Rechtsdurchsetzung und die Korruption jedoch jeden Versuch, die Ursachen der Waldbrände an den Wurzeln zu bekämpfen.
WWF-Referentin von Laer hofft daher auch auf Signale von außerhalb: „Wir brauchen internationalen Druck, um die Regierung zum Handeln zu bewegen. Die Staatengemeinschaft muss Indonesien klarmachen, dass sie entschieden gegen die Waldbrände vorgehen muss. Aber auch Unternehmen stehen in der Verantwortung. Sie sollten genau überprüfen, woher ihre Ressourcen stammen und ihren Handelspartnern klarmachen, dass sie keine Umweltverbrechen tolerieren.“