Dicke Bäume im Steigerwald brauchen Schutz
BN und WWF kämpfen um dicke Bäume von nationaler Bedeutung
Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz kritisierten der BUND Naturschutz in Bayern (BN) und der WWF Deutschland, dass die Staatsregierung und die Bayerischen Staatsforsten (BaySF) das Waldschutzgebiet bei Ebrach zu Fall bringen wollen, um gezielt an alte Baumriesen die Kettensäge zu legen. Die aktuellen Ergebnisse eines Kartierprojektes belegen die nationale Bedeutung des Geschützten Landschaftsbestandteils. Seit etwa einem Jahr wurden in diesem Schutzgebiet dicke, alte Bäume mit GPS-Geräten erfasst. Dabei konnten bislang auf etwa einem Drittel des Schutzgebietes knapp 3.000 Starkbäume festgestellt werden, überwiegend dicke Buchen. „Die bayernweit herausragende Häufung großer, alter Buchen im Kerngebiet des diskutierten Nationalparks Steigerwald unterstreicht die sehr gute Eignung der dortigen Staatswälder für einen Nationalpark“, so Diana Pretzell, Leiterin Naturschutz im WWF Deutschland. „Wir haben den gezielten Einschlag von Starkbäumen im Staatsforst im Steigerwald schon mehrfach dokumentiert und fordern die Staatsregierung auf, das Schutzgebiet zu erhalten, um damit die dicken und alten Bäume zu schützen“, so Hubert Weiger, Landesvorsitzender des BN.
Ebracher Schutzgebiet soll viele dicke Buchen schützen
Der BUND Naturschutz und der WWF Deutschland haben im März 2014 ein Kartier-Projekt auf den Weg gebracht, um zu überprüfen wie viele dicke, alte Bäume es in dem Schutzgebiet noch gibt. Der WWF Deutschland hat dazu im Rahmen des Projektes Wildes Deutschland das GPS-Gerät und der BN die Kartierung finanziert. Auf bislang 226 Hektar – knapp 30 % der Fläche des Schutzgebiets - wurden 2934 dicke Bäume lagegenau erfasst. Ein Großteil der Starkbäume waren Buchen (80 %), gefolgt von Eichen (10 %) und einigen anderen Baumarten. „Für das gesamte Waldschutzgebiet rechnen wir mit einer Größenordnung von 8.000 bis 10.000 dicken und alten Bäumen“, so Hubert Weiger, Landesvorsitzender des BN. In den untersuchten Waldbereichen des Schutzgebiets sind über 10 Starkbuchen pro Hektar zu finden, deutlich mehr als in vielen anderen Staatswäldern. Dies unterstreicht die bayernweite Sonderstellung des Schutzgebietes und dessen hervorragende Eignung als Buchenwald-Schutzgebiet für eine Naturwaldentwicklung.
Erhebungen belegen noch vorhandene nutzungsbedingten Defizite
Das Schwergewicht bei den erfassten Starkbäumen liegt nutzungsbedingt noch im unteren Starkholzbereich bis 80 cm Brusthöhendurchmesser (gemessen in 1,3 m Höhe). Nur etwa zehn Prozent der Starkbäume sind schon in die Durchmesserklassen über 80 cm eingewachsen, ab der zumindest die Buchen laut Vorgabe des Naturschutzkonzeptes des Forstbetriebes als „Methusalembäume“ geschützt werden sollen. Diese Ergebnisse zeigen, dass gerade die Nutzungen der Vergangenheit dazu geführt haben, dass bislang nur ein kleiner Teil der Bäume die „rettende“ BHD-Schwelle erreichen konnte. Gerade in den letzten Jahren wurden die jeweils dicksten Bäume bei den Holznutzungen gezielt eingeschlagen. Die starken Nutzungen haben auch dazu geführt, dass nur sehr wenige starke, stehende Totholzbäume vorhanden sind. Nur etwa zwei Prozent der erfassten Starkbäume sind als stehendes Totholz anzusehen, das aus ökologischer Sicht besonders wertvoll ist. Dieser eklatante Mangel kann auch nicht durch das vom Forstbetrieb stellenweise praktizierte Liegenlassen von Durchforstungsresten ausgeglichen werden. Es fällt außerdem auf, dass viele Biotopbäume und Methusalembäume nicht markiert sind. Eine Auflistung nach Waldabteilung zeigt riesige Unterschiede und belegt eine uneinheitliche Markierungspraxis. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass Wanderweg-nahe Markierungen der Öffentlichkeit vermitteln sollen, dass die schützenswerten Bäume markiert und damit geschützt sind, was sich aber abseits der Wege oft als Trugschluss erweist.
Falschinformation des Staatsforstes widerlegt
Das Landratsamt Bamberg hatte das knapp 800 Hektar große Schutzgebiet erst 2014 ausgewiesen, um dort langfristig einen Naturwald entstehen zu lassen. Die BaySF haben dazu mehrfach behauptet, dass das Schutzgebiet nicht schutzwürdig sei, weil dort nur vereinzelt alte und dicke Bäume vorkämen. Auf Basis dieser Information war in der Staatsregierung in München Kritik an der Schutzgebietsausweisung laut geworden. Diese Falschinformationen sind nun durch das Kartierprojekt widerlegt. So sind im Schutzgebiet Hoher Buchener Wald auch großflächig alte bis sehr alte Wälder zu finden, wie z.B. in der Waldabteilung „Pflanzung“ ein im Mittel über 190 jähriger Buchenwald, in dem auf über 8 Hektar über 360 Starkbäume kartiert wurden. „Wir appellieren an die Staatsregierung die neue Faktenlage zur Kenntnis zu nehmen“, so Weiger und Pretzell. „Das Schatzkästlein Hoher Buchener Wald muss weiterhin geschützt bleiben und darf nicht der Kettensäge preisgegeben werden.“