Klare Worte aus Rom
WWF fordert stärkeres Engagement der Kirche in Deutschland
Berlin/München - Der WWF lobt Papst Franziskus für seine heute veröffentlichte Enzyklika, die nach Ansicht der Umweltschützer an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lässt. Das Kirchenoberhaupt fordere nicht weniger als das Ende des fossilen Zeitalters und eine Abkehr von einem sich immer weiter verbreitenden zerstörerischen Lebensstil, der auf Kosten der Natur und der Menschen insbesondere in den ärmeren Ländern gehe.
„Franziskus hat mit seinem päpstlichen Lehrschreiben die brennendsten Zukunftsfragen formuliert und sehr deutlich gemacht, dass es höchste Zeit ist, die Weichen in Richtung nachhaltige Zukunft zu stellen“, sagt Eberhard Brandes, Vorstand des WWF Deutschland. Die Naturschützer erhoffen sich von der Enzyklika vor allem Rückenwind für die nächste Runde der internationalen Klimaverhandlungen in Paris. „Inzwischen müsste auch der letzte Bremser - ob Politiker oder Manager - die Glocken läuten gehört haben. Wir brauchen ein neues globales Klimaschutzabkommen und die Dekarbonisierung der Weltwirtschaft sehr schnell nach 2050. Gut, dass sich der Papst entschieden den Leugnern und Skeptikern entgegenstellt und der etablierten Wissenschaftsmeinung anschließt, wonach der Klimawandel größtenteils menschengemacht ist“, so Brandes weiter. Impulse erwartet der WWF zudem für die Bewahrung der Schöpfung, etwa in den Regenwäldern des Amazonas. Gerade in Lateinamerika finde der Pontifex bei vielen Menschen Gehör. Das könne helfen, zum Beispiel um die geplante Aufweichung des Waldschutzes in Brasilien und die Ausbeutung der letzten Naturschätze zu verhindern.
Das fast 200seitige Schreiben des Kirchenoberhaupts gebe auch den deutschen Bischöfen einiges mit auf den Weg. Zwar zeige sich die Katholische Kirche hierzulande gegenüber Umwelt- und Naturschutzfragen offen: So werden Kirchengebäude mitunter mit Solaranlagen ausgestattet und auf Glockentürmen nisten wieder Eulen und Federmäuse. Der WWF begrüßt diese Offenheit, aber bei Appellen und symbolischen Aktionen dürfe man es nicht belassen. Es ist Zeit für den nächsten Schritt. Die römisch-katholische Kirche ist mit vermutlich weit über 8.000 Quadratkilometern Grundeigentum (eine Fläche halb so groß wie Thüringen) größter privater Grundbesitzer in Deutschland. Genau hier gelte es, die Worte des Papstes mit Leben zu füllen und mit dem nachhaltigen Wirtschaften Ernst zu machen. „Franziskus hat den Naturschutz zur Chefsache gemacht. Jetzt kommt es darauf an, dass seine Botschaft auf allen Ebenen der Kirchenhierarchie ankommt und entsprechend umgesetzt wird“, so WWF-Vorstand Eberhard Brandes.