Neue Bedrohung für Amazonas
WWF Report zum Weltwasserforum: 250 geplante Wasserkraftwerke bedrohen Artenvielfalt und Indigene
Berlin/Gyeongju, Südkorea - Bislang war der Regenwald in Südamerika vor allem durch illegale Holzfäller, der Umwandlung von Regenwald in Weideland und gigantische Sojaplantagen gefährdet. Nun droht eine neue Gefahr: 250 neue Wasserkraftwerke sollen in der Region gebaut werden, warnt der WWF in einem aktuellen Report, der am Montag auf dem Weltwasserforum in Südkorea vorgestellt wurde. Sollten die Pläne verwirklicht werden, blieben nach Angaben der Umweltschützer lediglich drei frei fließende Zubringerflüsse des Amazonas übrig. Die Bauvorhaben gefährdeten nicht nur das gesamte Flusssystem mit seiner großen Bedeutung für die lokale Bevölkerung, sondern auch die wichtige Rolle des Amazonas für das Weltklima.
Der WWF hebt in dem Report die besondere Bedeutung der Verbindungen zwischen dem Leben im Wasser und an Land hervor. Würden diese durch massive Eingriffe gestört, könne der Wald seine Rolle als Wasser-, Nahrungs- und Energielieferant nicht länger gewährleisten. „Wasserkraft kann eine nachhaltige Technologie sein. Aber wenn ein riesiges Ökosysteme durch ihren Bau zerstört wird, ist das nicht nachhaltig“, warnt Roberto Maldonado, Brasilien-Referent beim WWF Deutschland. Stattdessen fordert der WWF einen integrierten Ansatz für das gesamte Einzugsgebiet des Amazonas, um die Funktion des Ökosystems sicherzustellen und seine fortschreitende Fragmentierung zu verhindern. Ebenso müssten die Rechte der indigenen Völker und der lokalen Gemeinden gewahrt bleiben. Im Amazonasgebiet leben mehr als 30 Millionen Menschen, darunter mehr als zwei Millionen mit indigener Zugehörigkeit.
Als Beispiel beschreibt der Report das Flusseinzugsgebiet Tabajós im Entwaldungsgürtel des brasilianischen Amazonas. In dem rund eine halbe Million Quadratkilometer großen Gebiet wird allein der Bau von 44 Mittel- und Großwasserkraftwerke anvisiert. Acht Kraftwerke wurden bereits beschlossen, sie sollen im Jahr 2023 ans Netz gehen. Die meisten dieser neuen Kraftwerke bedrohten die indigenen Territorien. Ganze Ökosysteme würden überflutet werden. Gleichzeitig führten Dämme zu einer Veränderung der Fließgeschwindigkeit der Flüsse. Die Eingriffe hätten auch negative Auswirkungen auf die lokale Fischerei, da die natürlichen Wanderwege der Fische abgeschnitten würden.
Das Amazonasgebiet ist eine der wichtigsten Öko-Regionen der Erde. Es beherbergt den größten zusammenhängenden Regenwald der Erde und beherbergt mit mehr als 100.000 Kilometern Länge gleichzeitig das größte Flusssystem. Rund 20 Prozent des 6,5 Millionen Quadratkilometer großen Waldgebiets wurden in den letzten 50 Jahren bereits abgeholzt. In den Flüssen des Amazonasbioms schwimmen mehr als 3.000 Fischarten. Rund ein Zehntel aller auf dem Planeten vorkommenden Tier- und Pflanzenarten haben hier ihr Zuhause. In den vergangenen 14 Jahren wurde im Schnitt alle drei Tage eine neue Art entdeckt, Insekten und Mikroorganismen nicht eingerechnet.