Taten statt Worte
Wissenschaftler des Weltklimarats statten Politik mit klarem Mandat zum Handeln aus
Der Weltklimarat (IPCC) hat heute in Kopenhagen den Staffelstab an die Politik übergeben: Mit der Veröffentlichung des letzten Kapitels des fünften Sachstandsberichts, einer Zusammenfassung drei bereits erschienener Reports, liegt ein umfangreiches Fachwerk zum aktuellen Stand der Klimawissenschaft, den globalen Auswirkungen des Klimawandels sowie Politikoptionen zur Lösung eines der dringendsten Probleme der Menschheit vor.
Der Report wurde von allen 195 IPCC Mitgliedsstaaten sowie den beteiligten Wissenschaftlern abgenommen. „Die besten Klimawissenschaftler aus aller Welt haben uns mit einem wirklich erschöpfenden und profunden Faktenwissen und Handlungsoptionen ausgestattet. Das Mandat an die Politik ist glasklar. Wer angesichts dieser Erkenntnistiefe weiter zögert, handelt verantwortungslos", sagt Eberhard Brandes, geschäftsführender Vorstand des WWF Deutschland.
Der Bericht zeigt auf, dass der menschengemachte Klimawandel bereits heute weltweit deutliche Spuren hinterlässt. Viele Parameter sind stark angestiegen - die Gletscher- und Eisschmelze, der Meeresspiegelanstieg, die Versauerung der Ozeane und Extremwetterphänomene haben deutlich zugelegt. Hauptverursacher ist dafür der Mensch und seine Abhängigkeit von fossilen Energieträgern.
Doch zugleich ist es immer noch möglich, die globale Erwärmung unter der kritischen Grenze von zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu halten und das zu einem volkswirtschaftlich bezahlbaren Preis. Bereits in dieser Dekade müssen die globalen Treibhausgasemissionen weltweit ihren Höchststand erreichen und dann gegen Null gehen, um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels noch vermeiden zu können. Um die dringend erforderliche Wende einzuleiten, kommt dem Energiesektor und hier insbesondere dem Ausstieg aus der Kohleverstromung eine Schlüsselrolle zu. Die Energiegewinnung muss komplett auf erneuerbare Energiequellen umgestellt werden.
Eine Woche nach den sehr schwachen Beschlüssen zur zukünftigen EU-Klimapolitik fordert der WWF, dass die Mahnrufe des IPCC auch in Deutschland nicht ungehört bleiben dürfen und Druck für die Nachbesserung der EU-Beschlüsse aufgebaut werden müsse. Des Weiteren müssten die einzelnen Mitgliedsstaaten nun zwingend ambitionierter auf nationaler Ebene oder in Vorreiter-Allianzen handeln - auch um ein dringend benötigtes positives Signal für das geplante Weltklimaabkommen 2015 in Paris zu setzen.
Für Deutschland bedeute dies die Umsetzung des nationalen Emissionsminderungsziel von 40 Prozent bis zum Jahr 2020. Um dies sicherzustellen, will die Bundesregierung am 3. Dezember 2014 einen Klimaschutzaktionsplan präsentieren, der die dazu notwendigen Instrumente beinhalten soll. Der WWF sieht hier vor allem, dass der Kraftwerkssektor einen entscheidenden Beitrag leisten muss. Mindestens 50 Mio. t CO2 der erforderlichen Emissionsreduktionen muss durch das Drosseln der Verbrennung von Kohle erbracht werden. „Das Erreichen des gesetzten Klimaziels 2020 ist zentral für die Glaubwürdigkeit der deutschen Klimapolitik. Die Bundesregierung muss jetzt zeigen, dass sie dafür auch unbequeme Entscheidungen gegen starke Lobbyinteressen durchsetzen kann ", sagt Brandes.
Der fünfte Sachstandsbericht des IPCC wurde in sieben Jahren unter Mitwirkung von mehr als tausend renommierten Wissenschaftlern aus 160 Ländern erstellt.