Der Mix machts!

Erhebliche Einsparung von Sojaschrot in der Schweinemast ist möglich. Futtermittel aus heimischem Anbau sind gute Alternativen.

Schwein © iStock / Getty Images

Bis zu 37 Prozent des derzeitig verbrauchten Sojaschrots könnten pro Schlachtschwein allein durch eine Optimierung der bestehenden Fütterungsmethoden eingespart werden. Darüber hinaus lässt sich der Verbrauch von Sojafuttermittel verringern, wenn mehr Protein aus Rapsfuttermitteln und Körnerleguminosen in der Schweinefütterung verwendet wird als bisher. Das sind zwei zentrale Ergebnisse aus der neuen WWF-Futtermittelstudie „Alternativen zu importierten Sojaerzeugnissen in der Schweinefütterung“. Die Reduzierung von Sojaschrot um 37 Prozent entspricht einer Einsparung von bis zu 0,8 Millionen Hektar Anbaufläche in den Hauptanbauländern Südamerikas. Weniger Sojaschrot im Schweinefutter und eine stärkere Einbindung von heimischen Ersatzfuttermitteln haben aus Sicht des WWF auch positive Effekte auf die alarmierende Stickstoffbilanz Deutschlands.

 

Der WWF-Futtermittelreport „Alternativen zu importierten Sojaerzeugnissen in der Schweinefütterung“ stellt Strategien vor, mit denen grundsätzlich weniger Rohproteine verfüttert werden könnten. Wichtige Stellschraube  ist eine noch enger an die Entwicklung der Schweine angepasste, mehrphasige Fütterung. Denn häufig, so der WWF-Futtermittelreport, wird dem Tier mehr Rohprotein zur Verfügung gestellt, als es in den verschiedenen Phasen vom Ferkel bis zum Schwein kurz vor der Schlachtreife benötigt. Markus Wolter, WWF-Referent für Agrarrohstoffe und Tierhaltung: „Bei Mastschweinen ist die Reduktion von aktuell durchschnittlich 38 Kilogramm auf nur noch 9 Kilogramm Sojaschrot möglich“. Die Verringerung der Rohproteinüberschüsse in der Fütterung mindert regional die Stickstoff-Überschüsse in Boden und Grundwasser. Beeinträchtigungen von Natur und Umwelt können damit verringert werden. In Deutschland stammen fast drei Viertel der Stickstoffeinträge in Meere, Seen und Flüsse aus der Landwirtschaft, vor allem aus der intensiven Tierhaltung.

 

Als Ersatzfuttermittel zu Sojaschrot kommen Rapsschrot und Körnerleguminosen, wie Ackerbohnen, Futtererbsen oder Lupinen ernährungsphysiologisch in Betracht. Markus Wolter, WWF-Referent für Agrarrohstoffe und Tierhaltung: „Vor allem bei eigenbetrieblicher Verwertung sind heimische Körnerleguminosen auch ökonomisch attraktiv.“ Futterbehandlungen wie Fermentation, müllereitechnische Verfahren oder hydrothermischer Nährstoffaufschluss erhöhen ihre Wertigkeit als Proteinlieferanten weiter.

 

Der WWF Deutschland setzt sich für eine Ausweitung des Anbaus von heimischen Körnerleguminosen ein. Heimische Körnerleguminosen in der Fruchtfolge wirken sich positiv auf die Fruchtbarkeit der Böden aus und bieten vielen Arten rar gewordenen Lebensraum. Sie benötigen keine Stickstoff-Dünger. „Landwirte senken so neben der Stickstoff- auch die Treibhausgasbilanz ihrer Produktion und sie sind weniger abhängig vom Futtermittel Soja – und damit von eventuellen Preisschwankungen“, so WWF-Landwirtschaftsexperte Markus Wolter.

 

Derzeit laufen erste Praxistests zu im WWF-Futtermittelreport vorgestellten Beispielrationen. Wir werden interessierten Landwirten im Frühjahr 2015 detaillierte Werte und Zahlen aus der Praxis vorlegen.“

 

Der WWF hat bereits Studien zu alternativen Fütterungsmethoden bei Milchvieh und Geflügel vorgelegt. In Zusammenarbeit mit EDEKA und Praxisbetrieben werden die Ergebnisse jetzt getestet und für die praktische Anwendung verfeinert.

 

Hintergrund

Die weltweite Sojaproduktion hat sich in den vergangenen Jahren mehr als verdoppelt. Tendenz steigend. Soja wird überwiegend in nicht nachhaltig bewirtschafteten Monokulturen angebaut, mit vielfältigen negativen Auswirkungen auf die Umwelt. Wertvolle Ökosysteme wie Wälder und Savannenlandschaften werden in den südamerikanischen Anbauländern zerstört.

 

Nutztiere verwerten nicht alle Proteine, die sie zu sich nehmen. Überschüssige oder unverdauliche Proteine werden ausgeschieden. Im Zusammenspiel mit einer  intensiven Nutztierhaltung mit großen Tierbeständen bei zu knapper landwirtschaftlicher Nutzfläche führt dies zu einem Überschuss an stickstoffhaltiger Gülle. Fast drei Viertel der Stickstoffeinträge in Meere, Seen und Flüsse stammen aus der Landwirtschaft, vor allem aus der intensiven Tierhaltung. Gewässer werden überdüngt und „kippen um“, Artensterben ist die Folge. Aus dem wertvollen Dünger Gülle ist somit vielfach ein zu entsorgender Problemfall geworden.

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WWF Presse-Team