Quo vadis, Nationalpark Wattenmeer?

WWF fordert: „Mehr Mut zu Naturschutz und mehr Dialog“ / Konferenz zur Zukunft des Nationalparks Wattenmeer

Luftbild Wattenmeer © Klaus Günther / WWF
Luftbild Wattenmeer © Klaus Günther / WWF

Hamburg/Husum - Auf der heute in Tönning stattfindenden Veranstaltung zur Zukunft des Nationalparks Wattenmeer in Schleswig-Holstein würdigt der WWF die großen Erfolge, die dort in fast 30 Jahren beim Schutz der Natur und bei der Gewinnung von Partnern für den Naturschutz erreicht wurden. Er verlangt zugleich mehr Mut zum Naturschutz, denn trotz der Erfolge ist die Natur selbst in dem als Weltnaturerbe anerkannten Wattenmeer immer noch nicht ausreichend geschützt. 

„Der Nationalpark Wattenmeer ist einmalig. Seine ökologische Bedeutung ist international herausragend, deshalb wurde er als Weltnaturerbe anerkannt. Er ist eine große Stütze des Nordseetourismus. In seinen fast 30 Jahren konnte der Nationalpark in der Kooperation der Akteure große Erfolge für die Natur und die Menschen erzielen“, sagt Eberhard Brandes, Vorstand WWF Deutschland. Trotz dieser Erfolge sei der Nationalpark aber noch keineswegs perfekt. „Ein echter Nationalpark ist es erst, wenn kein Öl mehr in der geschützten Natur gefördert wird. Auch die Fischerei muss sich ändern, damit sich die Natur der Unterwasserwelt in großen Teilen des Nationalparks wieder frei entwickeln kann. Dann können verschwundene Arten zurückkommen und das Wattenmeer kann sich den Herausforderungen der Zukunft besser anpassen.“ Um das in den kommenden zehn Jahren zu erreichen, fordert Brandes „mehr Mut zum Naturschutz und mehr Bereitschaft zu echtem Dialog.“

Im Einzelnen fordert der WWF eine Stärkung der Nationalparkverwaltung gegenüber anderen Behörden, sodass zum Beispiel die Bergbehörde nicht länger die Ölsuche oder -förderung innerhalb des  Nationalparks gestatten kann. Dazu müsse auf Bundesebene auch das Bergrecht geändert werden. Die Fischerei müsse nationalparkverträglich werden, und hierfür einen Teil der Tidebecken nicht mehr befischen. Eingriffe von außen, die den Nationalpark schädigen - wie z.B. die Elbvertiefung und damit der Schädigung der Wattgebiete im Süden des Nationalparks - müssen gestoppt werden.

Die Region um das Wattenmeer entwickelt sich seit vielen Jahren immer mehr zu einer Vorzeige-Region für die Energiewende. Dies unterstützt der WWF, fordert aber, den Einsatz der fossilen Energien in der Region so schnell wie möglich zu beenden. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien müsse unter Berücksichtigung von Natur und Landschaft fortgesetzt werden. In Schleswig-Holstein gebe es zum Beispiel viele Windparks, mit denen dies gelungen sei. Schlechte Beispiele, wie der Anbau von Energie-Mais auf Kosten von Grünland, schaden der Natur und bringen netto auch zu wenig für die Energiewende. Wegen des durch den Klimawandel stark beschleunigen Meeresspiegelanstieges gelte es auch, zusätzlich zum Klimaschutz Maßnahmen zur Klimaanpassung auf den Weg zu bringen: „Küstenschützer und Naturschützer stehen vor der gemeinsamen Aufgabe, die Sicherheit der Menschen vor Sturmfluten zu gewährleisten und gleichzeitig dem Wattenmeer ein naturangepasstes Mitwachsen mit dem Meeresspiegel zu ermöglichen“, sagt der Wattenmeerexperte des WWF, Hans-Ulrich Rösner.


Bei einigen Themen konnte WWF-Vorstand Brandes zum engagierten Weitermachen aufrufen: Die Kooperation mit dem Tourismus wird immer besser, und es gibt das gemeinsame Ziel von Tourismus und Naturschutz, das Wattenmeer zu erhalten. Ebenso sollten die vielfältigen Bemühungen, Kindern und Erwachsenen ein beeindruckendes Naturerlebnis im Wattenmeer zu ermöglichen, weiter ausgebaut werden, damit das Verständnis für die Natur wächst.

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WWF Presse-Team