Megaprojekt zur Kohleförderung bedroht Weltnaturerbe Great Barrier Reef

Deutsche Bank: Nicht das Great Barrier Reef! © WWF Australien / iStock / Getty-Images
Deutsche Bank: Nicht das Great Barrier Reef! © WWF Australien / iStock / Getty-Images

Das Weltnaturerbe Great Barrier Reef ist von einer Welle der Industrialisierung bedroht. Nach dem Willen der australischen Regierung sollen Kohleförderung und -export an der Nordküste Australiens in den kommenden Jahren stark ausgeweitet werden. Im Zuge der dafür geplanten Hafenausbauten ist geplant 100 Millionen Kubikmeter Aushub und Schlamm im Gebiet des Weltnaturerbes zu verklappen. Speerspitze des Plans ist der Ausbau des Hafens „Abbot Point“ zu einem der weltgrößten Kohlehäfen. Das Kampagnennetzwerk Campact und die Umweltschutzorganisation WWF Deutschland haben deshalb heute einen gemeinsamen Online-Appell an die Deutsche Bank gestartet. In ihm wird die Bank aufgefordert, von einer Beteiligung an der Finanzierung des Kohleexporthafens Abbot Point in Australien Abstand zu nehmen. Das Megaprojekt gefährde das Weltnaturerbe Great Barrier Reef und das Weltklima.

 

„Die Deutsche Bank darf keine Geschäfte mit der Zerstörung eines Naturweltwunders machen. Das empfindliche Riff hat schon mit Wasserverschmutzung und Klimawandel stark zu kämpfen, die Baggerarbeiten und Expansion des Kohleexports drohen ihm nun den Rest zu geben“, verdeutlicht Eberhard Brandes, Vorstand des WWF Deutschland. So sei in den letzten drei Jahrzehnten bereits rund die Hälfte aller Korallen des Riffs verschwunden. Allein in einem Acht-Kilometer-Radius um Abbot Point finden sich 32 als bedroht gelistete Arten und Lebensräume. Der WWF kämpft in Australien seit Jahren auf politischer Ebene und mit einer breit angelegten Kampagne für den Schutz des Riffs.

 

"Die Kohle des Galilee Basin muss im Boden bleiben, wenn das Great Barrier Reef und unsere Kinder eine Zukunft haben sollen. Milliardeninvestitionen in die Zerstörung eines lebensfreundlichen Klimas und atemberaubender Naturschönheiten sind geplant. Die Deutsche Bank hat bisher nicht klar Abstand genommen. Unendlich viel sinnvoller wäre es, diese Milliarden in saubere, erneuerbare Energie zu investieren!", forderte Felix Kolb, geschäftsführender Vorstand von Campact. "Die Bergbaukonzerne haben einen enormen Einfluss auf die australischen Medien und die Politik. Unsere Partner in der australischen Zivilgesellschaft, und unser Partnernetzwerk GetUp! haben uns gebeten, sie beim Kampf gegen dieses zerstörerische Projekt zu unterstützen", so Kolb weiter.

 

Das Weltnaturerbe Great Barrier Reef ist sowohl durch industrielle Entwicklung der Küstenregion als auch durch Meeresversauerung und Korallenbleiche im Zuge des Klimawandels stark bedroht. Die stark expandierende Kohleförderung ist die gemeinsame Ursache. Wegen der damit verbundenen Gefahren für das Weltklima wurde die Region als eine von 14 globalen "carbon bombs" bezeichnet. Allein im "Galilee Basin" im Bundesstaat Queensland sind mehrere Kohlebergwerke mit einer zusätzlichen Gesamtkapazität von 293 Megatonnen pro Jahr geplant. Dies entspricht einem Drittel der aktuell weltweit auf dem Seeweg gehandelten Kohle.

 

Gegenwind bekommt nun die Deutsche Bank, die für das bestehende Kohleterminal "T0" in Abbot Point in einer ersten Finanzierungsrunde die Platzierung einer Unternehmensanleihe der indischen Adani Group in Höhe von 500 Millionen australischen Dollar als eine von drei Banken arrangiert hatte. Um die drohende Umweltzerstörung mit den geplanten Ausbauten zu stoppen, fordern Campact und WWF in einem gemeinsamen Appell das Bankhaus auf, sich von dem Projektausbau zu distanzieren und sich folgenden Finanzierungsrunden für den Hafenausbau Abbot Point klar zu verweigern.

 

Neben den ökologischen Folgen verweisen WWF und Campact auch auf die wirtschaftlichen Risiken des Projekts. Die gesunkenen Weltmarktpreise für Kohle bedeuten eine nicht gegebene Wirtschaftlichkeit der hohen Investitionen. Die Rating-Agentur Moody’s hat die Unternehmensanleihe zur Finanzierung von Abbot Point lediglich mit dem Rating Baa3 bewertet – nur knapp über der Grenze zum „non-investment-Grade“. Gleichzeitig würde die florierende Tourismuswirtschaft aufs Spiel gesetzt. Das Riff lockt jedes Jahr Millionen Besucher aus aller Welt in die Region. 60.000 Arbeitsplätze sind vom lokalen Tourismus abhängig, der gemeinsam mit lokaler Fischerei und Freizeitaktivitäten 5 Mrd. Dollar pro Jahr erwirtschaftet. „Die Menschen werden nicht kommen, um zwischen Kohlefrachtern und toten Korallen zu schnorcheln“, warnt WWF-Vorstand Brandes weiter. „Die Unterwasserwelt des Riffs darf nicht für den Ausbau der rückwärtsgewandten Kohleindustrie auf’s Spiel gesetzt werden. Die Deutsche Bank muss ihrer Verantwortung gerecht werden und darf die Pläne nicht unterstützen.“

 

Das Great Barrier Reef erstreckt sich über 2.300 Kilometer vor der Nordküste Australiens und besteht aus 2.900 Einzelriffen und über 900 Inseln. Es umfasst ein Drittel der weltweiten Weichkorallen und 411 Typen von Hartkorallen. Sechs von sieben bedrohten Meeresschildkrötenarten sind hier zu finden. Das Riff ist Heimat für 1.500 Fischarten, für 134 Arten von Haien und Rochen sowie 30 Säugetierarten.

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