Ostseefangquoten: Im Westen wenig Dorsch und Hering
WWF: „Guter Kurs bei Quotenvergabe“ / Sorgenkind Ostseelachs
Europas Fischereiminister haben heute festgelegt, wie viel Fisch im kommenden Jahr in der Ostsee gefangen werden darf: Insgesamt steigen die Höchstfangmengen für Dorsch und Hering an. So dürfen ostseeweit knapp 50.000 Tonnen mehr Hering gefangen werden. Allerdings wurden die Fangmengen nur in der zentralen und östlichen Ostsee erhöht. Der WWF zeigt sich mit den meisten Entscheidungen der EU-Minister zufrieden. „Insgesamt sind die Minister mit den beschlossenen Fangquoten auf gutem Kurs. Wenn sich ein Bestand erholt hat, kann auch die Fangmenge gemäß wissenschaftlicher Vorgaben erhöht werden. Gesunde Fischbestände ermöglichen größere Erträge, deshalb lohnt sich nachhaltige Fischereipolitik“, kommentiert Stella Nemecky, WWF-Fischereiexpertin.
Weil sich die Bestände in der zentralen Ostsee besser als jene im Westen erholen, profitieren deutsche Fischer leider weniger als ihre östlichen Nachbarn von dem allgemeinen Fisch- Aufwärtstrend. In ihren Fischereigebieten wurden für Hering, Sprotte und Dorsch Kürzungen verordnet: 15 Prozent weniger Dorsch darf in den westlichen Fanggebieten 2014 gefischt werden. Auch die Anzahl der Tage auf See wurde hier um 10 Prozent vermindert. „Die Flotten sind hier so effizient, dass die Jahresfangmenge für Dorsch meist schon nach wenigen Monaten abgefischt ist“, so WWF-Expertin Nemecky. Der WWF fordert die EU Politiker daher auf, Subventionen nicht in den Flottenausbau sondern in den Aufbau der Fischbestände und verbesserte Datensammlung zu investieren. In der nächsten Woche stimmt das EU-Parlament in Brüssel über Fischereisubventionen ab.
Der Dorschbestand in der östlichen Ostsee ist zwar angewachsen, die einzelnen Dorsche bleiben jedoch meist zu klein und mager. Möglicherweise spielt hier auch die schlechtere Wasserqualität der östlichen Ostsee eine Rolle. Im letzten Jahr haben die Fischer ihre Fangmengen nicht ausgeschöpft und mussten untermaßigen Dorsch über Bord werden.
Einen groben Patzer haben sich die Fischereiminister laut WWF aber bei den Fangmengen für Ostseelachs erlaubt, der meist im Golf von Riga gefangen wird. Die Ostseelachsbestände leiden unter jahrelanger, massiver Überfischung. Zwar wurden hier Kürzungen vorgenommen, trotzdem erlauben die Minister eine höhere Fangmenge als die Wissenschaftler vorgesehen hatten. „Die noch immer zu Lachsquoten lassen sich mit der beschlossenen Neuausrichtung der gemeinsamen Fischereipolitik nicht vereinbaren“, bemängelt der WWF. Die Minister wiederholten hier genau den Fehler, der zur Überfischung der Bestände geführt hat. „Der Wildlachs aus der Ostsee bleibt das Sorgenkind. Er ist zusätzlich bedroht durch hohe illegale Fischerei und eine hohe Wasserverschmutzung dieser Ostseeregion“, warnt Fischereiexpertin Nemecky. Die Wanderungen der Lachse zu ihren Laichgründen werden zudem durch verbaute Flüsse erschwert. „Der Ostseelachs hätte eine Erholungspause durch wissenschaftlich festgelegte Höchstfangmengen dringend gebraucht.“