Milliarden für Fisch statt für Fangschiffe
WWF begrüßt Entscheidung des EU Parlaments zu Fischereisubventionen
Das EU-Parlament hat heute über Subventionen für Europas Fischereisektor abgestimmt. Demnach sollen Fördergelder aus einem neuen, milliardenschweren Fonds künftig verstärkt in Forschung und Datenerhebung über Fischbestände fließen. Auch für die Fischereikontrolle sollen künftig mehr Mittel bereitgestellt werden. Finanzielle Unterstützung bekommt nur, wer sich an die Regeln hält. Illegale Fischerei soll künftig stärker geahndet werden. Die Subvention von Flottenausbau in Form von Schiffsneubauten lehnten die Parlamentarier dagegen ab. Der WWF begrüßt die Entscheidungen ausdrücklich als kräftigen Rückenwind für eine transparente und nachhaltige Fischereireform.
„Die Abgeordneten sind konsequent auf Nachhaltigkeitskurs geblieben und haben einen Rückfall in die Steinzeit verfehlter Fischereipolitik verhindert. Subventionen für Schiffsneubau nach einem 10jährigen Verbot wieder einzuführen, hätte die gerade beschlossene Fischereireform völlig torpediert“, kommentiert Anna Holl, Fischereiexpertin des WWF.
Sie sieht Chancen, dass die Milliarden aus dem neuen Europäischen Meeres- und Fischereifonds (EMFF) nun die Neuausrichtung der EU-Fischerei zu mehr Nachhaltigkeit unterstützen. „Wir brauchen mehr Fisch in den Meeren - nicht mehr Schiffe. Die beschlossenen Finanzspritzen für mehr Forschung und bessere Kontrollen werden die Erholung der Bestände beschleunigen“ lobt Anna Holl. Verbesserte Kontrolle sei nötig, um neue Maßnahmen wie das Rückwurfverbot umzusetzen. Dies schreibt Fischern vor, zu viel gefangenen Fisch und Beifänge nicht länger über Bord zu werfen, sondern an Land zu bringen. „Erstmals soll die Vergabe von Förderungen explizit davon abhängig sein, dass sich die Fischerei an die geltenden Regeln hält“, freut sich Holl weiter.
Auch die Verdopplung der Finanzmittel für die Erhebung wissenschaftlicher Daten findet den Beifall des WWF. „Subventionen, die unser Wissen über die Ökosysteme verbessern, sorgen dafür dass Fischer und Wissenschaftler besser zusammenarbeiten und wir die Ressourcen des Meeres nutzen können ohne sie zu zerstören“, so Holl weiter. Noch immer sei die Datengrundlage für viele europäische Fischbestände unzureichend, was die wissenschaftlichen Prognosen für die Festsetzung von Fangmengen und Managementplänen einschränkt.
Ein Wehrmutstropfen für den WWF ist aber beispielsweise die finanzielle Förderung des Motorenaustauschs. „Schiffe mit kraftstoffsparenden Motoren erlauben mehr Betriebsstunden auf See und führen nachweislich zu intensiverer Fischereitätigkeit. Letztlich ist das eine versteckte Kapazitätserhöhung“, so Holl.
Der neue Europäische Meeres- und Fischereifonds (EMFF) umfasst ein Volumen von 6,3 bis 6,5 Milliarden Euro für den Zeitraum 2014 bis 2020. In der Vergangenheit wurde u.a. der Flottenausbau so stark subventioniert, dass die EU-Flotte heute zwei- bis dreimal so groß ist, wie eine nachhaltige Fischerei erlaubt. Zwei von drei kommerziell genutzten Fischbeständen in EU-Gewässern sind überfischt, im Mittelmeer sind es sogar 88 Prozent.
Bevor der Fischereifonds beschlossen ist, müssen Parlament und Ministerrat die Regelungen gemeinsam absegnen.