Lahmender Ostseeschutz

WWF-Report vergleicht Fortschritte im Meeresschutz / Deutschland kein Musterschüler

Ostsee © Christoph Poss / WWF
Ostsee © Christoph Poss / WWF

Hamburg - Die Ostseeanrainer halten ihre Versprechungen und Selbstverpflichtungen zum Schutz der Meeresumwelt nicht ein. Zu diesem Ergebnis kommt ein aktueller WWF-Report, der die Fortschritte und Versäumnisse der betroffenen Länder gegenüberstellt. „Keine der Regierungen hat die 2007 vereinbarten  Schritte zum Schutz der Ostsee ausreichend umgesetzt, alle hinken dem gemeinsam verabschiedeten Ostseeaktionsplan hinterher“, bilanziert Jochen Lamp, Leiter des WWF Ostseebüros.  „Was als Musterbeispiel im länderübergreifenden Meeresschutz gestartet war, schleppt sich jetzt als lahmender Papiertiger in die zweite Halbzeit.“ 2007 hatte die neun Anrainerstaaten ein vielbeachtetes regionales Abkommen mit Maßnahmen zum Meeresschutz - den gemeinsamen Ostseeaktionsplan – verabschiedet mit dem Ziel den guten ökologischen Zustand der Ostsee bis 2021 wiederherzustellen. Am 3. Oktober 2013 sollen die Umweltminister in Kopenhagen eine Zwischenbilanz ziehen.

 

Deutschland liegt hinter Finnland auf Platz zwei der WWF-Rangliste und gehört damit noch zu den Staaten, die zumindest Teile der Selbstverpflichtung umgesetzt  haben.

Dringenden Nachholbedarf für Deutschland sieht der WWF allerdings beim Biodiversitätsschutz, wo Deutschland den viertletzten Rang einnimmt. „Die Ostsee beheimatet von Natur aus wenige Arten, umso wichtiger sind diese aber für die Struktur und Balance des Ökosystems. Meeresnaturschutzgebiete und intakte Lebensräume bilden das Rückgrat für eine gesunde Ostsee“, erläutert WWF-Experte Lamp. Deutschland könne hier nicht punkten, da alle Regelungen, die insbesondere den Fischereidruck in den Schutzgebieten verringern, von der Bundesregierung seit Jahren blockiert werden.“ Bislang existiert deutscher Meeresschutz weitgehend nur auf Papier, solange fast jeder Quadratmeter der Schutzgebiete weiter befischt werden kann“, so Lamp.  „Selbst in Schutzgebieten für den stark bedrohten Schweinswal verenden die Meeressäuger weiterhin in den Netzen der Stellnetzfischerei.“ Auch die Weigerung Mecklenburg-Vorpommerns, seine Meeresschutzgebiete offiziell dem Helcom-Sekretariat zu melden, habe zur schlechten Wertung in diesem Segment beigetragen.

 

Im Zeitplan liegt Deutschland dagegen bei Maßnahmen, um die Überdüngung der Ostsee zu reduzieren: Kläranlagen, phosphatfreie Waschmittel und ein nationales Programm, um den Nährstoffeintrag z.B. aus der Landwirtschaft zu reduzieren, zählen dazu. Überdüngung durch Stickstoff und Phosphor ist die Ursache für sommerliche Algenblüten, durch die sich die Sauerstoffverhältnisse der Ostsee weiter verschlechtern.

Alarmierend ist für den WWF, dass die Ostsee-Anrainerstaaten insgesamt ihre Selbstverpflichtungen nicht ernst nehmen und mangelhafte Fortschritte eher verschleiern statt die Probleme zu benennen und anzupacken. „Es ist unbestritten, dass eine Sanierung der Ostsee umso kostspieliger wird, je länger man wartet“, so WWF –Experte Lamp. „Wir hoffen, dass Kopenhagen nicht zum zweiten Mal zum Synonym für einen gescheiterten Umweltgipfel wird.“

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WWF Presse-Team