Neuer Tiefwasserhafen statt vertiefter Flüsse
Zur Eröffnung des JadeWeserPorts: WWF fordert nationales Hafenkonzept statt hafenpolitischer Kleinstaaterei
Hamburg - Der tiefste Hafen Deutschlands nimmt seinen Betrieb auf. An den neuen Kaimauern in Wilhelmshafen können nun auch allergrößte Schiffe mit bis zu 16 Metern Tiefgang anlegen, die in Deutschland bislang nicht abgefertigt werden konnten. Anlässlich der Eröffnung des JadeWeserPorts an diesem Freitag fordert der WWF, den Hafen in ein gesamtdeutsches Seehafenkonzept einzubetten. „Der ökologische Preis für diesen Hafen war hoch. Er ist nur zu rechtfertigen, wenn Elbe und Weser nicht weiter ausgebaggert werden, um dieselben großen Containerschiffe nach Hamburg und Bremerhaven zu locken“ sagt Beatrice Claus, Naturschutzexpertin beim WWF. „Deutschland muss sich endlich als ein nationaler Hafenstandort vermarkten und die hafenpolitische Kleinstaaterei beenden. Die Küstenländer Bremen, Niedersachsen und Hamburg müssen aufhören, auf Kosten der Natur und der Steuerzahler um dieselben Containerschiffe zu konkurrieren.“ Insgesamt 46 Millionen Kubikmeter Sand und Schlick wurden für den Bau des neuen Hafens bewegt und aufgespült. Als Folgen verändert sich das natürliche Sedimentverhalten massiv, was sich auf Muschelbänke und Seegraswiese im angrenzenden Nationalpark Wattenmeer auswirkt. An der Elbe sollen jetzt 42 Millionen Kubikmeter Sand und Schlick aus dem Fluss gebaggert werden, um die Fahrrinne nach Hamburg für große Containerschiffe zu vertiefen. Zu den ökologischen Folgen gehört hier unter anderem, dass wertvolle Lebensräume am Flussufer zerstört werden. „Diese milliardenschweren Bauprojekte sind gigantische Eingriffe in die Natur. Es ist ökologischer Irrsinn, wenn die Umwelt für einen ruinösen Wettbewerb der Bundesländer doppelt und dreifach zahlen muss“ verdeutlicht Claus. Stattdessen fordert der WWF das Bundesverkehrsministerium auf, mit den Ländern Bremen, Niedersachsen und Hamburg ein tiefgangabhängiges Logistikkonzept für die deutschen Nordseehäfen zu entwickeln, das die Standorte Wilhelmshaven, Bremerhaven und Hamburg arbeitsteilig besser vernetzt. Einen entsprechenden Anforderungskatalog für ein länderübergreifendes Hafenkonzept hatten Umweltverbände bereits 2006 vorgelegt.
Mit der Fertigstellung des JadeWeserPorts schreitet laut WWF auch die Industrialisierung der Wattenmeerregion voran, zu der auch die Flussmündungen gehören. „Der neue Tiefwasserhafen wird den Schiffsverkehr quer durch das geschützte Wattenmeer erhöhen, damit steigt auch das Umweltrisiko“ gibt Naturschutzexpertin Claus zu Bedenken. Erst im August war der Öltanker Katja im Wattenmeer auf Grund gelaufen. Derzeit liegt im JadeWeserPort auch das havarierte Containerschiff MSC Flaminia, das mit verunreinigtem Löschwasser an sowie Gefahrgutcontainern an Bord durchs Wattenmeer geschleppt werden musste, um seine wochenlange Irrfahrt zu beenden und die giftigen Substanzen sicher entsorgen zu können.