Totengräber am Mekong

WWF befürchtet „Dominoeffekt“ beim Ausbau von Wasserkraftanlagen / Bundesregierung muss Druck erhöhen

Der Mekong an der Grenze zwischen Laos und Kambodscha © Annika Magdorf / WWF
Der Mekong an der Grenze zwischen Laos und Kambodscha © Annika Magdorf / WWF

Laos treibt nach Informationen der Naturschutzorganisation WWF die Bauarbeiten an der Xayaburi-Staudammanlage am Mekong voran. Damit unterläuft das Land die vertraglichen Vereinbarungen der Mekong-Anrainer Thailand, Kambodscha und Vietnam, Wasserkraftprojekte nur in gegenseitiger Übereinstimmung zu verwirklichen. Mit Hochdruck wird der Bau an den Kofferdämmen vorangetrieben, mit deren Inbetriebnahme die trockene Baugrube für das eigentliche Bauwerk im Flussbett hergestellt wird. „Laos droht zum Totengräber für den Mekong zu werden. Das Projekt könnte einen gefährlichen Dominoeffekt auslösen. Im schlimmsten Fall ist der Xayaburi-Damm nur der erste von vielen“, warnt Stefan Ziegler, Referent für Südostasien und die Mekong-Region beim WWF.

 

Allein am unteren Mekong-Becken planen Laos, Thailand, Vietnam und Kambodscha nach WWF-Informationen den Bau von elf Wasserkraftanlagen im Hauptstrom, weitere 77 sind für die Nebenflüsse vorgesehen. Sollten diese realisiert werden, rechnen die Umweltschützer mit einem enormen Rückgang der Fischbestände. Infolge dessen drohten die Erträge aus dem Fischfang um bis zu 40 Prozent zurückzugehen. Die Xayaburi-Wasserkraftanlage stelle daher die größte, grenzüberschreitende Bedrohung für die Ernährungssicherheit sowie den Erhalt der biologischen Vielfalt in den Länder Kambodscha, Laos, Thailand und Vietnam dar. Allein in Kambodscha deckt die Bevölkerung 82 Prozent ihres Proteinbedarfs aus Fischfang aus dem Mekong. Die Grundversorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln aus Fischerei und Landwirtschaft ist damit stark gefährdet.

 

„Derzeit treibt Laos das Projekt offenbar wieder unilateral mit stillschweigender Unterstützung Thailands voran. Die flussabwärts gelegenen Länder Vietnam und Kambodscha stehen der Stauanlage hingegen sehr kritisch gegenüber, da sie von den Folgen besonders schwerwiegend betroffen sein werden“, beschreibt WWF-Experte Ziegler die riskante, politische Gemengelage.

 

Von der Bundesregierung fordert der WWF daher ein starkes Signal gegen den Bau der Anlage. Seit Jahren unterstützt Deutschland verschiedene entwicklungspolitische Vorhaben im Bereich Schutz und nachhaltige Nutzung am Mekong. Die Erfolge dieser Projekte seien nun bedroht, so der WWF. „Solange die internationale Staatengemeinschaft zurückhaltend schweigt, betrachtet die Regierung in Laos das als stillschweigende Zustimmung“, so Ziegler. Die deutsche Delegation solle ihre Teilnahme am kommenden ASEM Gipfel in Vientiane Anfang November nutzen, um die Regierungen von Kambodscha und Vietnam aktiv bei der Umsetzung eines zehnjähriges Moratorium für Wasserkraftprojekte im Hauptstrom des Mekong zu unterstützen. 

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