Oh, was macht der Thun in Panama?
WWF enthüllt Schwarzhandel mit Rotem Thunfisch über Panama
Hamburg - Der Rote Thunfisch gerät immer mehr auf Umwegen als wertvolles Gut in den internationalen Schwarzhandel wie aktuelle WWF-Recherchen zeigen. Auf Basis von offiziellen Handels- und Zolldaten weist ein WWF-Report nach, dass zwischen 2000 und 2010 insgesamt 14.327 Tonnen verarbeiteter Roter Thun aus dem Mittelmeer ungemeldet über Panama nach Japan exportiert wurden. Dies entspricht schätzungsweise 18.704 Tonnen lebendem Thunfisch. Neben Panama waren die Mittelmeerstaaten Spanien, Italien, Marokko, Tunesien, Türkei und das Zielland Japan am Handelsfluss beteiligt. Der WWF fordert von der verantwortlichen Fischereimanagementorganisation ICCAT und die beteiligten Ländern eine genaue Untersuchung.
Zu Hochzeiten des Schwarzhandels in den Jahren 2003 und 2004 wurden 3.000 bis 4.000 Tonnen Thunfisch pro Jahr an der verantwortlichen Fischereimanagementbehörde ICCAT vorbeigeschleust. „Etwa ein Zehntel der vereinbarten Höchstfangmenge wurde in diesen Jahren zusätzlich zum offiziell gefischten Thunfisch gehandelt“, verdeutlicht Karoline Schacht, WWF-Fischereiexpertin. „Wo wurde dieses zusätzliche Zehntel gefischt?“ Seit Jahrzehnten boome die illegale Fischerei auf den wertvollen Roten Thun, für den in Japan Höchstpreise erzielt werden. Der aktuelle Report legt nach Ansicht des WWF jedoch nur die Spitze des Eisbergs offen. „Es ist ein erster Beweis für einen Schwarzhandel, der selbst von ICCAT seit Jahren vermutet und eingestanden wird“, so Schacht. Der Bestand des Roten Thuns im Mittelmeer ist nach jahrzehntelanger Überfischung lokal vom Aussterben bedroht.
„Den zur Verfügung stehenden Daten zufolge wurde keine der fraglichen Ladungen je bei ICCAT gemeldet“, so Schacht. „Damit wäre hier der Tatbestand der illegalen Fischerei erfüllt“. Als illegale oder sogenannte IUU-Fischerei gelten nach den Regeln FAO neben illegalen auch ungeregelte und undokumentierte Fänge (IUU = illegal, unregulated undocumented). Zur fraglichen Zeit des ungemeldeten Handels waren alle beteiligten Länder Vertragsstaaten von ICCAT und verstießen somit gegen offizielle Regelungen. Danach müssen alle internationalen Handelsaktivitäten mit Rotem Thun an ICCAT gemeldet und mit den offiziellen Höchstfangmengen abgeglichen werden.
Der unregistrierte Handel, der auch in den Unterlagen der panamaischen Zollbehörden nicht auftaucht, könnte abgewickelt worden sein, ohne dass der Fisch physisch nach Panama verschifft wurde. Transportschiffe unter Panamas Flagge und zeitweilig in Panama ansässige Firmen könnten den Handel zwischen Fangnationen und Empfängerland Japan durchgeführt haben.
Nach Angaben von ICCAT erreichte die illegale Fischerei auf Roten Thun im Jahr 2007 Rekordhöhen von 61.000 Tonnen, was dem Doppelten der legalen Fangquote entsprach. In den letzten Jahren wurde die offizielle Fangquote bis auf aktuell 12.900 Tonnen gesenkt. Trotzdem bestehen laut WWF noch immer Zweifel darüber, wie viel Roter Thunfisch dem Mittelmeer tatsächlich entnommen wird.