Tigerschutz: Licht und Schatten

Tiger-Konferenz in Neu Delhi: WWF-Untersuchung bemängelt Missstände in Zweidrittel der Schutzgebiete

Bengaltiger (Panthera tigris tigris) in Indien © Jörg Edelmann / WWF
Bengaltiger (Panthera tigris tigris) in Indien © Jörg Edelmann / WWF

Berlin - Einer WWF-Analyse zufolge erfüllen auch zwei Jahre nach dem internationalen Tiger-Gipfel in St. Petersburg Zweidrittel aller untersuchten Tiger-Schutzgebiete nicht die notwendigen Mindeststandards, um einen ausreichenden Schutz der seltenen Großkatzen vor Wilderei zu gewährleisten. Vielen Schutzzonen fehle es an ausreichendem Personal und die Strafverfolgung von Wilderei und Schmuggel seitens der Behörden sei ungenügend, kritisiert der WWF. „Das Ziel der internationalen Staatengemeinschaft, die Bestandszahlen der Tiger bis ins Jahr 2022 von heute etwa 3.200 auf mehr als 6.000 zu verdoppeln, kann nur gelingen, wenn endlich in den entscheidenden Tiger-Lebensräumen die Wilderei auf nahezu null reduziert wird“, sagt Volker Homes, Leiter Artenschutz beim WWF Deutschland angesichts eines Treffens von hochrangigen Regierungsvertretern aller dreizehn Tigerverbreitungsstaaten in Neu Dehli kommende Woche. Den Tiger-Schutzgebieten fehle es an einem einheitlichen Management und international vergleichbaren Schutz-Standards. So gäbe es etwa im Royal Belum State Park in Malaysia, der vom WWF als entscheidend für das Überleben des Malayischen Tigers eingestuft wird, erhebliche Wilderei. Diese sei vor allem darauf zurückzuführen, dass für eine Fläche von über 1.000 Quadratkilometer nur 17 Ranger eingesetzt würden. Zum Vergleich: Im indischen Nationalpark Kaziranga sind rund 800 Vollzugsbeamten für rund 860 Quadratkilometer verantwortlich.

„In vielen Tiger-Heimatländern geht es vor allem darum, die Natur auszubeuten. Es werden Milliarden Euro in neue Infrastrukturprojekte gesteckt, Lebensraumzerstörung schreitet voran, aber effektive Wilderei-Bekämpfung gibt es oft nicht“, kritisiert Homes. So seien auch zwei Jahre nach dem Internationalen Tigergipfel in St. Petersburg bisher nur sieben Tigerverbreitungsstaaten, darunter Indien, Vietnam und Nepal, im Global Tiger Forum (GTF) organisiert. Doch nur eine permanente, internationale Struktur die den Tigerschutz überwacht und vorantreibt könne eine effektive, grenzüberschreitende Bekämpfung auch von Wilderei und Schmuggel gewährleisten. Homes fordert daher vor allem von China und Russland, endlich dem Forum beizutreten.

Neben aller Kritik gäbe es jedoch auch erste Silberstreifen am Horizont, so WWF-Experte Homes. Ein Pilotprojekt zur Wilderei- und Schmuggelbekämpfung wurde in Nepal, Bhutan, Indien und Malaysia gestartet. In Indonesien hätten weitere sieben Anti-Wildereieinheiten durch WWF-Unterstützung ihre Arbeit zum Schutz des vom Aussterben bedrohten Sumatra-Tigers aufgenommen. Und auch in der Mekong-Region wurden im vergangenen Jahr Ranger ausgebildet, für die der WWF die notwendige Feldausrüstung bereitstellte.

Als erfolgreich hat sich 2011 außerdem die Einrichtung von Informationsnetzwerken in den Gemeinden, die um Tiger-Schutzgebiete herum liegen, erwiesen. Damit wird es für Wilderer zunehmend schwerer, bei ihren illegalen Taten unentdeckt zu bleiben. Die Effektivität der Naturschutzarbeit in der Mekong-Region beweisen demnach steigende Populationszahlen von Huftieren, die auch den Tiger nicht verborgen bleiben dürften. Vermehrt finden sich nach WWF-Informationen deren Spuren in immer größeren Teilen des Waldes. Bis sich die Maßnahmen jedoch in steigenden Tiger-Bestandszahlen niederschlagen, müssten noch einige Anstrengungen unternommen werden.

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