Bunga-Bunga auf drei Beinen
Hinkendes Nashorn in der Liebesfalle. / WWF: „Sex hinter Gittern“ ist Überlebenschance für Sumatra-Nashörner
Berlin - Das Sumatra Nashorn gehört nach Informationen der Umweltorganisation WWF zu den seltensten und bedrohtesten Arten der Welt. Von der Borneo-Unterart leben nach Schätzungen nicht einmal mehr 40 Individuen, verstreut auf mehrere weit voneinander entfernte Regenwaldinseln im malaysischen Bundesstaat Sabah. Angesichts dieser geringen Zahl komme es durchaus vor, dass einzelne Rhinos über Jahre kein anderes Exemplar ihrer Art zu Gesicht bekommen. Die Chance, für Nachwuchs zu sorgen, sei für die einsamen Nashörner entsprechend gering, so der WWF. Mit finanzieller Unterstützung der Umweltschützer soll sich das jetzt ändern: Sie setzen auf die Zucht in Gefangenschaft, um die Jungtiere später wieder auszuwildern.
Im Nashorn-Schutzgebiet an der Nordostküste Borneos wartet der Nashornbulle „Tam“ seit vier Jahren auf eine passende Partnerin. Seine Chancen auf eine künftige Vaterschaft sind deutlich gestiegen, denn just an Weihnachten 2011 lief den malaysischen Artenschützern der Borneo Rhino Alliance die Nashorndame „Puntung“ in die „Liebesfalle“. Sie hatten das Tier bereits seit fünf Jahren unter Beobachtung. Mehrfach fanden die Wildhüter Fußspuren. Deren Zuordnung war einfach, denn dem Tier fehlt der linke Vorderhuf. Offenbar hatte sich das Nashorn diesen vor längerer Zeit in einer von Wilderern gelegten Schlingenfalle amputiert. Neben der Lebensraumzerstörung gilt Wilderei nach wie vor als die Hauptbedrohung für Sumatra-Nashörner. „Obwohl Fingernägelkauen die gleiche Wirkung hat, zahlen gerade in Asien viele Menschen hohe Summen für dubiose Wundermittelchen aus Nashorn“, berichtet Susanne Gotthardt vom WWF. „Ein einzelnes Horn der Tiere ist auf dem Schwarzmarkt mehrere zehntausend Euro wert.“
„Puntung“ blieb dieses Schicksal erspart. Naturschützer kamen den Wilderern zuvor. Dafür mussten sie allerdings viel Geduld aufbringen. Fast ein Jahr waren sie der Nashorn-Dame auf der Spur. Puntung wurde in eine Holzkiste gelockt und danach per Helikopter und Lkw ins Wildreservat umgesiedelt. Ob es mit der tierischen Eheanbahnung tatsächlich klappt, werde sich in den nächsten Monaten zeigen, so der WWF. Der Erfolg hänge nicht nur vom Gefühlsleben der Nashörner „Tam“ und „Puntung“ ab. Gebraucht werde viel Platz, die richtige Ernährung und letztlich auch eine Portion Glück. Ein Hindernis könnte „Puntungs“ fehlender Huf sein, denn Rhino-Sex ist durchaus ruppig. Damit das Tier unter dem Ansturm eines 500 Kilo schweren Bullen nicht zusammenbricht, haben die Züchter vor, dem Liebesleben der Rhinos mit einer stützenden Prothese auf die Sprünge zu helfen.