Die Fischereiminister setzten im Laufe ihrer Verhandlungen zudem den Mehrjahresplan zum Wiederaufbau des Nordsee-Kabeljau teilweise außer Kraft und kehren zur Retro-Politik des jährlichen Quotengeschachers zurück. Auch bei den anderen Kabeljaubeständen zeigt sich ein sehr gemischtes Bild. Im Kattegat empfahlen die Wissenschaftler beispielsweise einen Fangstopp, die Minister genehmigten dennoch einen jährlichen Fang von 100 Tonnen.
Der WWF bilanziert insgesamt 30 Jahre schlechtes Fischereimanagement in der Europäischen Union und macht die Fischereiminister für den schlechten Zustand der Bestände mit verantwortlich. „Europas Minister haben über Jahre systematisch die Wissenschaft ignoriert“, so Schacht weiter. „Wer die Fangquoten Jahr um Jahr höher ansetzt, als es wissenschaftlich empfohlen wird, legalisiert die Überfischung.“ Ein aktueller WWF Report zeigt, dass allein im Nordostatlantik von 2003 bis 2011 sechs Millionen Tonnen Fisch mehr gefangen worden sind, als vom Wissenschaftlichen Rat zur Erforschung der Meere (ICES) empfohlen – mit dem amtlichen Segen der Fischereiminister.
Ein großes Problem sei außerdem der Rückwurf von unerwünschtem Beifang, der in den Fangquoten gar nicht enthalten sei. Rund ein Drittel des jährlichen Gesamtfangs in der Nordsee werde verschwendet und gehe als Rückwurf wieder über Bord. Rückwurfverbote gehörten laut WWF zu den zentralen Elementen einer nachhaltigen Fischereipolitik.