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Gewinner und Verlierer 2012
WWF zieht zweigeteilte Jahresbilanz für den Artenschutz
Berlin - Elefanten, Nashörner, Schweinswale und Menschenaffen zählen 2012 zu den großen Verlierern im Tierreich. Zudem bewegte das Ableben von „Lonesome George“ die Gemüter. Das Schicksal der einsamen Riesenschildkröte gilt als symptomatisch für den weltweiten, vom Menschen verursachten Artenschwund. Zu diesem Fazit kommt die Naturschutzorganisation WWF anlässlich des Jahreswechsels. Doch es gibt auch gute Neuigkeiten: Vor allem dank neuer Schutzgebiete und konstanter Aufklärungsarbeit finden sich die bedrohte Seekuh-Art Dugong, der Amur-Leopard und die Quastenflossler auf der Gewinnerseite. In Deutschland dürfen sich Wolf und Elbebiber über positive Zukunftsprognosen freuen. Unklar ist weiterhin das Schicksal des Tigers, so der WWF.
„Hauptursachen für den anhaltenden Verlust biologischer Vielfalt sind Lebensraumzerstörung, Klimawandel, Wilderei und Übernutzung“, warnt Eberhard Brandes, Vorstand des WWF Deutschland. Vor allem die massive Zunahme der Wilderei habe 2012 zahlreichen charismatischen Tierarten, wie etwa Elefant und Nashorn, zugesetzt. „Die globale Staatengemeinschaft muss die Wilderei endlich engagierter bekämpfen“, so Brandes Forderung.
Derweil gibt es zwei Jahre nach dem internationalen Tiger-Gipfel erste Erfolge. So gelang die Verdopplung des Bestands in einem nepalesischen Nationalpark. In der Grenzregion zwischen China und Russland entstanden Schutzkorridore. Es sei jedoch nicht gelungen die Wilderei auf Tiger zu beenden und verbliebene Lebensräume seien noch nicht ausreichend geschützt. „Für den Tiger lässt sich keine eindeutige Jahresbilanz ziehen. Das Ziel, die Bestandszahlen bis 2022 zu verdoppeln, kann aber weiterhin erreicht werden“, sagt WWF-Vorstand Brandes.
Verlierer 2012
Afrikanische Elefanten: Seit Anfang 2012 sind weit über 10.000 Elefanten aus den Savannen und Wäldern Afrikas verschwunden. Sie wurden Opfer grausamer Verbrechen, niedergemetzelt und verstümmelt von skrupellosen Kriminellen, die es auf die Stoßzähne abgesehen haben.
Nashörner: Auch die Nashörner sind von der dramatischen Wildereikrise betroffen. Allein in Südafrika wurden 2012 pro Tag etwa zwei Tiere getötet. Die Hörner gehen vor allem nach Vietnam, wo sie in geriebener Form als dubiose Heilmittel eingesetzt werden. Dementsprechend ist auch die Lage der asiatischen Nashörner extrem kritisch. So zählen die Java-Nashörner zu den bedrohtesten Säugetieren weltweit.
Menschenaffen: Egal ob Gorilla, Bonobo, Orang-Utan oder Schimpanse: Unseren nächsten Verwandten im Tierreich geht es immer schlechter. Rücksichtlose Wilderei, Lebensraumzerstörung, die unruhige politische Situation und das tödliche Ebola-Virus, vor allem in den Ländern Zentralafrikas, führen zu einem bisher ungebremsten Rückgang der Bestände. Nur die Population des Berggorillas ist leicht ansteigend.
Lonesome George: Ein symptomatisches Einzelschicksal ist der Tod von Lonesome George. Mit ihm ist im Juni 2012 auf der Galapagos-Insel Pinta der letzte Vertreter der Riesenschildkröte Chelonoidis nigra ssp. abingdoni gestorben. George wurde etwa 100 Jahre alt und galt als einsamstes Tier der Welt. Forscher haben zwar im November Gene von Chelonoidis nigra ssp. abingdoni in anderen Schildkröten entdeckt, doch nach derzeitigem Stand der Wissenschaft ist es nicht möglich hieraus eine neue Generation zu züchten oder gar zu klonen.
Ostsee-Schweinswal: Deutschlands einzige Walart kämpft weiter ums Überleben. Selbst in den Meeresschutzgebieten ist der kleine Wal vor den Todesfallen der Stellnetzfischerei nicht sicher. Die feinmaschigen Netze sind für das Echolot der Meeressäuger unsichtbar, die Tiere verheddern sich darin und ersticken. Etwa 4.500 Quadratkilometer sind in der deutschen Ostsee offiziell dem Schweinswalschutz gewidmet. Aber jeder Quadratkilometer davon darf weiter befischt werden, weil Umweltminister Peter Altmaier und Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner seit 20 Monaten eine Regelung der Fischerei in Schutzgebieten blockieren.
Gewinner 2012
Wölfe: Im Herbst gelangen, keine 25 Kilometer von der Stadtgrenze Berlins entfernt, mit einer WWF-Fotofalle Aufnahmen eines neuen Familienverbands. Der Wolf besiedelt somit trotz mancher Rückschritte und Verluste seine alte Heimat immer weiter neu. Seine Rückkehr ist Erfolg und zugleich Herausforderung für den Naturschutz. In Deutschland gibt es mittlerweile 18 bestätigte Rudel und einige Einzeltiere. Der WWF setzt sich dafür ein, ein möglichst konfliktfreies Miteinander von Mensch und Wolf zu ermöglichen.
Dugongs, Meeresschildkröten und Quastenflosser: Mosambik hat 2012 Afrikas größtes Küstenschutzgebiet ausgewiesen. Das Primeiras e Segundas-Archipel erstreckt sich über eine Millionen Hektar und umfasst zehn Inseln. Seltene Meeresschildkröten haben hier ihre Nistplätze. Auch der Quastenflosser, ein Fisch, der schon lange vor den Dinosauriern die Meere bevölkerte, ist in der Region zuhause. Die letzten großen Seegraswiesen Afrikas und extensive Mangrovenwälder sind zudem Lebensraum der bedrohten Dugongs. Dugongs sind die einzigen heute noch lebenden Vertreter der Gabelschwanzseekühe.
Amur-Leopard: Nach jahrelanger Vorarbeit des WWF hat die russische Regierung im Fernen Osten einen neuen Nationalpark eingerichtet, um die letzten Amur-Leoparden zu schützen. Die Leoparden-Unterart gilt als die seltenste Großkatze der Welt. Zukünftig sollen bis zu 50 Tiere im neuen sogenannten „Leopardenland“ leben können und so die Unterart vor dem Aussterben bewahrt werden.
Elbebiber: Zwei Jahre nach Baubeginn wurde der erste Abschnitt des neuen Elb-Deiches nahe Dessau fertiggestellt. Die Deichrückverlegung ist Hauptbestandteil des derzeit größten WWF-Naturschutzprojekts in Deutschland. Durch Schaffung von zusätzlichen 600 Hektar Überflutungsfläche wird in der Region die Gefahr von Flutkatastrophen gemindert und zugleich profitiert der Elbebiber von der Vergrößerung seines Lebensraums. Der Bestand dieser nur in Deutschland heimischen Unterart konnte inzwischen stabilisiert werden. Gefördert wird das WWF-Projekt durch das Bundesumweltministerium (75 Prozent) und das Land Sachsen-Anhalt (15 Prozent).