Waldbrände mit Ansage

WWF legt Waldbrandbestandsaufnahme vor

Nicht nur in Spanien richten unkontrollierte Feuer enorme Schäden an. © WWF
Nicht nur in Spanien richten unkontrollierte Feuer enorme Schäden an. © WWF

Der Sommer 2012 entwickelt sich in vielen Ländern zum Brandsommer. Dies zeigt eine aktuelle Bestandsaufnahme des WWF. Besonders drastisch ist die Situation in Spanien. Nachdem die verheerenden Feuer auf den Kanarischen Inseln gerade erst unter Kontrolle gebracht werden konnten, kündigt sich bereits die nächste bedrohliche Hitzewelle an. „Weitere Feuer sind vorprogrammiert. Spanien erlebt die schlimmsten Brände seit zehn Jahren“, berichtet Philipp Göltenboth, der den Waldschutz beim WWF Deutschland leitet. In den vergangenen Jahren gingen in Spanien durchschnittlich 115.000 Hektar Wald verloren, eine Fläche größer als Hamburg und Bremen zusammen. Dieses Jahr waren es bereits Ende Juli mehr als 130.000 Hektar und allein auf den Kanaren kamen in den letzten Tagen noch einmal fast 5.000 Hektar verbrannter Wald hinzu.


Doch nicht nur in Spanien richten unkontrollierte Feuer enorme Schäden an. Der WWF-Bericht macht auf die weltweite Bedrohung von Mensch und Natur durch Waldbrände aufmerksam und verweist auf Lösungen, um ihnen endlich Einhalt zu gebieten. Allein im Mittelmeerraum habe sich die durchschnittliche jährliche Waldbrandfläche seit den 1960er Jahren vervierfacht. „Die steigende Anzahl und Heftigkeit der Brände zeigt, dass viele Ökosysteme durch menschliche Eingriffe aus den Fugen geraten sind“, so Göltenboth. Die Auswirkungen auf die Artenvielfalt seien gravierend: Die wichtigsten Ökoregionen der Welt seien auf 84 Prozent ihrer Fläche von Feuern gefährdet. Nur auf den verbleibenden 16 Prozent bewegten sich die auftretenden Feuer noch innerhalb der ökologisch akzeptablen Grenzen. Feuerempfindliche Ökosysteme wie zum Beispiel die tropischen Regenwälder, in denen den Pflanzen und Tieren die Anpassung an natürliche Brände fehlt, seien gar auf 93 Prozent ihrer Fläche gefährdet.


Die aktuell im Mittelmeerraum auftretenden Feuer werden durch die extrem trockene Witterung begünstigt. Nach Angaben des WWF dürfe das Wetter jedoch nicht als Ausrede für den großen Waldverlust herhalten. Von Portugal bis Griechenland zeige sich, dass 96 Prozent aller Waldbrände durch Menschen verursacht werden. Psychopathische Feuerteufel seien die Ausnahme. Häufig entwickelten sich gefährliche Brände durch Unachtsamkeit. Glasscherben von weggeworfenen Flaschen, Zigarettenstummel oder abgefackelte Felder, die außer Kontrolle geraten, gehören zu den häufigsten Ursachen. Insbesondere in Italien zündelten Brandstifter häufig im Auftrag krimineller Bodenspekulanten. Den Tätern komme man nur selten auf die Spur. Der WWF appelliert, mit den Behörden zu kooperieren und Brandstifter anzuzeigen. „Durch Brandstiftung gehen jedes Jahr große Naturschätze verloren. Aber auch viele Menschen müssen immer wieder um ihr Leben fürchten. Brandstiftung ist ein Verbrechen an Mensch und Umwelt und muss geahndet werden“, so WWF-Waldexperte Göltenboth.


Zur Vorbeugung von Bränden setzt der WWF u.a. auf eine naturnahe Waldbewirtschaftung. Auf das Anpflanzen nicht-heimischer Baumarten sollte verzichtet werden, da heimische Arten an die lokalen Bedingungen angepasst seien und Bränden besser widerstehen könnten. Ziel der Forstwirtschaft müsse es sein, durch den Aufbau möglichst natürlicher Wälder die Widerstandsfähigkeit des Ökosystems zu erhöhen. Zugleich fordert der WWF die flächendeckende Einführung von Managementplänen, die konkrete Maßnahmen zur Bekämpfung und Vermeidung von Waldbränden enthalten. In vielen Ländern mangele es an diesen Vorkehrungen. So seien in Spanien bislang nur für 13 Prozent aller Wälder solche Pläne erstellt worden, obwohl dies seit Jahren gesetzlich vorgeschrieben ist. „Wir verlieren jedes Jahr große Waldflächen, weil es Abstimmungsschwierigkeiten zwischen lokalen und nationalen Behörden und den Waldbesitzern gibt. Das ist absolut inakzeptabel“, kritisiert Philipp Göltenboth vom WWF.

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