Teenager im Dienst der Kegelrobbe
WWF und Biosphärenreservat bilden Jugendliche auf Rügen zu Robbenbotschaftern aus
Hamburg/Stralsund - Deutschlands größtes Raubtier kehrt an die deutsche Ostseeküste zurück: die Kegelrobbe. Zwanzig Jugendliche von der Insel Rügen unterstützen die Rückkehr der Meeressäuger hautnah. Sie werden vom WWF und dem Biospärenreservat Südost Rügen zu Robbenbotschaftern ausgebildet und haben am Wochenende ihre theoretische Prüfung abgelegt. Jetzt beginnt eine aufregende Robbensaison, in der die Jugendlichen auch für die Tiere werben und Vorbehalte bei Bevölkerung und Touristen abbauen wollen.
Die Jugendlichen im Alter von 11-13 Jahren werden regelmäßig an Ausfahrten zum Monitoring der Robben im Greifswalder Bodden mit Rangern aus dem Biosphärenreservat Südost-Rügen teilnehmen. Dabei werden die Tiere vom Boot aus beobachtet und gezählt. Die Jugendlichen dokumentieren ihre Beobachtungen zu Anzahl und Vorkommen der Tiere sowie eventuelle Störungen. Auch beim Monitoring an Land werden sie die erwachsenen Ranger begleiten. Bei einem zusätzlichen Aufenthalt auf Helgoland können sie Kegelrobben in freier Wildbahn erleben. In Wochenendworkshops haben frisch gekürten WWF-Robbenbotschafter sich bereits Fachwissen zu Biologie der Kegelrobbe, über ihren Lebensraum Ostsee sowie Bedrohung und Schutzmöglichkeit der Art angeeignet. Dieses Wissen werden sie das Jahr über mit Hilfe von Infoständen und Mitmachmaterialen an andere Kinder und Jugendliche weitergeben.
„Die Rückkehr der Kegelrobbe nach 100 Jahren ist ein echtes Naturschutz-Highlight. Deshalb haben sich die Jugendlichen begeistert ans Werk gemacht“, sagt Cathrin Münster, Robbenexpertin beim WWF. Die jugendlichen Ranger haben so viel über die Tiere gelernt, dass sie jetzt fit sind für den Einsatz als offizielle Robbenbotschafter des WWF. „Mit der Ausrottung der Tiere ist das Wissen über sie in der Bevölkerung verlorengegangen. Die Robbenbotschafter klären auf wie man sich bei Begegnungen richtig verhält. Sie betreiben in ihrer Freizeit aktiven Robbenschutz“, so Münster weiter. Die Jugendlichen sind Feuer und Flamme: „Ich freue mich schon drauf, den Leuten zu erzählen wie und wo die Kegelrobben leben“, sagt Robbenbotschafterin Laura Giesche (12). „Vom Boot aus haben wir bei der ersten Ausfahrt 25 Tiere gesehen. Wir haben Ferngläser und zählen die Köpfe, die sich aus dem Wasser strecken. Eine Robbe kam sogar bis auf wenige Meter ans Boot heran.“
Seit einigen Jahren werden im Greifswalder Bodden immer häufiger Kegelrobben gesichtet, teilweise mehr als 20 Tiere gleichzeitig. Damit kehrt eine in der Vergangenheit von der deutschen Ostseeküste verschwundene Tierart langsam zurück. Noch vor 100 Jahren war die Kegelrobbe mit etwa 100.000 Tieren in der gesamten Ostsee verbreitet. Eine gezielte Ausrottungskampagne - von der Fischerei initiiert - führte in den 1930er Jahren jedoch zur vollständigen Ausrottung der Kegelrobbe in der südlichen Ostsee. Durch Jagdverbot und den Rückgang von Umweltgiften haben die Bestände inzwischen wieder zugenommen. Heute gibt es in der nördlichen Ostsee bereits mehr als 22.000 Kegelrobben. Von hier aus ist die Kegelrobbe nun dabei, die deutsche Ostseeküste wieder zu besiedeln.