Um Lebensmittel umweltfreundlicher herzustellen, ist immer auch der Anbau eine entscheidende Etappe. Daher haben EDEKA und WWF beschlossen, gemeinsam aktiv zu werden. Und zwar gerade dort, wo bestehende Siegel und Zertifizierungen nicht ausreichend sind. Derzeit laufen drei Anbauprojekte – eins zu Landwirtschaft und Artenvielfalt in Deutschland, eins für mehr Nachhaltigkeit im konventionellen Bananenanbau in Ecuador, Kolumbien und Costa Rica sowie eins mit der gleichen Zielsetzung im Zitrusfrüchteanbau in Spanien.

Mehr Umweltschutz im konventionellen Zitrusfrüchte-Anbau

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Große, landwirtschaftlich genutzte Flächen, Monokulturen, Pflanzenschutzmittel und Düngemittel belasten die Umwelt und lokale Wasserbestände. Das gilt auch für den Zitrusfrüchteanbau. Die Region mit dem Flussgebiet Guadalquivir in Spanien ist ein Zentrum in Europa. Zugleich besitzt sie artenreiche Ökosysteme wie den Nationalpark Doñana, ist wichtiges Durchzugsgebiet für Zugvögel und eines der letzten Rückzugsgebiete von bedrohten europäischen Tierarten wie dem Iberischen Luchs oder dem Spanischen Kaiseradler. Daher liegt hier der Ursprung des 2015 gestarteten Projekts, das die Umweltverträglichkeit des konventionellen Anbaus von Orangen, Mandarinen und Clementinen schrittweise verbessern will. Im Fokus stehen effiziente Wassernutzung- und verantwortungsvoller Umgang mit Böden, Erhalt und Förderung der biologischen Vielfalt sowie weniger Einsatz von Pestiziden. Inzwischen nehmen auch Farmen in den Regionen Katalonien und Valencia teil – 27 sind es derzeit insgesamt. Sie alle beliefern den EDEKA-Verbund mit nachhaltigeren konventionellen Zitrusfrüchten.

Die Maßnahmen im Überblick:

Verantwortungsvollerer Umgang mit Wasser: In den Projektregionen sind die Auswirkungen des Klimawandels bereits deutlich zu sehen und zu spüren. Seit einigen Jahren ist der Grundwasserspiegel deutlich gesunken. Die nachhaltige Wassernutzung auf den Farmen (Fincas) und im lokalen Flussgebiet ist daher ein zentraler Arbeitsschwerpunkt des Zitrus-Projekts. Die lokalen Behörden legen jährlich fest, wie viel Wasser die Farmen nutzen können. Da in den wasserknappen Regionen auch viele illegale Brunnen angelegt werden, wird zunächst die Legalität der Wasserquellen bestätigt. Alle Fincas halten tagesgenau ihren Wasserverbrauch fest und stellen so sicher, dass sie nicht mehr nutzen als erlaubt. Mit moderner Technologie, wie Tröpfchenbewässerung und Bodenfeuchtigkeitssonden, wird effizient bewässert. Sonden messen die Bodenfeuchtigkeit, sodass nur dann bewässert wird, wenn die Bäume dies wirklich brauchen. Ziel ist es, das eingesparte Wasser den Ökosystemen zur Verfügung zu stellen, statt es zu nutzen, um die Anbauflächen zu vergrößern. Deshalb engagieren wir uns auch über die Grenzen der einzelnen Farmen hinaus für eine nachhaltigere Wassernutzung im Anbaugebiet. 

Mehr biologische Vielfalt: Flora und Fauna auf den Fincas werden in einer Bestandsaufnahme erfasst. Die Projektmaßnahmen zielen darauf ab, die Biodiversität mindestens zu erhalten und wenn möglich zu erhöhen. So wird beispielsweise die natürliche Vegetation zwischen den Zitrusbäumen belassen, die früher mit Herbiziden entfernt wurde. Begrünte Rand- und Blühstreifen werden neu angelegt oder miteinander verbunden und mit ausgewählten Pflanzenarten angereichert. So fühlen sich Nützlinge wohl und auch andere Tiere können sich ungehindert bewegen. Zudem werden Hecken gepflanzt, Nistkästen angebracht und Sitzstangen für Greifvögel aufgestellt. Manche Arten, wie etwa bodenbrütende Vögel, werden durch spezifische Maßnahmen geschützt. 

Verringerung von Pflanzenschutzmitteln: Alle Zitrusbäuer:innen befolgen einen im Rahmen des Projektes erstellten Einsatzplan für Pestizide. Er wurde mit Expertise aus verschiedenen Fachbereichen erstellt und seit Projektbeginn kontinuierlich verbessert. Dabei werden zum Beispiel besonders gefährliche Pestizide durch weniger kritische Stoffe ersetzt. Als Orientierung dient hierbei die Liste hochgefährlicher Pestizide des Pesticide Action Network (PAN). Außerdem dürfen Pestizide nur zum Einsatz kommen, wenn deren Einsatz unbedingt nötig ist. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn Nützlinge den Schädlingsbefall nicht mehr kontrollieren können. Bis dahin wird die Größe der Schädlings- und Nützlingspopulationen bei wöchentlichen Rundgängen auf jeder Farm überprüft und festgestellt, ob das natürliche Gleichgewicht zur Schädlingskontrolle ausreicht. Präventive Ausbringung von Pestiziden ist verboten und das macht sich bemerkbar: 2023 wurden mehr als 7.500 kg weniger an aktiven Pestizidwirkstoffen ausgebracht im Vergleich zum jeweiligen Jahr vor Projekteinstieg.

Einsatz von Düngemitteln sowie Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit: Nach Blatt-, Boden- und Wasseranalysen werden mineralische Düngemittel möglichst bedarfsgerecht und angepasst an die Nährstoffverfügbarkeit der Zitrusbäume ausgebracht. Die Böden werden zusätzlich mit organischer Materie angereichert, um ihre Fruchtbarkeit und damit die natürliche Nährstoffverfügbarkeit sowie Wasserspeicherkapazität zu erhöhen. Dazu werden Reste des Baumschnitts in die Erde eingearbeitet, grüne Korridore zwischen den Pflanzreihen gefördert und zusätzlich auch Düngemittel mit Anteilen von organischer Materie genutzt. Bei einem geringen  Humusanteil, wird Kompost ausgebracht, um den Humusaufbau und damit die Bodenfruchtbarkeit zu fördern.

Gemeinsame Erfolge

Reife Orangen, die an einem Baum hängen © janaph / iStock / GettyImages
Reife Orangen, die an einem Baum hängen © janaph / iStock / GettyImages
  • Marienkäfer sind wichtige Helfer auf den Fincas. Sie halten Schädlinge wie Blattläuse in Schach. 2020 wurden auf den Plantagen knapp fünfmal mehr Marienkäferarten als zu Projekt-Start gezählt.
  • Je mehr sich der Insektenreichtum auf den Fincas erhöht, desto mehr kehren auch größere insektenfressende Tiere wie Reptilien und Vögel wie Wiedehopf und Rötelfalke zurück. Dazu gehören seltene und scheue Arten wie Dachs, Fischotter, Manguste und Gartenschläfer oder auch die Perleidechse als größte Eidechse Europas, die unter strengem Schutz steht.
  • Auch mehr Hecken, begrünte Wasserstaubecken und eine gestärkte Pflanzendecke zwischen den Baumreihen fördert, dass Arten sich ausbreiten. Im Jahr 2024 sind ganze 88 Hektar in den Anbaugebieten zugleich Blüh- und Schutzflächen.
  • Es zwitschert, kreucht und fleucht: In den letzten vier Jahren sind in den 34 Greifvogel-Nistkästen der Farmen mehr als 240 Küken geschlüpft – darunter Nachkommen von Schleiereule, Turmfalke und Steinkauz. Zusätzlich sind im Laufe der Jahre knapp 60 Singvogel-Nistkästen aufgestellt worden, denn die Vögel unterstützen alle zusammen die biologische Schädlingskontrolle im Feld.
  • Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln konnte im Jahr 2023 im Vergleich zum Jahr vor Projekteintritt um 64 Prozent gesenkt werden. Kaolin, also weiße Tonerde, hat sich als „physikalische“ Barriere auf den Blättern gegen Zikaden bewährt.
  • Der Wasserverbrauch der Farmen konnte 2023 um rund 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verringert werden.

Die Orangen, Mandarinen und Clementinen aus dem gemeinsamen Projekt gibt es von Oktober bis in den Frühsommer hinein in EDEKA-Märkten und Filialen von Netto Marken-Discount. Der WWF-Panda auf den Früchten oder Netzen zeigt an: EDEKA und WWF arbeiten gemeinsam mit den Fincas an ökologischen Verbesserungen im konventionellen Anbau der Früchte.

Mehr dazu, wo EDEKA bei der Erreichung der Ziele steht, verrät der aktuelle Fortschrittsbericht.

Interview mit Patrick Freund, Referent für nachhaltige Lieferketten beim WWF

Patrick Freund, Referent für nachhaltige Lieferketten © WWF
Patrick Freund, Referent für nachhaltige Lieferketten © WWF

Es gibt Bioorangen und es gibt konventionelle Orangen. Warum zusätzlich auch Projektorangen?
Orangen gehören vor allem in den Wintermonaten zu den beliebtesten Obstsorten. Der Bedarf ist groß. Leider ist der Anteil an Früchten aus Bioanbau sehr gering. In Andalusien beträgt die Anbaufläche von Bio-Zitrusfrüchten weniger als 10 Prozent im Vergleich zu der von konventionell angebauten Zitrusfrüchten. Derzeit kommen wir also ohne konventionelle Orangen nicht aus. Doch hier sind die Anbaubedingungen aus Umweltsicht sehr problematisch. Mit unserem Projekt zeigen wir, wie man beim konventionellen Anbau von Orangen, Mandarinen und Clementinen viele der bekannten ökologischen Probleme verbessern kann, und zwar deutlich. Zusätzlich zur Verbesserung des Anbaus vor Ort ist unser Ziel auch, den Anteil an nachhaltiger produzierten Früchten in Märkten des EDEKA-Verbunds zu erhöhen.

Was ist denn am Zitrusfrüchteanbau so problematisch?
Orangen und Co. wachsen in warmen, trockenen Regionen. In Europa sind vor allem Spanien, aber auch Italien und Griechenland wichtige Anbauländer. Die Früchte brauchen für ihre Entwicklung Wärme, Sonne und vor allem auch jede Menge Wasser. Klassisch werden die Zitrusfrüchte auf weitläufigen Plantagen in Monokulturen angebaut. Da wächst nichts weiter als der Zitrusbaum. Dies führt zu einem massiven Verlust der ursprünglichen Biodiversität. Immenser Wasserbedarf beim Anbau von Zitrusfrüchten aber auch anderem Obst und Gemüse sorgt für Wasserknappheit vor Ort. Hoher Pestizid- und Düngemitteleinsatz geht mit Verschmutzungen von Böden und Wasserressourcen einher und führt zu einem weiteren Rückgang der Artenvielfalt. Viele Tiere und Pflanzen können unter den Bedingungen einer Agrarmassenproduktion nicht überleben.

Und was ist der Unterschied zwischen einer Bio- und einer Projektfrucht?
Zum einen gehen wir das Thema der effizienten Wassernutzung an. Das ist zumindest bei den Anforderungen von EU-Bio bisher nicht eingeschlossen. Unsere Zitrusfrüchte stammen von Fincas, die möglichst effizient bewässern und dadurch Wassereinsparungen erzielen. Alles, was nicht auf den Feldern landet, steht im besten Fall Ökosystemen an anderer Stelle zur Verfügung. Andererseits kümmern wir uns auch gezielt um den Erhalt und die Wiederansiedlung von Tier- und Pflanzenarten, die durch die intensive Landwirtschaft vertrieben worden sind, zum Beispiel in wir Nistkästen oder Ansitzstangen für Greifvögel anbringen. Im Vergleich zum Bioanbau nutzen wir noch chemische Pestizide und Mineraldünger, aber haben Menge und Häufigkeit deutlich verringert und setzen wann immer möglich weniger schädliche Mittel ein.

Was haben die Landwirt:innen davon, sich an dem Projekt zu beteiligen?
Sie investieren in ihre Zukunft. In wasserarmen Regionen kann nicht immer noch mehr und noch intensiver angebaut werden und das wenige Wasser, was da ist, verschmutzt werden. Wir lernen gemeinsam mit den Landwirt:innen, effizient mit Wasser umzugehen, weniger Agrochemikalien einzusetzen und uns um den Erhalt der Biodiversität zu kümmern. Das stellt gewohnte Arbeitsabläufe auf den Kopf. Sie lernen, dass sie naturnäher wirtschaften können, ohne dabei ihre Ernte zu gefährden. Und mit EDEKA und Netto Marken-Discount haben sie zugleich einen garantierten Abnehmer für ihre Ware.

Was sind die größten Herausforderungen, an denen ihr derzeit arbeitet?
Die zunehmende Wasserknappheit und neue Schädlinge fordern unsere Aufmerksamkeit. Da die Regionen, in denen unsere Projektfarmen liegen, immer trockener werden, muss noch effizienter bewässert werden. Außerdem breiten sich immer mehr ortsfremde Schädlinge, sogenannte invasive Arten, auf Spaniens Zitrusfeldern aus. Während sie auf konventionellen Farmen oft mit mehr Pestiziden bekämpft werden, verfolgen die Projektfarmen einen anderen Ansatz: Durch eine sorgfältige Dokumentation erkennen Landwirt:innen rechtzeitig, wenn ein neuer Schädling auftaucht. Dann können die befallenen Bäume schnell und möglichst umweltschonend behandelt werden, bevor sich der Schädling auf der ganzen Farm ausbreitet. So soll der Einsatz von Pestiziden möglichst geringgehalten werden.

Die größte Herausforderung ist aber mit Sicherheit, über die Grenzen unserer Projektfarmen hinaus die Umsetzung von guter landwirtschaftlicher Praxis im Zitrusanbau zu fördern. Wir zeigen im Projekt mit derzeit 27 Farmen, wie es nachhaltiger geht. Nun geht es darum, mehr Lieferanten und Farmer:Innen jenseits unseres Projekts von unserer landwirtschaftlichen Praxis zu überzeugen.

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Pressereferentin / WWF Deutschland

Miriam Heimberg

Unternehmenskommunikation / EDEKA