Gigantische Schleppnetze, die den Meeresboden umpflügen, Delfine und Meeresschildkröten, die als Beifang in den Netzen landen und vor allem viel zu große Fangmengen – der gute Ruf von frischem Fisch hat in den letzten Jahren zu Recht gelitten.

Philippinischer Fischer mit Thunfischfang © Jürgen Freund / WWF
Philippinischer Fischer mit Thunfischfang © Jürgen Freund / WWF

Tatsächlich ist die Überfischung neben der Klimaerhitzung zur größten Bedrohung unserer Meere geworden. Allein in Deutschland werden jedes Jahr mehr als vierzehn Kilogramm Fisch pro Person verzehrt, weltweit sind es sogar mehr als 19 Kilogramm pro Kopf.

Der Hunger auf Fisch und Meeresfrüchte gefährdet die marinen Ökosysteme, aber auch die lokalen Fischer und deren Familien – besonders in Ländern des globalen Südens. Für 800 Millionen Menschen ist Fisch eine der wichtigsten Einkommens- und Nahrungsquellen. Bleiben die Fische weg, bedroht das ihre Existenz.

Hier erfahren Sie, worauf Sie beim Kauf von Fischen und Meeresfrüchten achten sollten, welche Produkte Sie bedenkenlos kaufen können und welche Meerestiere besser nicht auf Ihrem Teller landen sollten.

Welcher Fisch ist nachhaltig? Was besser nicht essen?

Diese Fische sind tabu

Verzichten sollten Sie auf alle Fischarten, die vom Aussterben bedroht oder stark gefährdet sind wie viele Rochen-Arten, Aal oder der auf der Speisekarte als Schillerlocke verkaufte Dornhai. Tabu sind auch alle Hai-Arten sowie der Granatbarsch, weil diese sich nur langsam fortpflanzen und wenige Nachkommen bekommen. Auch Wittling landet nicht in unserem nachhaltigen Fischgericht. Der Wittling wird mit Grundschleppnetzen gefangen, die den Ozeanboden regelrecht umpflügen und ganze Lebensräume am Meeresgrund zerstören.

Sind lokale Fischarten und Zuchtfisch nachhaltiger?

Mangrovenwälder in Kenia © White Rhino Films / IUCN
Mangrovenwälder in Kenia © White Rhino Films/ IUCN

Leider ist auch Zuchtfisch aus Aquakulturen oft keine umweltfreundliche Alternative zu wild gefangenem Fisch. Im schlechtesten Fall werden für den Bau von Fischfarmen wertvolle Lebensräume wie Mangrovenwälder zerstört und durch die intensive Fischzucht Gewässer mit Chemikalien, Antibiotika und Exkrementen verschmutzt.

Aus Klimaschutzperspektive kann lokaler Fisch vom Markt zwar die bessere Wahl sein, weil dieser nicht mit dem Flugzeug transportiert werden musste. Aber auch lokale Fischarten können überfischt sein, wie zum Beispiel Kabeljau aus der Nord- und Ostsee.

Ökologisch unbedenklich sind Karpfen und Wels

Umweltschutz und Fischgenuss schließen sich aber nicht ganz aus. Einige Fischarten können auch weiterhin bedenkenlos gegessen werden. Kaum Auswirkungen auf die marine Umwelt hat in der Regel die Zucht von Karpfen, Pangasius, Tilapia sowie Afrikanischem beziehungsweise Europäischem Wels in geschlossenen Anlagen. Für sie gibt der WWF Fischratgeber grünes Licht. Beim Hering kommt es darauf an, wo genau er herkommt.

Wie nachhaltig sind Meeresfrüchte?

Auch bei den Meeresfrüchten gilt es, genau hinzuschauen: Wo kommen die Tiere her? Mit welcher Fangmethode wurden sie gefischt? Wie viele Treibhausgase wurden für den Transport ausgestoßen?

Garnelen

Nordseegarnele in Nahaufname © slowmotiongli / iStock / GettyImages
Nordseegarnele in Nahaufname © slowmotiongli / iStock / GettyImages

Garnelen haben eine schlechte CO2-Bilanz, wenn sie mit Grundschleppnetzen gefangen werden. Dabei werden fast so viele Treibhausgase in die Atmosphäre geblasen wie für die Produktion der gleichen Menge Rindfleisch. Für ein Kilogramm Garnelen werden außerdem bis zu zehn Kilogramm andere, teils bedrohte Meerestiere unbeabsichtigt mitgefangen.

Zuchtgarnelen haben eine bessere Klimabilanz, solange keine Mangrovenwälder für die Zuchtanlagen abgeholzt wurden. Fischmehl für ihre Fütterung und die Ausscheidungen der Tiere führen aber zu Überdüngung und Sauerstoffmangel im Wasser. Der Einsatz von Antibiotika soll Shrimps und Co. vor Krankheiten schützen, macht sie aber nicht gerade appetitlicher.

Die Nordseegarnele ist auf Brötchen, in Salat oder Suppe bei Einheimischen und Urlauber:innen an der Nordseeküste beliebt. Trotz kürzerer Transportwege ist sie aber nicht bedenkenlos zu empfehlen. Bei der engmaschigen Krabbenfischerei landen auch viele kleinere Fische wie Rochen und kleine Haie als Beifang im Netz.

Übrigens: Gambas, Krabben, Shrimps, Prawns und Crevetten sind nur unterschiedliche Namen für dasselbe Tier: die Garnele.

Hummer und Krebse

Europäischer Hummer © Wild Wonders of Europe / Zankl / WWF
Europäischer Hummer © Wild Wonders of Europe / Zankl / WWF

Sicher kein Alltagsessen ist der Hummer und das ist auch gut so. Denn Hummer sind eine Schlüsselart im marinen Nahrungsgefüge. Ihr Verschwinden kann Auswirkungen auf das ganze Ökosystem haben.

Die Fischerei mit Körben gilt zwar als nachhaltig, allerdings verfangen sich in Nordamerika und Kanada immer wieder Buckelwale oder andere große Wale in den Leinen, die zwischen diesen Körben gespannt sind. Deshalb gibt’s vom WWF kein grünes Licht für den Amerikanischen Hummer.

Unter den Krebsen gilt der Louisiana Flusskrebs, auch Roter Sumpfkrebs genannt, als ökologisch unbedenklich, solange er aus den USA, Frankreich oder Spanien kommt.

Miesmuscheln und Austern

Kommen Miesmuscheln aus dem Wattenmeer, sind zwar einerseits die Transportwege kurz, andererseits ist das Wattenmeer ein Schutzgebiet, in dem auch nachhaltige Fischereimethoden besonders geprüft und kontrolliert werden müssen. Beim Abkratzen von Miesmuscheln von natürlichen Muschelbänken können große Schäden im Ökosystem entstehen. Sollen es unbedingt Miesmuscheln sein, empfiehlt der WWF solche, die an Leinenkulturen herangewachsen sind.

Oder Sie gönnen sich frische Austern? Weil sie Nahrung aus dem Wasser filtern, müssen Austern nicht extra gefüttert werden, Verunreinigungen und Überdüngung werden vermieden. Austern werden einzeln per Hand geerntet. Auch dabei sind die Auswirkungen auf das marine Ökosystem gering.

Tintenfische

Tiefsee-Oktopus © naturepl.com / David Shale / WWF
Tiefsee-Oktopus © naturepl.com / David Shale / WWF

Oktopusse, Sepias und Kalmare gehören zu den Tintenfischen. Über die Auswirkungen der Fischerei auf ihre Bestände gibt es nur wenige Daten.

Tintenfische werden früh geschlechtsreif, sie vermehren sich aber nur einmal im Leben. Daher kann ihr Bestand schnell sinken, aber sich auch schnell wieder erholen. Der Fang mit Handleinen oder Fallen beeinträchtigt das Ökosystem in der Regel nur wenig.

Drei goldene Regeln für den nachhaltigen Fischeinkauf

Bei den meisten Fischarten und Meeresfrüchten spielen für die ökologische Unbedenklichkeit mehrere Faktoren eine Rolle. Mit welcher Fangmethode wurde der Fisch gefangen? Ist die Art gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht? Werden bei der Zucht große Mengen Futter oder Medikamente verwendet, die das Wasser verunreinigen? Wie sieht es mit der Klimabilanz aus? Mit unserem WWF Fischratgeber und den folgenden drei Regeln behalten Sie beim nächsten Fischeinkauf den Durchblick. So helfen Sie mit, die nachhaltige Fischerei zu fördern, unsere Fischbestände zu schützen und Überfischung zu verhindern.

1. Genießen Sie Fisch als nicht-alltägliche Delikatesse.

Würde jeder Deutsche nur einmal pro Woche Fisch verzehren, sänke der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch um fast die Hälfte auf acht Kilogramm pro Person.

2. Achten Sie auf Bio- und Umweltsiegel

Generell können Sie beim Kauf von Fischprodukten auch auf Bio- und Umweltsiegel achten. Für Fisch aus Zuchten sind dies die Siegel von Bioland und Naturland sowie vom ASC (Aquaculture Stewardship Council) bei Verwendung gentechnikfreier Futtermittel. Für Wildfisch ist das MSC-Siegel derzeit noch die umfassendste Orientierungshilfe. Auf der Verpackung muss auch die Fangmethode vermerkt sein. Wenn Sie dort diese Angaben finden, legen Sie das Produkt am besten wieder zurück: Ringwaden, Schlepp- und Treibnetze, Stellnetze und Dredge – sie gehören zu den schädlichsten Fangwerkzeugen in der Fischerei.
 

3. Nutzen Sie den WWF Fischratgeber

Die beste Wahl sind Fische und Meeresfrüchte, die sowohl ein Biosiegel tragen, als auch im WWF-Fischratgeber mit der grünen Ampel gekennzeichnet sind. Diese Fischbestände sind stabil und wurden mit nachhaltigen Methoden gefangen oder gezüchtet. Neben der empfohlenen grünen Kategorie „Gute Wahl“ finden Sie im Fischratgeber auch die gelbe Kategorie „Zweite Wahl“ für den Fall, dass kein Fisch aus der grünen Kategorie verfügbar ist. Produkte aus der roten Kategorie „Lieber nicht“ sollten Sie gar nicht kaufen. Diese Arten sind entweder bedroht, überfischt oder ihr Fang beziehungsweise ihre Zucht schädigt die Meeresumwelt.

Fisch essen und Verantwortung tragen

Sprechen Sie über Fisch und Meeresfrüchte! Fragen Sie im Restaurant, woher der Fisch kommt und wie er gefangen wurde. Äußern Sie den Wunsch nach ökologisch unbedenklich gefangenem Fisch. Wir Verbraucher:innen können die nachhaltige Fischerei unterstützen, indem wir gezielt und verantwortlich einkaufen und ökologische Standards auch in der Fischerei einfordern.

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