Nordsee unter Quotendruck

Fischerei-Fangmengen festgelegt / WWF fordert: „Verschwendung auf See beenden und Rückwurfverbot kontrollieren“

Nachhaltige Fischerei führte zur Erhöhung der Heringsquote © iStock / Getty Images
Nachhaltige Fischerei führte zur Erhöhung der Heringsquote © iStock / Getty Images

Die EU-Fischereiminister haben die Höchstfangmengen für die Nordseefischerei im Jahr 2016 festgelegt. Die deutschen Fischer dürfen im kommenden Jahr mehr Hering, Kabeljau und Scholle  fischen. Für den WWF sind diese Entscheidungen akzeptabel, weil sie den wissenschaftlichen Empfehlungen folgen. Entwarnung geben die Umweltschützer jedoch nicht: „Die Überfischung in Nordsee und Nordostatlantik  ist noch nicht beendet, sie betrifft aber eher Fangebiete und Arten, die für deutsche Flotten nicht so relevant sind. Das Ökosystem der Nordsee braucht aber auch diese Bestände zur Gesundung“, kommentiert Karoline Schacht, Fischereiexpertin des WWF.

Sie sieht punktuelle Verbesserungen in der Fischerei: „Der fischereiliche Dreisatz lautet gesunde Fischbestände, bessere Fänge, glückliche Fischer. Die Quotenerhöhung für Hering ist  Resultat einer nachhaltig betriebenen Fischerei. Wo in den letzten Jahren mit mehr Rücksicht auf Meeresumwelt und Bestandserholung gefischt wurde, sind wir im grünen Bereich, so dass die Fangmengen jetzt mit den Beständen wachsen können“, so Schacht weiter.

Mittlerweile werden 50 Prozent der gut 60 kommerziell genutzten Fischbestände in der Nordsee nachhaltig, d.h. nach dem Prinzip des maximalen Dauerertrags (MSY), befischt.  Aus Sicht des WWF bedeutet das noch eine Menge Arbeit: „Die Hälfte der Nordseebestände steht noch immer unter zu starkem Fischereidruck oder ist in schlechtem Zustand, darauf kann man sich nicht ausruhen.“ Der Kabeljaubestand der Nordsee ist erstmals seit 17 Jahren oberhalb einer kritischen Bestandsgröße, hier gilt es, diese erste Erholung zu stabilisieren.

 

Gerade für die deutsche Fischereipolitik sieht der WWF noch viel Handlungsbedarf. „Eine nachhaltige Fischereipolitik muss zwei große Übel eindämmen: erstens die Überfischung beenden und zweitens die Verschwendung auf See abschaffen. Zwei Jahre nachdem das neue, EU-weite Gesetz in Kraft getreten ist, sind wir beim Thema Fischverschwendung aber kaum vom Startblock weg. Wir vermissen eine generelle Förderung von innovativen, Beifang vermeidenden Fangtechniken und die amtliche Kontrolle des Rückwurfverbotes funktioniert auch nicht“, kritisiert Schacht die deutsche Umsetzung der Fischereireform durch das zuständige Bundesministerium. Das schlechte Zeugnis weist Richtung Ostsee, wo schon seit 2015 das Verbot gilt, Beifänge über Bord zu werfen und alle Fänge an Land gebracht werden müssen.  Ab Januar 2016 wird diese Regel schrittweise auch in den restlichen Nordseefischereien eingeführt. Der WWF fordert, das Rückwurfverbot angemessen zu kontrollieren, beispielsweise durch eine elektronische Fangüberwachung über Sensoren oder Kameras an Bord. Außerdem sollten Fischereimethoden zur Vermeidung von Beifang systematisch gefördert und eingeführt werden. „Wurzel des Rückwurfverbots ist der zu hohe Beifang. Wir brauchen Probierphasen für neue Technologien, um die Meeresumwelt zu schonen und die Verschwendung von Meerestieren zu beenden.“

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WWF Presse-Team