Alle Jahre wieder: Deutschland sucht den Weihnachtsbaum. Dabei lohnt sich ein prüfender Blick auf dessen Herkunft. Denn die meisten Tannen, Fichten oder Kiefern kommen aus Plantagen und wurden mit Chemikalien behandelt. Besser ist ein bio- oder FSC-zertifizierter Christbaum. Und auch der Weihnachtsbaum im Blumentopf oder als Wandschmuck ist eine umweltfreundliche Alternative. Mit den Tipps des WWF fällt die Wahl des richtigen Baumes leicht!
Millionen von Weihnachtsbäumen werden jedes Jahr in Deutschland verkauft. Ein Großteil stammt aus großen Weihnachtsbaum-Plantagen, die als Monokulturen angelegt werden. Damit die Tannenbäume wie aus dem Bilderbuch aussehen, werden sie in der Regel kräftig gedüngt und mit Herbiziden und Pestiziden gespritzt. Das schadet dem Wald, dem Grundwasser und uns Menschen – nicht zuletzt, wenn wir uns eine solche Chemiekeule ins Wohnzimmer stellen.
Auch um die beliebte Nordmanntanne, die in drei von vier weihnachtlichen Wohnzimmern hierzulande steht, sollte man einen Bogen machen. Nordmanntannen wachsen besonders gleichmäßig und mit dicht stehenden Ästen, weshalb sie dem Schönheitsideal eines Weihnachtsbaumes ziemlich nahekommen. Allein im Sauerland wachsen diese Bäume auf Plantagen mit einer Fläche von mindestens 18.000 Hektar. „Doch diese Baumart stammt ursprünglich aus dem fernen Kaukasus“, erklärt Susanne Winter, Waldexpertin vom WWF. „Sie gehört nicht in unser hiesiges Ökosystem.“
Welche Alternativen es zur Nordmanntanne gibt, und worauf man sonst noch beim Weihnachtsbaumkauf achten sollte, verrät der WWF in seiner Checkliste.
Ökologisch erste Wahl: Weihnachtsbaum mit Siegel
Wer keine Pestizide in sein Wohnzimmer lassen will, sollte beim Weihnachtsbaumkauf auf eine Bio- oder FSC (Forest Stewardship Council) achten. FSC-Bäume wurden weder mit Pflanzenschutzmitteln behandelt noch wurde Mineraldünger verwendet.
Bio-Siegel wie Bioland, Naturland und Demeter sowie das Bio-Siegel der EU sind eine ebenso gute Wahl. Im Ökoanbau überleben all die nützlichen Insekten, die einen Totalverlust durch Schädlingsbefall wie in einem konventionellen Betrieb verhindern können. Zudem werden die Bäume mechanisch oder durch Schafbeweidung von Aufwuchs freigehalten. Die Ausscheidungen der Tiere sorgen für extra Naturdünger. Insgesamt wird hier möglichst wenig in den Naturhaushalt eingegriffen.
Mit dem Kauf eines Öko-Weihnachtsbaumes setzt man daher ein deutliches Zeichen für den Umweltschutz. Wo man ökologisch zertifizierte Weihnachtsbäume kaufen kann, verrät die Liste unserer Kolleg:innen von Robin Wood.
Zweitbeste Alternative: Baum aus dem heimischen Wald
Zwar hat das Angebot an Weihnachtsbäumen aus ökologischem Landbau oder ökologischer Waldnutzung deutlich zugenommen. Doch in manchen Regionen Deutschlands bleibt es weiterhin schwierig, einen zertifizierten Öko-Weihnachtsbaum zu finden. Wer dazu weit fahren müsste, für den ist die Wahl eines Baumes aus der Region eine Alternative.
Besonders empfehlenswert sind heimische Fichten, Kiefern oder Weißtannen vom nächstgelegenen Forstamt oder Bauernhof. Diese wachsen oft auf sogenannten Sonderflächen unter Strom- oder auf Leitungstrassen, wo sie sowieso früher oder später gefällt werden müssen, stammen also nicht aus den oben beschriebenen Plantagen. Solche Bäume werden häufig zum selbst Sägen freigegeben und es lässt sich ein schöner Adventsausflug in den Wald oder zum Bauernhof daraus machen.
Extra Öko-Tipp #1: kurze, autofreie Transportwege
Auch beim Weihnachtsbaumkauf gilt: Regional ist meist ökologischer. Weil die Transportwege kürzer sind, kauft man so in der Regel auch einen frischeren Baum, der dann im Wohnzimmer deutlich länger seine Nadeln behält. Das gilt insbesondere für selbst geschlagene Bäume. Ansonsten gibt ein Blick auf die Schnittfläche Aufschluss: je heller, desto frischer. Vielleicht lässt sich der Baum ja sogar zu Fuß oder mit dem Fahrrad, eventuell samt Anhänger oder im Miet-Lastenrad, transportieren?
Denn der Weg mit dem Auto zum Händler oder Forstamt oder Bauernhof kann unter Umständen mehr CO2 freisetzen, als im Baum gebunden ist, so WWF-Waldexpertin Winter. Hat der Weihnachtsbaum aus der Region auch noch ein Bio- oder FSC-Siegel: Bingo!
Kreative Alternative: Weihnachtsbaum selbst basteln
Für viele gehört der Duft eines Nadelbaumes einfach zum Weihnachtsfest dazu. Vielleicht schafft aber auch schon der Duft nach Plätzchen und Kerzen eine weihnachtliche Atmosphäre? Probieren Sie es doch einmal aus – und dazu eine kreative Weihnachtsbaum-Alternative! Sie können zum Beispiel vorhandene Zimmerpflanzen weihnachtlich dekorieren. Gerade für kleine Wohnungen kann ein Weihnachtsbaum für die Wand eine tolle Idee sein. Auch hier gibt es inzwischen eine Reihe von Herstellern, die Bäume zum Aufhängen aus Echtholz, festlichen Lichterketten und oder sogar als täuschend echten Kunstdruck auf Stoff, zum Beispiel als Vorhang, anbieten.
Der große Vorteil: Diese Bäume lassen sich nach den Feiertagen ganz einfach abbauen, Platz sparend wegräumen und im nächsten Jahr wiederverwenden. Wer gerne handwerklich kreativ wird, kann sich sein Weihnachtsbaum-Unikat natürlich selbst bauen, malen oder basteln und dafür auch Materialien upcyclen. Ideen für ökologischen und nachhaltigen Baumschmuck haben wir hier zusammen gestellt.
Nachhaltige Baum-Alternative: Tanne im Blumentopf
Weihnachtsbäume haben meist ein kurzes Leben: Nach ein paar Wochen im Wohnzimmer sind sie vertrocknet und die Feiertage ohnehin vorbei. Wie viel schöner wäre es, den Baum nach dem Fest wieder in den Wald oder den eigenen Garten zu pflanzen? Auf diese Idee sind inzwischen auch ökologisch denkende Gärtner:innen gekommen und verkaufen Weihnachtsbäume mit Wurzelballen im Topf beziehungsweise bieten Weihnachtsbäume zur Miete an.
Wichtig ist es, beim Baum im Blumentopf darauf zu achten, dass er nicht etwa im Acker angebaut und erst kurz vor dem Verkauf eingetopft wurde, wobei dann sehr wahrscheinlich seine weit verzweigten Wurzeln gekappt werden mussten. So ein Baum erlebt nämlich leider auch kein zweites Weihnachtsfest. Am besten vor dem Kauf in der Gärtnerei nachfragen, ob der Tannenbaum direkt im Topf gewachsen ist.
Im Wohnzimmer sollte der Baum nicht direkt neben der Heizung oder dem Kamin aufgebaut und ausreichend gegossen werden. Beim Schmücken darauf achten, die Zweige nicht zu beschädigen. Und bevor der Baum in den winterlichen Wald ausgewildert wird: Unbedingt langsam akklimatisieren lassen!
Weihnachtsbaum aus Plastik: Ho ho ho oder no?
Weihnachtsbäume aus Plastik sehen inzwischen so täuschend echt aus, dass nur noch der herbe Duft nach Tannengrün für die perfekte Illusion fehlt. Ihre großen Vorteile: Sie nadeln nicht und halten bei guter Pflege sehr viel länger als nur eine Saison.
Sind sie also eine ökologische Alternative zum echten Weihnachtsbaum? Die Antwort lautet: Es kommt darauf an! Viele der Plastikbäume stammen aus Fernost mit entsprechend hoher CO2-Bilanz wegen des langen Transportweges. Entscheidend für die Umweltbilanz ist daher, wie lange die Plastiktanne genutzt wird und wie viele pflanzliche Weihnachtsbäume dadurch ersetzt werden. Im Idealfall: mehr als 20! Kaputte künstliche Weihnachtsbäume sollten übrigens über die Restmülltonne entsorgt werden.
Extra Öko-Tipp #2: Kerzen aus nachwachsenden Rohstoffen
Schmücken Sie Ihren Weihnachtsbaum mit echten Kerzen? Dann sollten Sie der Umwelt zuliebe darauf achten, woraus diese bestehen. Oft ist es Paraffin, ein Erdölprodukt, oder Stearin, das oft aus Palmöl hergestellt wird. Eine naturschonende Alternative sind Kerzen aus regionaler Biomasse. Für diese werden ausschließlich nachwachsende Rohstoffe oder Nebenprodukte verwendet, die in der Lebensmittelherstellung und Gastronomie ohnehin anfallen.
Nach dem Fest: Wohin mit dem Weihnachtsbaum?
Spätestens nach den Heiligen Drei Königen muss der Weihnachtsbaum traditionell raus aus dem Wohnzimmer. Wer keinen Weihnachtsbaum im Topf oder Baum für die Wand hatte, steht nun vor der Frage: Wohin damit?
Viele Städte und Gemeinden bieten Abholtermine für Weihnachtsbäume an und informieren darüber, wo genau der Baum zur Abholung abgelegt werden darf. Zuvor sollte unbedingt aller Baumschmuck sowie eventuelle Verpackungsnetzreste entfernt werden.
Für die Feuerschale im Garten sind die Weihnachtsbäume oder Zweige davon nicht geeignet: Das Holz ist noch sehr feucht, so dass beim Verbrennen hohe Staubemissionen und Teerablagerungen entstehen. Ob ein Verheizen im eigenen Kamin- oder Kachelofen möglich ist, lässt sich beim Schornsteinfeger erfragen. Was auf jeden Fall geht: Mit den Ästen des Weihnachtsbaumes Pflanzen im Garten oder auf dem Balkon winterfest abdecken. Oder das Holz des Stammes als Bastelmaterial upcyclen.
Wie man’s richtig macht und weitere Tipps verrät der WWF-Blog.
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