Finanzwelt grünen

Weltwirtschaftsforum in Davos: WWF legt Forderungspapier vor

Das Finanzsystem muss endlich grüner werden © iStock/Getty Images
Das Finanzsystem muss endlich grüner werden © iStock/Getty Images

 

Dem Finanzsystem in Deutschland fehlt die systematische Integration von Nachhaltigkeitsaspekten. Auch dem Sondierungspapier von CDU, CSU und SPD ist nicht zu entnehmen, dass dem Thema in der kommenden Legislaturperiode ausreichend Beachtung geschenkt werden soll. Im Vorfeld des Weltwirtschaftsforums in Davos legt der WWF Deutschland daher gemeinsam mit dem UNEP Collaborating Centre for Climate & Sustainable Energy Finance der Frankfurt School ein Forderungspapier vor, das die wichtigsten Herausforderungen für die neue Bundesregierung skizziert.

 

 

„Deutschland hinkt derzeit international hinterher. In der Politik existiert keine ernsthafte Diskussion über ein ‚Greening‘ der Finanzwelt. Dabei sind alle politischen Ziele, etwa die Klimaziele, eng mit unserem Finanzsystem verzahnt. Doch statt einen integrierten Ansatz zu verfolgen, dominiert in Deutschland noch das Nischendenken“, kritisiert Jörg-Andreas Krüger, Mitglied der Geschäftsleitung des WWF Deutschland. „Es geht nicht darum, dem Finanzbaukasten einen grünen Baustein hinzuzufügen. Es geht um die grundsätzliche Klima- und Umweltverträglichkeit aller Finanzstrukturen und Finanzflüsse.“

 

Nur auf diese Weise können zum Beispiel umweltbezogene Risiken systematisch analysiert und transparent gemacht und damit auch gesteuert und vermieden werden. Dazu gehören zwingend Szenarioanalysen. „Unsere Einschätzungen zum Wert einer Anlage basieren aktuell hauptsächlich auf Daten und Ableitungen vergangener Entwicklungen. Doch damit sich die Weltwirtschaft gemäß dem Paris-Abkommen und den UN-Zielen für eine nachhaltige Entwicklung (SDGs) verändern kann, muss die Einschätzung künftiger Entwicklungen in den Fokus rücken“, so Krüger. Klimastresstests würden beispielsweise dabei helfen, Risiken wie den Verlust von Investitionen, sogenannte Stranded Assets, zu vermeiden. Das ist zum Beispiel für Portfolien relevant, die Investitionen in Kohle beinhalten: Sie verlieren an Wert, wenn die Weltgemeinschaft im Zuge des Paris-Abkommens von der Kohle abkehrt.

 

Ein zweiter wichtiger Aspekt für die kommende Legislaturperiode besteht nach Auffassung der Autoren darin, sicherzustellen, dass Finanzflüsse Politikziele nicht behindern oder verhindern, sondern dort landen, wo sich die Realwirtschaft hin entwickeln soll. „Der Markt verfügt über hinreichende Mittel, um die Investitionsanforderungen etwa für klimaverträgliche Projekte zu bedienen.  Doch es mangelt am entsprechenden Rahmen. Ohne ihn fließt das Kapital weiterhin auch zu CO2-intensiven Technologien wie den fossilen Energien – obwohl das erstens nicht mit den Politikzielen unter dem Paris-Abkommen übereinstimmt und zweitens das Risiko missachtet, dass diese Anlagen an Wert verlieren werden“, so Krüger. In dem Zusammenhang werden derzeit auch Rechenschafts- und Treuhänderpflichten gegenüber dem eigentlichen Investor vernachlässigt. 

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