Hoffnungsschimmer über der Ostsee
WWF: Wichtige Fangquoten-Kürzungen bei Hering durchgesetzt
Hamburg/Luxemburg: Die Fischereiminister der EU haben heute Morgen nach langen Verhandlungen die Fischereiquoten für die Ostsee-Fänge im kommenden Jahr festgelegt. Bei den für die deutsche Fischerei wichtigen Beständen von Dorsch und Hering folgten die Minister der wissenschaftlich empfohlenen Reduzierung der Fangmengen. Dies begrüßt der WWF als notwendige Maßnahme.
„Die Situation der deutschen Brotfische in der westlichen Ostsee ist besorgniserregend. Bei den hauptsächlich von Deutschland und Dänemark bewirtschafteten Beständen von Dorsch und Hering haben die Minister die Bestandserholung bisher nicht in den Griff bekommen. Die diesjährige Entscheidung ist zwar ein guter Schritt, wird aber das Ziel der Fischereipolitik, bis 2020 gesunde Bestände zu erreichen trotzdem verfehlen“, sagt Stella Nemecky, Fischereiexpertin des WWF Deutschland.
Dem westlichen Heringsbestand dürfen 39 Prozent weniger Fische entnommen werden als in der Saison 2017. „Auf den derzeitigen Heringsschwund konsequent zu reagieren ist ökologisch richtig und ökonomisch sinnvoll. Diese deutliche Quotenkürzung ist hart aber doppelt richtig. Hering ist eine Schlüsselart - sowohl für das Ökosystem der Ostsee als auch für die deutsche Küstenfischerei. Bleibt der Fischereidruck jetzt innerhalb der wissenschaftlichen Empfehlungen, kann sich der Bestand erholen und der deutschen Heringsfischerei bleibt vielleicht das MSC-Siegel erhalten“, so Stella Nemecky, Fischereiexpertin des WWF Deutschland. Die Trawl-Fischerei auf Hering ist bereits zertifiziert, die Stellnetzfischerei bewirbt sich gerade um das Siegel.
Auch der Dorsch der westlichen Ostsee ist nach Jahrzehnten der Überfischung weiterhin ein Problemfall. „Nachdem die desaströse Bestandssituation von Wissenschaftlern nochmals nach unten korrigiert werden musste, haben die Fischereiminister zwar weitere Schonung verordnet, gehen aber längst nicht weit genug“, so Stella Nemecky. Der Dorschbestand darf mit der gleichen Fangquote befischt werden wie in letztem Jahr. „Nur wenn der letzte gute Nachwuchsjahrgang aufwachsen kann, gibt es Hoffnung für den Dorsch“.
Vorerst vertagt ist der Versuch der EU-Kommission den Europäischen Aal über Fangquoten endlich besser zu schützen. Nachdem keine Einigung erzielt werden konnte, soll im Dezember eine EU-weite Regelung für diesen Bestand gefunden werden. „Der europäische Aal ist vom Aussterben bedroht und gehört nicht auf den Teller. Am besten sollte er deshalb gar nicht mehr gefangen werden, hier wurde eine Chance zum Artenschutz vergeben. Neben dem Fang in Flüssen und Seen bleibt nun auch die Fischerei in der Ostsee vorerst zulässig. Doch jeder Aal, der gefangen wird, fehlt dem Arterhalt, weil sich Aale nur einmal im Leben tausende Kilometer von hier fortpflanzen.“
Die Ministerentscheidungen zu den gesunden Beständen von Scholle, Sprotte und zentralem Hering entsprechen weitgehend den wissenschaftlichen Empfehlungen und sind daher auch für den WWF vertretbar.