Wassersparen ist zu wenig

G20-Agrarministertreffen in Berlin: WWF fordert Ende des globalen Wasserraubbaus durch den Agrarsektor

Wassernutzung im Agrarsektor © iStock / Getty Images
Wassernutzung im Agrarsektor © iStock / Getty Images

Der teils systematische, staatlich subventionierte Wasserraubbau durch den Agrarsektor verschärft die globale Wasserkrise immer weiter. Davor warnt die Naturschutzorganisation WWF anlässlich des Treffens der G20-Landwirtschaftsminister, die sich am Sonntag in Berlin hierzu beraten werden. Die 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer repräsentieren 60 Prozent der globalen Anbau- und Ackerfläche und stellen damit laut WWF einen der größten globalen Wassernutzer dar.

 

„Wer den Hunger in der Welt besiegen will, muss das Wasser auf lokaler und regionaler Ebene nachhaltig und gerecht verteilen. Wassersparen allein löst die Probleme nicht“, warnt Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz beim WWF Deutschland. „Machen die G20 weiter wie bisher, droht eine zweifache Ernährungskrise: Durch Ernteausfälle aufgrund von Trockenheit werden Hunger und Nahrungsmittelknappheit weltweit zunehmen, während zugleich in vielen Erdteilen die Versorgung mit sauberem Trinkwasser für breite Bevölkerungsschichten immer schlechter wird."

 

Die G20 müssten daher schnellstmöglich aufhören, mehr Wasser zu verbrauchen, als ihnen eigentlich zur Verfügung steht. Dementsprechend sollte der Agrarsektor in Zukunft konsequent an den nachhaltig verfügbaren Wasservorkommen ausgerichtet werden. Der WWF fordert die deutsche Ratspräsidentschaft auf, sich für eine Reform der Agrarsubventionen im G20-Verbund einzusetzen. Zahlungen an die Landwirtschaft sollten generell an eine nachweislich legale und zugleich nachhaltige Wassernutzung innerhalb der natürlichen Grenzen von Flussgebieten gekoppelt werden. Nur so könne die voranschreitende Wasserkrise bewältigt werden. 

 

Als ein Beispiel für die ständige Ausbeutung nennt der WWF den Gemüseanbau im südspanischen Andalusien. Die Region gilt als „Gemüsegarten Europas“. Für ein Kilogramm Tomate werden hier im Durchschnitt  64 Liter Wasser benötigt. In Marokko sind es hingegen 98 Liter, in Süditalien sogar 115 Liter. Trotz der sehr effizienten Bewässerung der andalusischen Agrarbetriebe sinken die dortigen Grundwasserspeicher jedes Jahr weiter ab - stellenweise sogar um bis zu zehn Meter pro Jahr. Die Wasservorkommen schrumpfen, einfach weil die landwirtschaftliche Anbaufläche die natürlichen Grenzen der Verfügbarkeit sprengt. Ähnliche Fälle findet man in Kalifornien, West-Peru, den Trockenregionen des Nahen Ostens und in vielen weiteren Flussgebieten der Welt - aus denen auch Deutschland Lebensmittel importiert.

 

Eine wachsende Bevölkerung, ein ansteigender Konsum und der Klimawandel werden, so die WWF-Prognose, weltweit die Verfügbarkeit und Qualität von Wasser weiter verschlechtern – auch in Teilen Europas. Größter globaler Wassernutzer ist mit rund 70 Prozent die Landwirtschaft. Bis 2030 werde der Nahrungsbedarf weiter steigen und eine Lücke von 40 Prozent zwischen dem langfristig zur Verfügung stehenden Wasserangebot und der Nachfrage entstehen lassen. Der Druck auf die entscheidenden Wasser-Ökosysteme und deren Dienstleistungen droht damit zuzunehmen.

 

Laut WWF sind in den vergangenen 100 Jahren weltweit bereits mehr als 50 Prozent der Feuchtgebiete verschwunden. Diese sind jedoch die Grundvoraussetzung dafür, dass die Natur dem Menschen überhaupt sauberes Trinkwasser zur Verfügung stellen kann. Dementsprechend seien Regierungen und Unternehmen in der Pflicht, nachhaltige Wassermanagementstrategien zu entwickeln und die Ressource gerecht und innerhalb der natürlichen Grenzen aufzuteilen.

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