Warnsignale für Schweinswale

Umweltverbände fordern zum PAL-Einsatz: Praxistest nur mit wissenschaftlichem Monitoring

Schweinswal in der Nordsee © Harald Benke / WWF
Schweinswal in der Nordsee © Harald Benke / WWF

Kiel / Neumünster / Hamburg: Heute werden an schleswig-holsteinische Fischer, die die „Freiwillige Vereinbarung zum Schutz von Schweinswalen und Tauchenten“ unterzeichnet haben, 1.500 sogenannte PALs (Porpoise Alert) ausgegeben. Sie sollen im Rahmen eines mehrjährigen Praxistests auf ihre Tauglichkeit und Verträglichkeit geprüft werden. Die Naturschutzverbände WWF, BUND, NABU und LNV fordern, diese Gelegenheit sinnvoll zu nutzen und Einsatz und Wirkungsweise der Geräte wissenschaftlich zu erfassen. PAL-Sender sollen Schweinswale davor bewahren, sich in Stellnetzen, die sie mit ihrem Echolot nicht orten können, zu verfangen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Pingern erzeugen PALs Signale, die den natürlichen Warnrufen der Schweinswale ähnlich sind. Die Umweltschützer begleiten die freiwillige Vereinbarung kritisch, seit sie 2013 in Kraft getreten ist.

 

„Der Feldversuch birgt eine große Chance zu erforschen, ob ein großflächiger Einsatz dieser Technik sinnvoll ist oder ob sie das Verhalten der Schweinswale ändern würde.  Ohne solides Monitoring würde diese Erkenntnis jedoch verpuffen“, erklärt Meeresschutzexperte Stephan Lutter vom WWF. „Es ist wichtig, viele Informationen zu sammeln wie Stellplatz, Netzlänge, Einsatzzeit und Beifangzahl“, betont Ragnar Schaefer vom Landesnaturschutzverband Schleswig-Holstein. „Zusätzlich werden auch Vergleichswerte aus Netzen ohne PAL oder mit leerem PAL-Gehäuse sowie Werte aus den Jahren zuvor benötigt. Wir müssen ausschließen können, dass die Warnsignale Schweinswale aus dem für sie geschützten Lebensraum vertreiben.“ Die Verbände sind sich einig, dass die bisherigen Forschungsergebnisse unter Mithilfe von drei Fischern für generelle Aussagen noch nicht ausreichen.

Pinger vertreiben Schweinswale © Sven Koschinski/ WWF
Pinger vertreiben Schweinswale © Sven Koschinski/ WWF

Gleichzeitig erinnern die Verbände an die Mängel der freiwilligen Vereinbarung. Es ist nicht nachvollziehbar, warum die vereinbarte Verkürzung der Stellnetze auf nur zwei Monate beschränkt ist. Beifänge von Schweinswalen ereignen sich über das ganze Jahr verteilt. „Stellnetze sind grundsätzlich immer eine potentielle Bedrohung, sowohl für Schweinswale als auch für Tauchenten.“, bekräftigt Stefanie Sudhaus vom BUND Schleswig-Holstein. „Deshalb fordern wir nach wie vor die Einrichtung fischereifreier Gebiete, die einen zeitlich unabhängigen Schutz gewährleisten und so auch den EU-Vorgaben zur FFH-Richtlinie genügen.“ Ingo Ludwichowski vom NABU Schleswig-Holstein ergänzt: „PALs als Managementmaßnahme sind in Schutzgebieten grundsätzlich abzulehnen. Zudem werden immer wieder tote Schweinswale an die schleswig-holsteinischen Strände gespült, die nachweislich in Netzen ertrunken sind, aber nicht von Fischern an die dafür eingerichteten Vertrauensstellen abgegeben werden.“

 

Die PALs könnten sich allenfalls zum Schutz von Schweinswalen eignen. Die akustischen Unterwassersignale können aber nicht verhindern, dass sich zahlreiche Tauchenten in den Stellnetzen der Fischer verfangen.

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WWF Presse-Team