Kermit droht der Klimawandel

Viele Amphibien und Reptilien vom Klimawandel beeinflusst/„Bei ‚business as usual‘ droht vielen Arten das Aus“

Glasfrosch (Hyalinobatrachium bergeri) © Ignacio de la Riva / WWF
Glasfrosch (Hyalinobatrachium bergeri) © Ignacio de la Riva / WWF

Der Klimawandel hat einen negativen Einfluss auf viele Reptilien- und Amphibienbestände. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des WWF Deutschland in Kooperation mit dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und mehreren Universitäten. Darin wurden 104 Artikel aus wissenschaftlichen Fachzeitschriften analysiert, die sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf Reptilien und Amphibien beschäftigen. Erstmals wurde somit ein umfassenderer Blick auf die Effekte des Klimawandels auf diese Tierarten ermöglicht. Das Ergebnis ist ernüchternd: Zwei von drei Artikeln fanden schon heute Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Amphibien- und Reptilienbeständen. In über der Hälfte der untersuchten Fälle wiesen die Forscher einen negativen Effekt nach.

 

Negative Auswirkungen des Klimawandels zeigen sich unter anderem darin, dass die Bestände zurückgehen, die Ausbreitungsgebiete kleiner werden und die Tiere sich eventuell schlechter fortpflanzen können. „Wenn wir einfach so weitermachen wie bisher, sieht es für etliche Reptilien und Amphibien schlecht aus: Bei ‚business as usual‘ droht vielen Arten das Aus“, sagt Dr. Arnulf Köhncke, Artenschutzexperte beim WWF Deutschland. „Wir dürfen das Ziel von Paris, den Temperaturanstieg deutlich unter zwei Grad zu halten, deshalb nicht verfehlen“, betont er.

 

Denn viele Reptilien- und Amphibienarten stehen durch Lebensraumverlust und Übernutzung für den kommerziellen Handel schon massiv unter Druck. Komme nun noch der Klimawandel als Bedrohung hinzu, können die Arten diesem Stress kaum standhalten, so Köhncke. Das zeigt sich zum Beispiel bei einigen schon heute vom Aussterben bedrohten Froscharten aus den Nebelwäldern Costa Ricas und Panamas: Dort fördern erhöhte Temperaturen und die veränderte Luftfeuchtigkeit wohl die Ausbreitung einer Pilzkrankheit. Sie wird als Ursache für den Rückgang vieler Amphibien in dieser Region angesehen.

 

Ein weiteres Resultat der Übersichtsstudie: Es gibt deutlich mehr Forschungsergebnisse über Reptilien und Amphibien aus Europa und Nordamerika als aus den Tropen. Dabei lebt der Großteil der Amphibien und Reptilien nicht nur in den Tropen, auch hat der Klimawandel dort schwerwiegendere Folgen als im Norden, wo einzelne Arten sogar von steigenden Temperaturen profitieren können. „Um die Vielfalt an Amphibien- und Reptilienarten erhalten zu können, braucht es also nicht nur effektiven Schutz gegen Lebensraumverlust und Übernutzung, sondern auch mehr Forschung zur Bedrohung durch den Klimawandel gerade in den Tropen.“

 

Hintergrund:

Für die Studie wurden 104 Artikel verglichen, die zwischen 2005 und 2015 in wissenschaftlichen Fachzeitschriften veröffentlicht wurden. Damit wurden die Auswirkungen des Klimawandels auf insgesamt 195 Amphibien- und 118 Reptilienarten untersucht. Allerdings ist das nur ein relativ kleiner Anteil aller bisher bekannten Amphibien und Reptilien. Die meisten Artikel widmen sich zudem Arten in Europa und Nordamerika – insbesondere für andere Kontinente, die häufig eine weit höhere Artenvielfalt aufweisen, bedarf es daher weitergehender Forschung.

 

Link zur Studie:

Winter et al. 2016. Patterns and Biases in Climate Change Research on Amphibians and Reptiles – a Systematic Review. R. Soc. open sci. 3: 160158.

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