Mega-Containerschiff in der Elbe auf Grund gelaufen

BUND, NABU und WWF warnen: „Havarierisiko wächst mit der Größe der Schiffe“

Havarie - Indian Ocean © Marco Sommerfeld / NABU
Havarie - Indian Ocean © Marco Sommerfeld / NABU

Wieder ist ein Containerriese in der Elbe vor Hamburg auf Grund gelaufen. Die Havarie des Mega-Containerschiffs „Indian Ocean“ der Reederei China Shipping vor der Insel Lühesand bei Stade  bestätigt nach Auffassung des Aktionsbündnisses für eine Lebendige Tideelbe, dass der Fluss für derartige „Ultra Large Container Vessels“  nicht risikoarm passierbar ist. „ Die Havariegefahr  wächst mit der Größe der Schiffe. Es ist fahrlässig, dass die politischen Entscheider dieses ökologische, nautische und finanzielle Risiko täglich in Kauf nehmen und herunterzuspielen“, so das Aktionsbündnis Lebendige Tideelbe aus BUND, NABU und WWF. „Wir hoffen jetzt, dass es gelingt, dieses Schiff sicher wieder flott zu kriegen, ohne dass Schaden entsteht“. Das erkennbare Havarie-Risiko ist laut Umweltverbänden ein weiteres Argument für eine Hafenkooperation, da die Megafrachter im Tiefwasserhafen JadeWeserPort ohne Probleme abgefertigt werden können.

 

 „Selbst eine weitere Vertiefung würde die Gefahr schwerer Havarien in der Elbe nicht mindern. Megaschiffe sind anfälliger für Wind und Tideströmung, das ist völlig unabhängig von der Tiefe der Fahrrinne“, so das Aktionsbündnis Lebendige Tideelbe. Auch technische Defekte sind bei jeder Wassertiefe möglich, allerdings erschweren die Dimensionen der Containerschiffe im Ernstfall die Bergungsarbeiten. Die havarierte „Indian Ocean“ gehört zu den größten Containerschiffen der Welt und ist länger als die Elbe breit ist. Das Schiff misst 399.67 Meter Länge und 58.60 Meter Breite und kann fast 18.980 Container transportieren. Man könnte ein Schiff dieser Größenklasse in der Elbe nicht drehen, sollte dies zur Bergung nötig sein.  Selbst die im Zuge der Elbvertiefung geplante „Begegnungsbox“ - d.h. eine stellenweise Verbreiterung der Fahrrinne auf 385 Meter - löst das Problem nicht.

 

Der Zusammenschluss von WWF, BUND und NABU hat auch während des laufenden Verfahrens vor dem Bundesverwaltungsgericht zur geplanten Elbvertiefung darauf hingewiesen, dass das so genannte „Bemessungsschiff“, an dem sich die Planungen zur aktuellen Fahrrinnenanpassung orientieren, lediglich 10 000 Container (TEU) fasse. Angesichts der rasanten Schiffsgrößenentwicklung der vergangenen Jahre befahren mittlerweile jedoch doppelt so große Containerschiffe die Elbe. Das Ein- und Ausfahren sowie die Wendemanöver im Hafen selbst stellten Lotsen und Schlepper vor enorme Herausforderungen. „Genau aus diesem Grund haben die Bundesländer Hamburg, Niedersachsen und Bremen bereits vor über 15 Jahren den Bau des Tiefwasserhafens Wilhelmshaven beschlossen. Dabei lag das Fassungsvermögen eines Containerschiffs damals noch bei weniger als einem Drittel der heute möglichen 22 000 TEU“, so das Bündnis.

 

Nach Einschätzung des Aktionsbündnisses bergen Schiffshavarien in der Elbe neben erheblichen ökologischen Risiken für das sensible marine Ökosystem auch ökonomische Gefahren. Denn für derartig große Schiffe gebe es weltweit keine adäquaten Bergungsschiffe. Laut der Studie "Safety and Shipping Review 2015" der Allianz Global Corporate & Specialty (AGCS) sieht die Versicherung in Häfen grundsätzlich neuralgische Punkte. Blockiere ein Mega-Containerschiff die Zufahrt eines Hafens, stiegen die Kosten exponentiell und nicht linear.

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