Luchs gewildert: WWF setzt Belohnung aus
WWF:25.000 Euro Belohnung für sachdienliche Hinweise. / Deutschland hat Nachholbedarf bei Wilderei-Bekämpfung
Schon wieder wurde ein geschütztes und bedrohtes Wildtier in Deutschland illegal abgeschossen. Diesmal hat es ein Luchsweibchen im Harz erwischt. Am vergangenen Freitag wurde das Tier nahe Opperrode tot aufgefunden. Die Nationalparkverwaltung Harz in Wernigerode hat Strafanzeige erstattet. Für sachdienliche Hinweise, die zur Ergreifung des Täters führen, hat der WWF eine Belohnung von 25.000 Euro ausgesetzt. Die Naturschutzorganisation verurteilte die Tat aufs Schärfste und forderte von den Ermittlungsbehörden eine „intensive“ Strafverfolgung. „Der aktuelle Fall ist die erste bekanntgewordene Tötung eines Luchses im Harz und erfüllt uns mit Wut und Sorge“, erklärte Moritz Klose, Wildtierreferent beim WWF Deutschland in einer Stellungnahme. Es sei traurige Realität, dass Wilderer und illegale Artenschmuggler hierzulande leichtes Spiel hätten.
„Immer wieder verschwinden Wölfe, Luchse oder große Greifvögel spurlos. Wir können dann über die Gründe nur spekulieren und mutmaßen, denn selten wird tatsächlich ein Kadaver gefunden. Doch selbst wenn, die Täter werden fast nie ermittelt und es kommt viel zu selten zu Verurteilungen. Dabei sind illegale Tötungen von bedrohten Tierarten Verbrechen und keine Kavaliersdelikte.“ So seien allein in Bayern zwischen 2010 und 2016 mindestens 5 Luchse getötet worden. Weitere 14 Tiere gelten als verschollen.
Die Bundesrepublik habe, so die WWF-Kritik, bei der Verfolgung von Naturschutzkriminalität erheblichen Nachholbedarf. Bei den zuständigen Landeskriminalämtern müssten endlich Spezialeinheiten für Umwelt- und Artenschutzkriminalität etabliert werden. Derzeit gibt es nur in NRW eine derartige Stabsstelle. Zudem fehle eine zentrale Auswertung für Artenschutz-Verstöße, da sie anders als etwa Eigentums- oder Verkehrsdelikte nicht in entsprechenden Statistiken erfasst und ausgewertet werden. „Bei illegalen Tötungen von geschützten Tierarten sind wir weitgehend blank. Verlässliche Zahlen gibt es kaum“, kritisiert Klose.
Während in Ländern wie Österreich (Bundeskriminalamt), Italien (Sondereinheit der Forstpolizei) und den USA (fish and wildlife service) Wilderei-Delikte von speziell ausgebildeten und ausgerüsteten Sondereinheiten verfolgt wird, ist in Deutschland die örtliche Polizeibehörde meist auf sich alleine gestellt. Ohne spezifische fachliche Ausbildung und Routine ist ein Aufklären derartiger Delikte schwer möglich.