Stoßzähne im Feuer
Hongkong startet Rekord-Zerstörung von illegalem Elfenbein
Der WWF begrüßt die Pläne der Regierung Hongkongs, insgesamt 28 Tonnen von konfisziertem Elfenbein zu vernichten. Der Auftakt wurde heute mit der Verbrennung eines Teilbestands von Stoßzähnen und Schnitzereien gemacht. Insgesamt handelt es sich um die größte Menge an konfisziertem Elfenbein, die weltweit zerstört wird. Hongkong gilt als Drehkreuz für den internationalen Elfenbeinschmuggel und bedient mit lokalen Märkten zugleich die enorme illegale Nachfrage vom chinesischen Festland. Die frühere britische Kolonie liegt auf Rang fünf der Staaten mit den höchsten Elfenbeinaufgriffen seit 1989.
„In der ostasiatischen Kultur gilt Elfenbein als Statussymbol und die Gier nach dem weißen Gold scheint unersättlich. Daher ist der Schritt Hongkongs, sein illegales Elfenbein öffentlich zu verbrennen, ein wichtiges Signal für den Schutz der Elefanten. Doch um erfolgreich Wilderei zu bekämpfen, muss Hongkong noch härter gegen Schmuggelbanden vorgehen und die volle Bandbreite der technischen Möglichkeiten bei den Ermittlungen ausschöpfen. Insbesondere Warentransporte aus typischen Schmuggelländern müssen besser überprüft werden,“ sagt Volker Homes, Leiter Artenschutz beim WWF Deutschland.
Die Naturschutzorganisation fordert, dass Hongkong vor der weiteren Zerstörung eine Katalogisierung der Bestände in unabhängigen Audits durchführen lässt. Damit könne sichergestellt werden, dass zur Vernichtung bestimmtes Material nicht erneut an anderer Stelle als legal deklariert und zum Kauf angeboten werde.
Seit dem Jahr 2000 hat Hongkong ungefähr 30 Tonnen an illegalem Elfenbein beschlagnahmt. Laut ETIS, dem Informationssystem zum illegalen Handel mit Elefanten, wurden zusätzlich knapp sechs Tonnen Elfenbein auf dem Weg nach und fast 2,5 Tonnen aus Hongkong kommend in anderen Ländern beschlagnahmt.
Die Verbrennung der gesamten 28 Tonnen Elfenbein wird frühestens in einem Jahr abgeschlossen sein. Dabei folgt Hongkong den Beispielen von Belgien, Frankreich, Chad, Gabun, Kenia, China, den Philippinen und den USA, die alle in den vergangenen drei Jahren tonnenweise illegales Elfenbein zerstört haben.
Während Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts noch drei bis fünf Millionen Elefanten in Afrika beheimatet waren, sind es derzeit noch etwa 500.000 Tiere. Die leben gefährlich, denn nach aktuellen Untersuchungen werden jährlich etwa 22.000 Elefanten in Afrika für ihr Elfenbein getötet. Vom asiatischen Elefanten gibt es weniger als 50.000 Tiere, er gilt aufgrund von Wilderei und Lebensraumzerstörung als gefährdet gemäß der Internationalen Roten Liste der bedrohten Arten.
In den vergangenen Wochen hatte es verschiedene positive Zeichen aus China gegeben, dass das Land sich stärker für das Überleben gefährdeter Tierarten einsetzt. So sagte China Anfang Mai finanzielle Unterstützung für den Artenschutz in Afrika zu. Ende April wurde der Verzehr von 420 gefährdeten Tierarten unter Gefängnisstrafe gestellt. Im Januar ließ die Regierung sechs Tonnen beschlagnahmtes Elfenbein zerstören. Und seit einigen Monaten setzt der chinesische Zoll Artenschutz-Spürhunde im Süden Chinas ein, wo besonders viele illegale Wildtierprodukte geschmuggelt werden.