Virunga: Vorbereitungen zu Ölförderung in Afrikas ältestem Nationalpark starten
WWF verurteilt den Start der seismischen Tests durch Ölkonzern Soco
Trotz lokalen und internationalen Protesten gegen das stark umstrittene Projekt plant die britische Ölfirma Soco International PLC laut Medienberichten für diesen Samstag den Start von seismischen Tests zur Ölförderung im Virunga Nationalpark. Anwohner des Parks in der Demokratischen Republik Kongo bestätigen, dass aufgrund der Untersuchungen in Teilen des Edwardsees nicht mehr gefischt werden darf. Sollte Erdöl gefunden werden, will Soco nach Erkenntnissen des WWF Explorationsbohrungen anschließen.
„Es ist ein vollkommen verantwortungsloses Spiel mit dem Feuer, dass Soco das Projekt trotz der bekannten Risiken weiter vorantreibt. Soco handelt zutiefst unverantwortlich und setzt sich damit über nationale und internationale Gesetzgebungen hinweg, die dieses UNESCO-Weltnaturerbe schützen sollen. Damit riskiert der Konzern, die Lebensgrundlagen von Tausenden von Menschen zu vernichten“, sagt Johannes Kirchgatter, Afrika-Referent beim WWF Deutschland.
Laut einer von WWF in Auftrag gegebenen Studie werden mit Fischerei im Edwardsee ca. 21 Millionen EUR jährlich erwirtschaftet, die der lokalen Bevölkerung zugute kommen. Mehr als 50.000 Haushalten sind für ihre Wasserversorgung auf den See angewiesen. Socos eigene Risikoabschätzung zeigt, dass bereits die Erkundung potenzieller Ölfelder das fragile Ökosystem in Virunga gefährden könnte und Luft- und Wasserverschmutzung, Lebensraumzerstörung und ein Anstieg von Lungenkrankheiten und Wilderei drohen.
„Wenn das wirtschaftliche Potenzial des Parks und seiner Umgebung in den Bereichen Wasserkraft, Fischerei und Öko-Tourismus naturverträglich genutzt wird, kann der Park zu einem Jobmotor und Hoffnungsstrahl für den östlichen Kongo werden. Wir dürfen nicht zulassen, dass Soco diese Zukunftschance für ein einzigartiges Naturjuwel aufs Spiel setzt“, so Kirchgatter. Als börsennotiertes Unternehmen ist Soco seinen Investoren Rechenschaft schuldig. Der WWF ruft diese daher auf, sich gegen die Ölförderpläne in Afrikas ältestem Nationalpark auszusprechen, um den Druck auf den Konzern zu erhöhen.
In einem offenen Brief haben sich lokale Bürgerinitiativen gegen das Vorhaben gewendet: „Wir sind überzeugt, dass mit der Ölförderung eine neue und nicht akzeptable Gefahrenstufe für Umwelt und Gemeinden in Virunga erreicht würde.“ Auch das britische Außenministerium und der deutsche Bundestag, sowie das UNESCO-Welterbe Komitee haben ihre massiven Bedenken gegen das Ölförderprojekt zum Ausdruck gebracht.
Der Direktor des Nationalparks, Emmanuel de Merode, der sich mit enormem Engagement für den Schutz des Parks einsetzt, war vergangene Woche in einem Hinterhalt angeschossen worden. Aufgrund der politisch instabilen Situation im Osten des Landes war der Park zwei Jahre lang geschlossen und konnte erst kürzlich wieder seine Pforten für den Gorilla-Tourismus öffnen. Nun ist die Zukunft durch die Ölförderpläne erneut bedroht.