Schutz der Antarktis auf Eis gelegt

WWF: Fischereiinteressen verhindern Meeresschutzgebiete im Südpolarmeer

Pinguine in der Antarktis © Michael Poliza / WWF
Pinguine in der Antarktis © Michael Poliza / WWF

Hamburg/Hobart - Die Ausweisung riesiger Meeresschutzgebiete in den eisigen Gewässern der Antarktis ist erneut gescheitert. Die Jahreskonferenz der zuständigen internationalen  Kommission zur Erhaltung lebender Meeresressourcen (CCAMLR) im australischen Hobart endete, ohne dass besonders empfindliche und wertvolle Regionen des Südpolarmeers mit seiner Tierwelt dauerhaft unter Naturschutz gestellt wurden. „Es ist eine schwere Enttäuschung. Hier geht es um die letzten weitgehend unberührten Meere des Planeten, der antarktische Ozean ist einzigartig und braucht dauerhaften Schutz. Der Druck durch Fischerei, Schifffahrt und Klimawandel nimmt ständig zu“, kritisiert Bob Zuur, Antarktis-Experte des WWF, die fehlenden Resultate. „Auch der dritte Versuch, hier Meeresschutzgebiete zu errichten, ist an dominierenden Fischereiinteressen gescheitert. Die Unfähigkeit hier  Einigung zu erzielen, stellt in Frage, ob die CCAMLR-Kommission ihren vorgeschriebenen  Schutzauftrag angemessen ausfüllen kann.“

 

Verhandelt wurden bereits „entschärfte“ Kompromissvorschläge, die deutlich weniger Fläche und Auflagen für die Schutzzonen vorsehen, als ursprünglich gefordert. Erst vor drei Monaten waren Sonderverhandlungen in Bremerhaven am Widerstand Russlands gescheitert, dem man nun mit überarbeiteten Vorschlägen entgegenkommen wollte. Das jetzt vorgeschlagene Gebiet im Rossmeer wurde um 40 Prozent gekürzt: 1,34 Millionen km² wollten USA und Neuseeland noch als Schutzgebiet ausweisen, davon sollten 1,25 Millionen km² auch komplett fischereifrei bleiben. Der überarbeitete gemeinsame Vorschlag von Australien, Frankreich und der EU sieht vor, im Osten der Antarktis sieben Zonen zu einem 1,63 Millionen km² großen Netz von Schutzgebieten zusammenzufassen. Über die genauen Auflagen und Verbote sollte aber anschließend separat verhandelt werden. Nicht einmal auf einen dieser beiden Kompromissvorschläge konnten sich die Delegierten einigen.

 

„Es herrscht dringender Handlungsbedarf. Wir erwarten dass CCAMLR im kommenden Jahr seine Selbstverpflichtung, diesen sensiblen Ozean der Erde wirksam zu schützen, auch erfüllt“, fordert WWF -Experte Zuur weiter. „Das weitgehend unberührte Südpolarmeer liefert wichtige Informationen über die Erdgeschichte, den Klimawandel sowie die globale Verschmutzung.“

 

Der Ozean um die Antarktis umfasst die am wenigsten berührten Meere der Erde. Das Südpolarmeer bedeckt etwa zehn Prozent der Weltmeeresfläche und gehört zu den produktivsten Meeren unseres Planeten. Das massenhafte Krill-Vorkommen ist Nahrungsgrundlage für verschiedene Robben- und Walarten wie Blau-, Finn- und Buckelwale sowie 120 Fischarten. Fünf Arten von Pinguinen leben hier und 18 der 20 bekannten Albatrossarten halten sich zumindest zeitweise hier auf.

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WWF Presse-Team