Schwimmender Größenwahn
WWF, NABU und BUND kritisieren Taufe des weltgrößten Containerschiffs
Hamburg - Eines der größten Containerschiffe der Welt soll heute im Hamburger Hafen auf den Namen „Alexander von Humboldt“ getauft werden. Die Schiffstaufe wurde als großes PR-Spektakel angelegt, um für die Vertiefung der Elbe zu werben. Naturschützer sind von der mit großem Brimborium angekündigten Taufe wenig begeistert. „Ausgerechnet Alexander von Humboldt muss als Pate für ein Spektakel herhalten, mit dem die Zerstörung der Natur gerechtfertigt werden soll“, kritisiert Beatrice Claus vom WWF Deutschland. „Der Naturforscher und Begründer der modernen Ökologie würde sich angesichts der verfehlten Hafenplanungen in Deutschland im Grabe umdrehen.“
Der Riesenfrachter kann 16.000 Container laden und ist fast 400 Meter lang. Mit voller Ladung hätte das Schiff einen Tiefgang von maximal 16 Metern. Damit solche Schiffe möglichst voll beladen Hamburg anlaufen können, will man die Fahrrinne der Elbe erneut vertiefen. Das Aktionsbündnis Lebendige Tideelbe will dies verhindern, weil dabei die Natur auf der Strecke bliebe. Der Zustand der Elbe sei schon jetzt kritisch. Weitere Ausbaumaßnahmen seien mit hohen ökologischen Risiken verbunden. Die Naturschützer befürchten, eine weitere Flussvertiefung würde das Flussökosystem zum Kippen bringen. „Die geplante Elbvertiefung würde nichts daran ändern, dass Schiffe dieser Größe nur auf der Flutwelle nach Hamburg fahren können, da sie im Hafen noch gedreht werden müssen. Dies geht nur bei Umkehr von Flut auf Ebbe
unter Ausnutzung des strömungsarmen Stauwassers“, so Manfred Braasch vom BUND.
Das Aktionsbündnis betont, dass ein weiter Ausbau zudem teuer und unnötig sei. „Anstatt auf Kosten von Natur und Steuerzahlern die Flüsse immer weiter auszubaggern, müssen wir die Kooperation zwischen den Hafenstandorten vertiefen“, fordert Alexander Porschke vom NABU. Eine intelligente Zusammenarbeit der Häfen in Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven würde den Hafenstandort Deutschland im internationalen Wettbewerb stärken und eine erneute Vertiefung von Elbe und Weser für den Containerverkehr überflüssig machen. Der WWF hat hierzu ein entsprechendes Szenario vorgelegt. Demnach würden bei einem Verzicht auf Vertiefungen von Elbe und Weser 750 Millionen Euro frei und könnten zur Sicherung des Hafenstandorts Deutschland u.a. in den Ausbau des Nord-Ostsee-Kanals investiert werden.