Stellnetzfischerei: Ausstieg in Sicht
Vorbild Schleswig-Holstein: Umweltverbände fordern konsequenten Schutz von Walen und Seevögeln.
Berlin/Kiel - Die Umweltorganisationen BUND, NABU und WWF fordern in einer gemeinsamen Stellungnahme den mittelfristigen Ausstieg aus der Stellnetzfischerei in deutschen Meeresschutzgebieten. Zugleich loben sie die geplanten Ansätze und Sofortmaßnahmen des Ministers für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume in Schleswig-Holstein. So soll nach Änderung der Küstenfischereiverordnung noch in diesem Jahr die schädliche Fischereimethode in Schutzgebieten begrenzt werden, damit Beifang von Seevögeln und Schweinswalen vermieden wird und diese nicht weiter in den Netzen ertrinken. Außerdem sieht der Plan vor, alternative Fangmethoden zu fördern und zu erproben. Auch ein begleitendes Monitoring der Beifänge soll durchgeführt werden. Ziel einer solchen „Paketlösung“ müsse es sein, so die Umweltorganisationen, die handwerkliche Küstenfischerei zu erhalten und zugleich mit dem Meeres- und Walschutz in Einklang zu bringen. Zu diesem Zweck sei es notwendig, in den Flachwasserzonen von Vogelschutzgebieten die Stellnetzfischerei zumindest saisonal zu begrenzen und in den Konzentrationsgebieten der Schweinswale im Sommer einzustellen, aber auch umweltverträgliche Alternativen aktiv zu fördern.
Mittelfristig fordern BUND, NABU und WWF einen kompletten Ausstieg aus der Stellnetzfischerei und den Verzicht auf wirtschaftliche Nutzung auf mindestens der Hälfte der Fläche deutscher Meeresschutzgebiete. Um die Bestände des Schweinswals und tauchender Seevögel dauerhaft zu schützen und den Meeresboden nicht zu schädigen sei auch außerhalb der Schutzgebiete eine Umstellung der Fischerei auf naturverträgliche Fangtechniken erforderlich, so BUND, NABU und WWF . Die Initiative des für Umwelt und Fischerei zuständigen Ministers Dr. Robert Habeck im schleswig-holsteinischen Küstenmeer sei nicht nur ein viel versprechender Versuch, zwischen den Interessen einen Konsens zu finden, sondern zudem richtungsweisend für Maßnahmen in den Schutzgebieten in der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone. Für diese Meeresgebiete wurden, so die Kritik der Verbände, längst Fachvorschläge erarbeitet. Diese seien jedoch von den für Umwelt bzw. Fischerei zuständigen Bundesministerien auf Eis gelegt wurden.
Bei der Stellnetzfischerei werden nahezu unsichtbare Netzwände ins Meer gestellt, in denen sich auch nach Nahrung suchende Schweinswale und tauchende Seevögel wie Eiderenten und Seetaucher verfangen. Jedes Jahr ertrinken so tausende von Tieren, was zu immer weiter abnehmenden Populationen beiträgt. Deutschland hat sich international verpflichtet, den Beifang von Schweinswalen und Seevögeln zu verringern und hat nach EU-Richtlinien den so genannten „günstigen Erhaltungszustand“ dieser Schutzgüter in den Meeresschutzgebieten zu erhalten bzw. wieder herzustellen.