Australien schafft weltgrößtes Netzwerk von Meeresschutzgebieten

WWF begrüßt starkes Signal für Meeresschutz vor dem Umweltgipfel Rio+20

© Jürgen Freund / WWF-Canon
© Jürgen Freund / WWF-Canon

Hamburg - Im Vorfeld zum Rio+20 Erdgipfel kündigt Australien die Ausweisung des weltgrößten Netzwerkes an Meeresschutzgebieten an. Indem es ein Drittel seiner Meeresflächen unter Schutz stellt, setzt Australien ein starkes Zeichen für Meeresschutz. „Das ist ein echter Meilenstein für den Schutz der Ozeane“, freut sich Stephan Lutter, Meeresschutzexperte beim WWF. Besonders wertvoll sei die Verflechtung der marinen Schutzzonen. „In verbundenen Schutzgebieten können sich wandernde Arten wie Wale, Haie, Schildkröten und Fische ausbreiten und wieder ansiedeln. Die Durchmischung der Populationen stärkt den Genpool und damit die Widerstandsfähigkeit einer Art gegen Umwelteinflüsse.“ Auch wirbellose Tiere wie Korallen vermehren und verbreiten sich mit der Strömung. Sie treiben als Plankton durchs Meer bis sie sich an geeigneter Stelle festsetzen.

 

Das Herzstück des neuen Schutzgebietsnetzwerkes in Australien ist der Coral Sea Meerespark, der an das Great Barrier Reef grenzt. „Weil es weit in der offenen See liegt, ist dieses Korallengebiet noch weitgehend unberührt und intakt geblieben. Es ist als  Rückzuggebiet und Kinderstube für viele Meerestiere und Fische besonders wertvoll“, so WWF-Experte Lutter weiter. Meist werden Meeresschutzgebiete in Küstennähe statt auf offener See ausgewiesen. Grundsätzlich sieht der Experte beim Meeresschutz allerdings erheblichen Handlungsbedarf. „Weniger als zwei Prozent der Weltmeere stehen bisher überhaupt unter Schutz“, verdeutlicht Stephan Lutter. An Land seien es immerhin rund 15 Prozent. Gemäß internationalen Abkommen sollen bis 2020 rund 10 Prozent der Ozeanfläche unter Schutz stehen. Ebenso hat sich die Staatengemeinschaft beim letzten Umweltgipfel in Johannesburg verpflichtet bis 2012 repräsentative Netzwerke von Schutzgebieten, die unterschiedliche marine Arten, Lebensräume und Ökosysteme schützen, zu errichten. Der WWF fordert die Weltgemeinschaft zum Umweltgipfel in Rio auf, dem Beispiel Australiens zu folgen und die Selbstverpflichtung mit Nachdruck umzusetzen.

 

Viele der weltweit ausgewiesenen Meeresschutzgebiete bestehen zudem nur auf dem Papier, werden aber faktisch gar nicht ausreichend geschützt vor der Überfischung, den schädlichen Auswirkungen des Tourismus oder den Zerstörungen, wie sie Erdöl- und Gasbohrfirmen anrichten. Laut dem WWF ist es entscheidend, dass die Behörden die neuen Schutzgebiete in Australien konsequent umsetzen. Dafür brauche es Kernzonen, die ganz in Ruhe gelassen werden, fischereifreie Bereiche und Pufferzonen, die sicherstellen, dass nicht angrenzend zu den Schutzgebieten nach Gas und Erdöl gebohrt wird. Auch in deutschen Meeresschutzgebieten in Nord- und Ostsee vermisst WWF-Experte Lutter konkrete Schutzmaßnahmen. „In deutschen Schutzgebieten wird immer noch jeder Quadratkilometer befischt. Wir fordern, dass 50 Prozent der Schutzzonen nutzungsfrei bleiben.“

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