Wie kehren Fischotter und Co zurück an die Ems?
Umweltverbände stellen Renaturierungsvorschläge für die Unterems zur Diskussion
Leer/Hannover/Hamburg - Am vergangenen Samstag haben BUND, NABU und WWF in Leer rund 35 Teilnehmern aus regionalen Umweltverbänden aus Deutschland und den Niederlanden sowie Vertretern von Ämtern und Behörden Szenarien zur Renaturierung der Unterems zur Diskussion gestellt. Ziel aller Vorschläge ist es, die stark beeinträchtigte Unterems zu einer ökologisch intakten Flusslandschaft zu entwickeln und Lebensräume für charakteristische, aber längst verdrängte Arten wiederherzustellen. „Aus ökologischer Sicht ist die Ems heute verarmt“, sagt Elke Meier vom NABU. „Wir wollen die Ems wieder zu einem lebendigen Fluss machen, wo sich Störe, Fischotter und sogar Seeadler wieder ansiedeln und vermehren können.“
Im Rahmen des gemeinsamen Projekts „Perspektive Lebendige Unterems“ haben die drei Umweltverbände einen „Werkzeugkasten“ von geeigneten Umweltschutzmaßnahmen entwickelt, die entlang der Unterems zwischen Emden und Bollingerfähr für mehr Leben im Fluss sorgen können. Dazu zählen die Anlage von binnendeichs gelegenen Tidepoldern, die Schaffung von Platz für flusstypische Lebensräume durch die Rückverlegung des Deiches, die Revitalisierung von Nebenrinnen und Flussläufen, die Öffnung oder der Rückbau von Sommerdeichen, die Extensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung im tideoffenen Vorland, die Entwicklung von Röhrichten, Auwäldern und Flachwasserzonen im Vorland und die Verbesserung der Durchgängigkeit an Sielen und Schöpfwerken.
„Basis für das Leben in der Ems ist ausreichend Sauerstoff“, stellte Vera Konermann, Gewässerreferentin des BUND, fest. Im Projekt wurde geprüft in welchem Umfang die Renaturierungsszenarien einen Beitrag zur Lösung der Sauerstoffprobleme leisten können. „Es ist deutlich geworden, dass eine lebendige Ems Platz braucht,“ fasste Beatrice Claus vom WWF die Diskussionsergebnisse zusammen und kündigte an, dass die vielfältigen Anregungen zu den Renaturierungsvorschlägen geprüft und bei der Weiterentwicklung der Szenarien berücksichtigt werden. Im September soll dann das fertige Renaturierungskonzept der interessierten Öffentlichkeit erneut vor- und zur Diskussion gestellt werden.
Grund für die Planung der Umweltschutzszenarien ist der alarmierende Zustand der Unterems. Die Flussausbauten und kontinuierlichen Baggerarbeiten zur Überführung von Kreuzfahrtschiffen der Meyer Werft über die Ems in den Dollart haben dazu geführt, dass die Ems mittlerweile mit starkem Schlickeintrag durch die Gezeiten und vor allem im Sommer mit extrem niedrigen Sauerstoffwerten kämpft. Dadurch sind wertvolle Lebensräume wie Auenwälder, strömungsarme Flachwasserzonen und dichte Röhrichtgürtel verloren gegangen.
Bis 2013 entwickeln die Umweltverbände gemeinsam mit der TU Berlin Möglichkeiten zur Renaturierung der Unterems, wobei der Dialog mit regionalen Natur- und Umweltschützern ein wichtiger Projekt-Baustein ist. Ziel der Umweltverbände ist es, dass die Unterems ganzjährig wieder ein Lebensraum für die charakteristischen Tierarten der Flussmündungen wird. Dazu zählen Fische wie der Atlantische Stör, die Finte und der Nordseeschnäpel. Aber auch der Fischotter und der imposante Seeadler sollen sich wieder ansiedeln und vermehren können. Ihr Lebensraum besteht aus weitläufige Auenwäldern, strömungsarmen Flachwasserzonen und dichten Röhrichtgürteln, wo sie reiche Nahrung finden. Dort sind auch weitere Vogelarten wie der Pirol und die Beutelmeise anzutreffen.
Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Sanierung der Unterems und die Wiederherstellung ihrer natürlichen Lebensraumfunktionen ist die zügige und umfassende Umsetzung Europäischer Maßgaben zum Umweltschutz wie der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie und der Wasserrahmenrichtlinie.