- CCS: Zahlen zum künftigen Transportbedarf für CO2 veröffentlicht
- CCS-Gewerbeparks im Ozean: Meeresschutz gerät unter Druck
- Kritik am neuen Gesetzentwurf zur Kohlendioxid-Speicherung
Hamburg/Berlin, 18.03.24: Der Verein Deutscher Zementwerke veröffentlichte heute Zahlen zum voraussichtlichen Transportbedarf für CO2 im Rahmen der CCS-Technologie. Laut den Branchen Zement, Kalk und Abfallverbrennung könnte dieser im Jahr 2045 rund 46 Millionen Tonnen CO2 umfassen. Damit konkretisiert sich laut WWF auch das Bedrohungsszenario für die Meere, die als Speicher für das CO2 aus dem ganzen Land herhalten sollen. Der WWF kritisiert, dass die CCS-Infrastruktur im Meer einen massiven zusätzlichen Flächenverbrauch bei nicht bezifferbarem Risiko verursachen wird. „CCS-Gewerbeparks mit kilometerlangen Pipelines und zahlreichen Plattformen bedrohen unsere Meere”, so Karoline Schacht, Meeresschutzexpertin beim WWF Deutschland. „Wer CO2 aus Industrieprozessen speichern will, muss dafür sorgen, dass es auch an Land verpresst werden kann.”
Ausgerechnet der im Februar vom Bundeswirtschaftsministerium vorgelegte Entwurf für das neue Kohlendioxid-Speichergesetz gehe unter diesem Aspekt in die falsche Richtung, so die WWF-Kritik. „Der Gesetzentwurf schließt derzeit die Speicherung an Land aus, nicht aber Pipelines durch Meeresschutzgebiete”, so Karoline Schacht. „Damit würde die Bundesregierung den Meeresschutz ins Abseits stellen. Nord- und Ostsee brauchen gerade in Zeiten der wachsenden Industrialisierung der Ozeane konsequenten Schutz. Bestehende Schutzgebiete müssen vor den Verletzungen durch den CO2-Infrastrukturaufbau verschont bleiben, damit sie ihre Funktionen erfüllen können und für neue Schutzgebiete muss ausreichend Platz bleiben.”
Durch ihre immense Aufnahmekapazität für Kohlendioxid aus der Luft puffern die Meere die globale Erderhitzung ab. Sie sind ein riesiger natürlicher CO2-Speicher. Doch die Kapazität ist endlich, die Meere erwärmen sich und versauern zusehends. Übernutzung, Verschmutzung und die Klimakrise führen in den Meeren zu einem rasanten Verlust von mariner Biodiversität. Die wachsende Industrialisierung schließlich schwächt die Schutzfunktion der Küsten sowie die Kapazität der Meere, die Klimakrise abzumildern.
„Da draußen wird es eng. Es gibt schon jetzt praktisch keine ungestörten Räume mehr“, so Schacht. „Wir müssen die wirtschaftliche Ausbeutung der Meere insgesamt zurückfahren, statt sie immer weiter auszubauen. Maßnahmen für den Arten- und Lebensraumerhalt im Meer sind unverzichtbar. Klimaschutz auf Kosten von Meeresschutz ist keine Option.”