Der WWF Deutschland blickt vorsichtig optimistisch auf die im August vom südafrikanischen Ministerium für Forstwirtschaft, Fischerei und Umwelt (DFFE) veröffentlichten Zahlen zur Nashornwilderei. Zwar fielen im ersten Halbjahr dieses Jahres 231 Nashörner der illegalen Jagd nach ihrem Horn zum Opfer. Laut der Veröffentlichung bedeutet dies jedoch ein Rückgang getöteter Dickhäuter im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 11 Prozent (28 Tiere). Südafrika verzeichnet unverändert die höchste Wildereiquote für Nashörner auf dem afrikanischen Kontinent. Nur knapp 20% der im ersten Halbjahr 2023 getöteten Nashörner (42) lebte im einstmals am schwersten von Wilderei betroffenen Krüger-Nationalpark. Dies ist auf bessere Schutzmaßnahmen, aber auch auf einen massiven Bestandseinbruch an Breitmaulnashörnern im Park zurückzuführen. Die Wilderei hat sich vom Krüger Park nun vor allem in die Provinz KwaZulu-Natal verschoben, was der WWF mit Sorge beobachtet.
Asien stärkster Absatzmarkt für Nashorn-Horn
Insbesondere die weiterhin bestehende Nachfrage aus Asien nach Nashorn-Horn treibt die Wilderei in Afrika voran. Neben der Umsetzung effektiver Schutzmaßnahmen für die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum, ist daher die Reduktion der Nachfrage nach den Hörnern ein wichtiger Ansatz, um Wilderei nachhaltig einzudämmen. Der WWF arbeitet zusammen mit seinem Partner TRAFFIC sowie Akteuren der traditionellen Medizin in Vietnam und China, um ein Umdenken der Branche - hin zu legalen und nachhaltigen Alternativen - zu erreichen. Außerdem unterstützt er in Südafrika, insbesondere in der aktuell schwer betroffenen Provinz KwaZulu Natal, Schutzgebiete und Wildhüter:innen mit Ausrüstung und Fortbildungen.
Nashorn-Populationen stark gefährdet
Vor allem die Bestände der Breitmaulnashörner leiden unter dem seit Jahren anhaltenden Wildereidruck. Ihre Zahlen sind seit 2012 rückläufig und haben seitdem um ein Viertel abgenommen. Die aktuellen, offiziellen Bestandsschätzungen von 2021 gehen von nur noch knapp 16.000 Breitmaulnashörnern in ganz Afrika aus, im Vergleich zu rund 21.300 Tieren, die es 2012 noch gab. Katharina Hennemuth, Expertin für Wilderei und illegalen Artenhandel beim WWF Deutschland, meint zur allgemeinen Nashorn- und Wildereilage:
„Wir freuen uns über die leicht gesunkene Zahl getöteter Nashörner, auch wenn jedes tote Tier eines zu viel ist. Eine gewisse Dunkelziffer gibt es jedoch, denn nicht jedes gewilderte Nashorn wird auch gefunden und somit für die Statistik gezählt. Nashorn-Horn gilt unverändert als eines der wertvollsten illegalen Wildtierprodukte der Welt. Entsprechend hoch bleibt leider der Anreiz, zu wildern. Und entsprechend gut ausgerüstet und organisiert sind auch die kriminellen Netzwerke dahinter. Bestehende Schutzmaßnahmen zu verbessern und kontinuierlich an der Reduktion der Nachfrage in Asien zu arbeiten, sind leitende Elemente unserer Arbeit zum Schutz der Nashörner in Südafrika. Auch leicht gesunkene Wildereizahlen im Land sind kein Grund, um nachzulassen.“