Im georgisch-aserbeidschanischen Grenzgebiet werden die persischen Kropfgazellen mit Unterstützung des WWF in Teilen ihres ursprünglichen Verbreitungsgebietes wieder angesiedelt. Die asiatische Gazellenart wird von der IUCN als gefährdet eingestuft.

Persische Kropfgazellen sind zierliche, sandfarbene Tiere mit einer Schulterhöhe von 50 bis 60 Zentimeter. Ihren Namen verdanken sie einer knorpeligen Verdickung am Hals, die – genau wie die Hörner – nur die Männchen tragen.

Noch um 1900 besiedelte die Kropfgazelle die Steppen und Halbwüsten Transkaukasiens. In den 1930er Jahren ging ihre Zahl jedoch rapide zurück. Starke Bejagung und die Zerstörung und Fragmentierung ihres Lebensraumes durch die Landwirtschaft waren die Ursachen. In den 1960er Jahren dann erreichten die Bestände eine kritische Größe und die Art starb in Georgien und weiten Teilen Aserbaidschans aus.

Nach der Einrichtung von Schutzgebieten nahm die Zahl der Gazellen wieder deutlich zu, ihr Vorkommen konzentrierte sich jedoch hauptsächlich auf das isolierte Schutzgebiet des Schirwan Nationalparks an der Küste des Kaspischen Meeres. Dort leben heute etwa 90 Prozent der aserbaidschanischen Gazellen-Population.

Kropfgazellen ziehen um

Kropfgazelle im Samukhi-Tal © V. Kochiashvili / WWF
Kropfgazelle im Samukhi-Tal © V. Kochiashvili / WWF

Bereits 2010 hat der WWF in enger Zusammenarbeit mit den Regierungen von Aserbaidschan und Georgien und mit finanzieller Unterstützung der Bundesregierung damit begonnen, Gazellen von der Küste in geeignete Gebiete ihres ursprünglichen Verbreitungsgebietes umzusiedeln. Priorität hatte dabei das Grenzgebiet zwischen Aserbaidschan und Georgien, das Iori-Ajinour-Plateau.

Das Projekt ist ein Erfolg: Die Bestandsentwicklung im Auswilderungsgebiet wird systematisch überwacht – auch mit Hilfe von GPS-Halsbändern. Seit den ersten Auswilderungen verzeichnen wir ein kontinuierliches Wachstum. Im Samuchi-Tal in Georgien leben wieder rund 270 Tiere, in der Ajinour-Steppe in Aserbaidschan rund 330 (Stand 12/2023).

Klimakrise bedroht Kropfgazellen

Der Lebensraum der Kropfgazellen sind trockene und halbtrockene Landschaften, die von Savannen und Halbwüsten dominiert werden. Im Sommer ist es mit rund 45 Grad im Schatten sehr heiß; und es regnet durchschnittlich nicht mehr als 400 Millimeter pro Quadratmeter im Jahr.

Diese ohnehin schon drastische Trockenheit wird durch die Klimakrise noch verschärft und bedroht das Leben der Kropfgazellen: Es regnet noch weniger – monatelange Dürreperioden im Sommer sind inzwischen fast die Regel.

In der Folge trocknen die Wasserlöcher aus – eine akute Bedrohung für die Gazellen und andere Tiere der Region. Denn die Wasserlöcher spielen in der Zeit, in der die Gazellen ihren Nachwuchs bekommen, eine entscheidende Rolle. Die Weibchen halten sich in der Nähe der Wasserstellen auf, da das Überleben der Kitze in hohem Maße von der Verfügbarkeit von Wasser abhängt.

Wird das Wasser knapp, sind die Gazellen gezwungen, sich in kleine Gruppen aufzuteilen und aus den offenen Steppen abzuwandern. Zum Beispiel in Lebensräumen mit dichtem Buschwerk und Bäumen. Da sie nicht an diesen Lebensraum angepasst sind, besteht hier eine größere Gefahr, Großraubtieren wie Wölfen und Luchsen zum Opfer zu fallen.

Wasser für die Kropfgazellen

Kamerafallen-Aufnahme von Kropfgazellen an einer angelegten Wasserstelle im Samukhi-Schutzgebiet © WWF
Kamerafallen-Aufnahme von Kropfgazellen an einer angelegten Wasserstelle im Samukhi-Schutzgebiet © WWF

Deshalb arbeitet der WWF im Projektgebiet auch daran, die Wasserverfügbarkeit für die Gazellen zu verbessern, und so die Auswirkungen der Klimakrise auf die Gazellen-Popualtionen im Grenzgebiet von Aserbaidschan und Georgien zu verringern.

In beiden Ländern werden an wichtigen Punkten Wasserstellen und Tränken für die Gazellen eingerichtet:

In Aserbaidschan kommt das Wasser aus den Bergen, die die Ajinour-Steppe von Norden her umgeben. Von der Quelle im Gebirge bis zum Gazellengebiet sind es etwa acht Kilometer. Das Wasser fließt auf natürlichem Wege über einen Fluss in die Ebene. Dort sind drei Tränken für die Tiere angelegt.

In Georgien bringt eine angelegte Wasserleitung das Wasser aus dem Fluss Iori zu zwei Tränken in die Steppe, das Wasser wird mit Hilfe von Pumpen, die durch Photovoltaik betrieben werden, zu den Tränken gepumpt.

Sowohl in Aserbaidschan als auch in Georgien wird der Wasserstand an den Tränken so gesteuert, dass eine ausreichende Wasserversorgung und gleichzeitig eine nachhaltige Nutzung der wertvollen Ressource gewährleistet ist. In enger Zusammenarbeit mit den lokalen Wanderschäfer:innen können auch Schafe an die Tränken. Dadurch profitieren sowohl die Wildtiere als auch die Schäfer:innen mit ihren Herden.

Zukunft für die Kropfgazellen

Die erfolgreiche Auswilderung der Kropfgazelle im Georgisch-Aserbaidschanischen Grenzgebiet beweist einmal mehr, das grenzübergreifende Zusammenarbeit der Schlüssel für erfolgreichen ökoregionalen Natur- und Artenschutz ist.

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