Besonders ertragreich erscheinen die Seeberge, die vielen Tiefseefischen als Laich- und Nahrungsgebiet dienen. Dabei werden allerdings viele Fischarten weggefischt, die nur langsam nachwachsen, wie beispielsweise der Grenadierfisch oder der Granatbarsch.
Der nordostatlantische Schelf innerhalb der 200 Seemeilen-Zone gehört zu den ökologisch wertvollen Meeresregionen der Erde. Oft sind die Gewässer vor den Küsten jedoch bereits leer gefischt. Deshalb erschließen moderne Fangflotten zunehmend auch die Tiefsee bis in 2.000 Meter.
WWF leistet internationale Gremienarbeit
Der WWF ist deshalb seit vielen Jahren aktiv in die internationale Gremienarbeit zum Schutz des Nordostatlantiks eingebunden, zum Beispiel für die Internationale Nordseeschutzkonferenz (INK) von 1984 bis 2006, das Abkommen zum Schutz der Meeresumwelt des Nordostatlantiks (OSPAR-Abkommen) und die Nordostatlantische Fischereikommission (NEAFC).
Seit Ende der 90er Jahre hat sich die Umweltstiftung dort für den wirksamen Schutz von Meeresflächen eingesetzt, den Anrainerstaaten Meeresschutzgebiete in ihren Ausschließlichen Wirtschaftszonen (200-Seemeilen-Zonen) und auf der Hohen See vorgeschlagen, die Aufnahme bedrohter Arten und Lebensräume in die Rote Liste wissenschaftlich begründet sowie Schutzmaßnahmen und Managementpläne entwickelt.
Auf diese Weise wurden die internationalen Beschlüsse immer weiter vorangetrieben, so dass inzwischen unter anderem auch Seeberge, Tiefseeschwämme oder heiße Tiefseequellen, sich langsam fortpflanzende Tiefseehaie, Rochen oder Granatbarsche als schutzwürdig gelten und für diese Arten und Lebensräume Meeresschutzgebiete eingerichtet werden können.
Schutz vor Bodenschleppnetzen
So wurden durch die Lobbyarbeit des WWF bis heute mehr als 600.000 Quadratkilometer Rifffläche für Bodenschleppnetze geschlossen. Viele der erfolgreich durchgesetzten Schutzgebiete auf offener See und in der Tiefsee tragen klingende Namen wie die „Darwin Mounds“ nordwestlich vor Schottland, „Sedlo Seamount“ bei den Azoren, das „Sula Riff“ vor Mittelnorwegen, die „Doggerbank“ in der zentralen Nordsee, „Lilla Middelgrund“ in schwedischen Gewässern des Kattegat oder „Lucky Strike Vent Field“ bei den Azoren, das erste Tiefseeschutzgebiet in der Region überhaupt (2002).
Dies solle dem Erhalt von Korallenriffe und –Gärten, Seebergen und unterseeischen Bänken sowie heißen Tiefseequellen dienen. Seit 2012 gibt es sieben Schutzgebiete in internationalen Gewässern, der so genannten Hohen See, in den die gefährlichen Bodenschleppnetze ebenfalls weitgehend verboten sind, darunter die riesige „Charlie-Gibbs Marine Protected Area“.
Netzwerk von Meeresschutzgebieten
Bis heute ist das Netzwerk im Nordostatlantik auf 334 Meeresschutzgebiete angewachsen. Das entspricht 6864.000 Quadratkilometern beziehungsweise rund 5,1 Prozent der Meeresregion und damit einer Fläche größer als die gesamte Ostsee, . Weitere Gebiete sollen hinzukommen. Für alle diese Gebiete drängt der WWF die Staaten zur raschen Umsetzung von Schutzmaßnahmen und hat entsprechende Pläne vorgelegt.
Der WWF fordert zudem ein Moratorium für den Tiefseebergbau von Vorkommen an Manganknollen, Kobaltkrusten und Massivsulfiden. Bevor man den Meeresboden in dieser Form antastet, muss ein Netzwerk von Meeresschutzgebieten weltweit eingerichtet werden, müssen wichtige und repräsentative Gebiete identifiziert und vor Zerstörung bewahrt werden. Außerdem sollten Alternativen zum Tiefseebergbau erwogen werden – besonders die Entwicklung ressourcenschonender Produkte und ein stärkerer Einsatz von recycelten Materialien. Denn die begehrten Metalle und seltenen Erden werden zunehmend in Elektronikgeräten und modernen Technologieprodukten, z.B. Solarzellen eingesetzt. Wegen der unberechenbaren Risiken setzen wir uns auch für einen Stopp der Ölförderung aus der Tiefsee ein.
- Weitere WWF-Erfolge
- Einkaufsratgeber Fisch